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Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Die Tote im Maar - Eifel Krimi

Titel: Die Tote im Maar - Eifel Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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war nur noch ein Metallknäuel inmitten von Gestrüpp und Ranken hinter Wittlich.
    Ich konnte mich an nichts erinnern. Nicht, wohin ich gefahren war. Nicht an den Unfall selbst, und nur schemenhaft, dass ich den Abhang, über den ich zuvor mit dem Wagen geschossen sein musste, anschließend auf allen vieren wieder hinaufgeklettert war.
    Und dort am Straßenrand hatte mich dann irgendwann jemand aufgelesen. An den entsetzten Schrei der Frau, die angehalten hatte, konnte ich mich erinnern. Er war als Einziges überdeutlich in meinem Gedächtnis haften geblieben. Mein Blut sickerte aus hundert kleinen Wunden, und ich fühlte mich, als hätte mich etwas in Stücke gerissen.
    Ich kam wieder in Ordnung, allmählich, nur hatte es den Anschein, als wäre etwas in meinem Verstand verloren gegangen. Mir fehlten einige Stunden vom Tag. Was hatte ich unternommen, mit wem hatte ich mich getroffen – falls ich jemanden getroffen hatte …
    Und solange mir niemand sagen konnte, wohin ich unterwegs gewesen war, blieb ein kalter, leerer Raum zurück.
    Ich hätte meine Freundin beunruhigen können, vielleicht würde ich es noch tun, aber dann müsste ich ihr von den Bildern erzählen, die mich heimsuchten, und das konnte ich nicht. Der leere Raum war dabei, sich zu füllen. Mir gefiel nicht, womit.
    »Ein spätes Picknick?«, schlug ich vor. »Irgendwo, wo wir unter uns sind, auf einem Hügel mit Ausblick. Ich organisiere das Essen und du die Getränke. Vielleicht den leckeren Weinbergpfirsich-Likör.« Luise war die nicht unvermögende Tochter eines der größten Winzer in der Gegend. Und dieser Geschmacksvulkan stammte aus eigenem Anbau.
    »Überall, nur bitte keine Laufarbeit«, sagte Luise.
    »Also überhaupt nicht überall«, gab ich zurück. Dabei sollte ein bisschen Stock und Stein in ihren Stiefeln doch wirklich kein Problem sein. Und jetzt sollte ich auch noch über den Ort unseres Treffens verhandeln. Dabei hatte Luise mich zuerst gefragt, was sie gerade elegant beiseitewischte.
    »Vielleicht bei mir, im Pavillon. Nach der Beisetzung, wenn es dir angenehm ist. Ich bin für den neuen Champagner.«
    Sie meinte wohl die Beisetzung des Katers. Ich würde dazu nichts sagen. Ich mochte den Pavillon. Und ich hatte nichts dagegen, neuen Champagner zu trinken, was auch immer mit dem alten passiert war.
    »Was ist mit Kleiner Bär? Ich ertrage den Geruch des Todes nicht.« Sie verzog angeekelt das Gesicht.
    »Luise Sonnenschein … was versuchst du mir zu sagen?« Es hatte ein bisschen gedauert, aber allmählich bekam ich eine Ahnung.
    »Ich komme grade nicht an den Likör. Der Getränkekühlschrank ist indiskutabel, wirklich.«
    »Und dort ist der Champagner nicht«, vergewisserte ich mich.
    »Nein!«, rief sie ehrlich entsetzt. Was für eine Frage.
    »Hast du den Kater wenigstens in eine Schachtel gelegt? Du hast ihn doch nicht einfach so in die Kühlung gestopft?«
    Ein zögerliches Schulterzucken sagte mir, doch, sie hatte. Wahrscheinlich mit verbundenen Augen, stellte ich mir vor.
    Wir verabredeten uns für den Abend. Bis dahin würde Zelda Krieger frisch wie der junge Frühling aussehen, und ich hätte es auch geschafft, in meiner Lieblingsmetzgerei mit dem leuchtenden Namen »Sterntal Fleisch und Wurst« eine leckere Pastete und die selbst eingelegten Gurken zu kaufen, die Luise und ich so gern aßen. Sie passten eigentlich nicht zum Champagner, aber wir hatten schon Schlimmeres kombiniert.
    Luise war nicht die Einzige, der das Institut nicht behagte.
    Johnny mochte den Geruch des Todes auch nicht, darum hatte er sich in sein Reich zurückgezogen und lag ausgestreckt da, was für den Betrachter unbequem anmutete, denn seine Beine schauten hinten aus der Hütte heraus. Aber für den Labrador funktionierte es offenbar.
    Die Hundehütte lag im Schatten unserer alten Linde, die sich jedes Jahr zögerlich wieder dazu entschloss, noch ein wenig länger durchzuhalten. Als ich mich jetzt gegen den Stamm lehnte und seine raue Rinde an meinem Rücken spürte, überkam mich das beruhigende Gefühl, dass es Lebensformen gab, die Bestand hatten.
    Noch ein paar Minuten meiner Mittagspause, noch ein paar Gedanken, wie ich die »Angelegenheit Kleiner Bär« am besten löste, untermalt von den Kirchturmglocken unserer Pfarrkirche St.   Martin, die aussah, als hätte man ihr einen spitzen Zauberhut übergestülpt.
    Johnnys Hinterläufe bewegten sich, als wäre er auf der Jagd seines Lebens, und dazu drang ein sattes Rasseln aus der Hütte –

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