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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Mutter nicht mit unnötigen Fragen auf die Probe stellen. So huschte sie nur zu ihr hinüber, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. »Danke«, strahlte sie und wollte sich abwenden, als Lottes Stimme sie zurückhielt.
    »Sophie?« Sie klang überraschend ernst. »Dein Vater schätzte deinen wachen Geist. Aber er wusste auch, dass es für eine Frau nicht immer einfach ist, Freiheit zu leben.« Sie zögerte kurz, fügte dann etwas leiser hinzu: »Tu, was dir richtig erscheint. Aber erwarte nicht, dass man es gut heißt. Eine gute Freundin sagte einmal: Wer sicher ist, die Folgen nie zu bejammern, darf tun, was ihm gut dünkt. Denk daran.«
    Sophie lächelte. »Das werde ich«, sagte sie und setzte sich endlich. Selbst der kalte Kaffee erschien ihr mit einem Mal ungemein appetitlich.
    *
    »Man hat aber beschlossen … , setzte Wachtmeister Schmitt an, kam jedoch nicht weiter, weil Julius ihn grob zur Seite schob.
    »Mir ist es gleichgültig, was man geschlossen hat«, fauchte Julius und beschleunigte seine Schritte, die ihn den Steinweg hinab zur Ketzerbach führten. »Das ist die dritte Leiche, und ich werde mich nicht wieder behandeln lassen, als sei ich ein dummer Medizinstudent im ersten Jahr. Und wenn sich mein Vater auf den Kopf stellt!«
    »Er stellt Sie auf den Kopf«, orakelte Schmitt, unterließ es aber, Julius weiterhin am Rockärmel zurückhalten zu wollen. Stattdessen stolperte er neben ihm her, sichtlich in Mühe, das scharfe Tempo zu halten. »Was zum Teufel erwarten Sie da überhaupt zu finden?«
    »Antworten«, gab Julius einsilbig Auskunft. »Und einen Hinweis, ob unsere Hexe als Täterin in Betracht käme.«
    »Man wird Sie aus Marburg verjagen«, schnaufte Schmitt resignierend. »Doktor Wittgen hat eindeutig gesagt … «
    Julius fuhr herum, sodass der Wachtmeister beinahe in ihn hineingelaufen wäre. »Um den feinen Herrn Doktor werde ich mich auch noch kümmern. Es gibt da einige Fragen, auf die ich gerne eine Antwort hätte.«
    »Sie legen es darauf an, Ärger zu bekommen, wie?«
    »Nein, ich lehne es ab zu katzbuckeln, obwohl man genau weiß, dass etwas falsch läuft«, erklärte Julius bestimmt. »Und wenn sie mich dafür wieder fortjagen, dann sei’s drum.«
    Schmitt seufzte. »Manchmal wünschte ich, es gäbe hier mehr von Ihrer Sorte. Dann hätten wir es längst den Franzosen gleichgetan.«
    Julius starrte ihn überrascht an, schüttelte dann den Kopf. »Davor behüte uns Gott. Und nun beeilen Sie sich, sonst ist dieser elende Fichtner vor uns da.«
    Natürlich war Bertram Fichtner längst vor Ort und stellte sich Julius in den Weg, kaum dass dieser das Anatomische Theater betreten hatte. Eine Handvoll Studenten lungerte im Hintergrund herum, vermutlich auf die Anatomievorlesung wartend, die am heutigen Vormittag stattfinden sollte. Als sie Schmitts Uniform gewahr wurden, reckten sie neugierig die Köpfe.
    »Hat man Ihnen nicht verboten, hier zu erscheinen?«, begann Fichtner ohne jede Begrüßung und baute sich vor Julius auf, die Arme in die Hüften gestemmt. Mit dem verbissenen Gesichtsausdruck und der geröteten Stirnglatze erinnerte er an einen zornigen Gnom, den man aus seinem Bau getrieben hatte.
    »Das hat man, allerdings ist das ein Stand, der inzwischen überholt sein dürfte«, erwiderte Julius gereizt und wollte sich an Fichtner vorbeischieben. Doch der machte einen Ausfallschritt zur Seite und versperrte ihm den Durchgang. Das plumpe Kinn gereckt, funkelte er Julius herausfordernd an.
    »Wenn Sie auch nur einen Fuß ins Theater setzen, lasse ich Sie von hier entfernen. Es trifft sich gut, dass Sie den Wachtmeister gleich mitgebracht haben.«
    Schmitt brummelte etwas und räusperte sich in seinen Schnauzer. Julius konnte es ihm nicht verdenken, dass er sich wand, Stellung zu beziehen, schließlich waren es Personen wie Michaelis oder auch sein eigener Vater, die über Schmitts Wohl und Wehe entschieden.
    Julius atmete tief durch und zauberte jene aufgesetzte Freundlichkeit auf sein Gesicht, die es erlaubte, dem Gegenüber den Dolch auf die Brust zu setzen, ohne dass einem Aggression vorgeworfen werden könnte. »Mein lieber Herr Fichtner, Sie haben weder die Kompetenz noch die Befugnis, irgendjemanden von hier entfernen zu lassen. Es sei denn, Sie versuchten sich als Kammerjäger und jagten Schmeißfliegen und Ratten. Reden Sie daher nicht so ein blödes Zeug und lassen Sie mich meine Arbeit tun.« Er packte Fichtner an der Schulter und schob ihn kurzerhand zur Seite.
    Der

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