Die Tote im Maar - Eifel Krimi
Hände und küsste mich auf den Mund. Dann vollführten wir eine Drehung, während derer er der Tür einen Tritt verpasste.
»Keine fremden Blicke«, murmelte er. »Ich will auch etwas.«
Meine Hand verschwand in seinem Haar, und ich zog seinen Kopf zu mir herunter, während die andere sein Hemd aufknöpfte. Ich wollte nicht nachdenken, was ich da tat.
Ich hatte das noch nie zuvor gemacht. Sex mit einem Mann, der mich einfach wollte und den ich wollte, der mir aber gefährlich werden konnte. Und das in mehr als einer Hinsicht. Ich hatte zu oft an ihn gedacht. Er auch an mich, aber sicher nicht ausschließlich in dieser Art.
Wir landeten auf dem Bett. »Ich habe es mir vorgestellt«, gestand er. Seine Finger zeichneten meine Lippen nach, bevor er mir das Shirt über den Kopf zog. Seine Augen verschlangen mich, wie sie es schon vom ersten Augenblick an getan hatten.
Irgendwann lagen wir nackt nebeneinander, und ich hatte keine Erinnerung, wie es geschehen war. Ich wusste nur noch, dass ich meine Hände wie zwei Diener losgeschickt hatte, um alles Stoffliche von diesem Körper zu schälen. Er war trainiert, was mir bereits aufgefallen war, als ich ihn mit Luise zusammen ausgezogen hatte. Nur hatte er da seinen Slip noch getragen, jetzt nicht mehr. Ich küsste seine Brust, was ihm ein raues Stöhnen entlockte. Meine Diener wanderten derweil abwärts. Ich wollte eines unbedingt und kam mir schrecklich dabei vor; ich wollte, dass er meinen Namen sagte.
»Isabel?«
War das eine Frage? Er griff nach meinen Händen und hielt sie fest. »Ich will dich mehr als alles andere«, sagte er. »Aber ich brauche eine Antwort.«
Der Taumel der Lust war vorüber in dem Augenblick, als er mir meinen Wunsch erfüllte, meinen Namen aussprach und ihn in eine Frage umwandelte. Seine Antwort bekam er nicht.
Was hinter dieser Tür nicht geschah an dem Nachmittag … vielleicht würde es nie geschehen.
Ich hatte nicht gefragt, welcher Art die Antwort sein sollte, die ich ihm nicht gab, doch zurück in meinem Haus, wo mich Stille einhüllte und ich gezwungen war nachzudenken, beschloss ich, ich würde Konstantin Höllrath anrufen. Gleich.
Ich nannte meinen Namen und wurde verbunden. »Isabel.« Er fragte mich nicht. »Ich hätte nicht erwartet, dass ich von Ihnen höre.«
»Ich kann mich nicht an Sie erinnern. Warum kann ich es nicht?« So hatte ich gar nicht beginnen wollen, das hatte ich auch nicht gestehen wollen.
»Wichtig ist, dass Sie sich an etwas anderes erinnern. Ich bin nicht wichtig.«
»Erzählen Sie mir bitte, was Sie mir schon einmal erzählt haben«, sagte ich.
24
Es war ihm gelungen, endlich einzuschlafen. Aber die Macht der Gewohnheit ließ einen Polizisten immer wachen, auch wenn er es nur mit einem Ohr tat.
Der schöne Traum löste sich auf und zerplatzte an den Rändern seiner Empfindungen wie eine Seifenblase. Wenn er das Gespräch entgegennahm, was er in jedem Fall tun würde, sollte er wenigstens klar denken und wenn möglich keinen Unsinn von sich geben.
»Ja?«, fragte er.
»Ich dachte, das könnte dich interessieren«, sagte Konstantin Höllrath. »Isabel Friedrich hat mich vor ein paar Stunden angerufen.«
Und ob ihn das interessierte.
»Was so viel bedeutet wie, du kannst nichts mehr verlauten lassen, weil sie deine Patientin ist?«, erkundigte sich Vincent.
»Dir kann nicht entgangen sein, dass sie Angst hat. Ich werde versuchen, ihr zu helfen und noch ein wenig mehr herauszufinden, aber du wirst es auf andere Art tun müssen.«
Vincent konnte ihn sich vorstellen, wie er in seinem Sessel saß und sein übergeschlagenes Bein wippte. Aber wenigstens hatte ihm heute schon jemand eine zufriedenstellende Antwort gegeben. Einer, mit dem er überhaupt nicht gerechnet hätte. Fabian.
Ganz sicher hätte der Junge ihm das unter normalen Umständen nie verraten. Nicht unter normalen Umständen. Weil die Person ihm etwas bedeutete, ein Freund war. Aber Vincent hatte Caramello gerettet, und somit hatte er diese Auskunft verdient. Es musste Fabian schwergefallen sein, sie zu geben. Aber jetzt wusste er wenigstens, dass Isabel unschuldig war. Nur, ob sie das auch wusste?
Galen Blocher. Langsam zog sich das Netz enger.
Vielleicht war es nur seine Intuition, mehr wohl nicht, musste sich Vincent eingestehen. Aber da war Blochers Loyalität, sicher mehr als nur das, womöglich fühlte er sich Isabel gegenüber verantwortlich, in einer Weise verpflichtet. Vincent musste zusehen, Galen Blocher mehr Transparenz
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