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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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den Mantel und wollte sie auf den Arm nehmen, aber sie schüttelte den Kopf. »Ich kann laufen«, versicherte sie und schenkte dem Onkel ein aufmunterndes Lächeln. »Es tut mir leid, dass ich euch Sorgen gemacht habe.«
    Hugo nickte ernst. »Tu das nie wieder«, sagte er in einem für ihn ungewohnt ernsten Tonfall.
    »Versprochen.« Sophie legte wie zum Schwur ihre Hand auf seine, drückte sie kurz und beeilte sich dann, Julius nach draußen zu folgen.
    Dort erwarteten sie ein gutes Dutzend weiterer Männer, die teils Fackeln trugen, teils Heugabeln, Knüppel oder andere improvisierte Waffen. Sophie erkannte Wachtmeister Schmitt und den Sonnenwirt unter ihnen, aber es war zu dunkel, um alle Gesichter zu sehen. Jemand hatte ein Pferd mitgenommen, auf dem Wilhelm bereits saß, bleich und sichtlich bemüht, Haltung zu bewahren. Sophie wollte schon zu ihm hinübereilen, als ein wütendes Kreischen aus der Hütte ertönte und kurz darauf zwei Männer des Generalleutnants die Hexe durch die Tür trieben. Sie hatten Maria die Hände auf den Rücken gebunden und ihr einen Strick um den Hals gelegt, mit dem sie sie herumzerrten wie ein wildes Tür. Die Alte biss und spuckte, wenn sie jemanden erreichen konnte, sodass ihre Wächter hastig zur Seite sprangen, um sich außer Reichweite zu bringen.
    »Lasst sie los!« Sophie ließ Hugos Hand fahren und rannte los, um sich schützend vor die Alte zu stellen. »Sie hat nichts getan! Sie hat uns gerettet!«
    »Geh weg, Mädchen«, donnerte von Rotsmann befehlsgewohnt. »Das hast du nicht zu entscheiden.«
    »Doch, ich habe es erlebt! Sie ist gekommen, als der Wolf … «
    »Der Wolf?« Der Generalleutnant hob einen Mundwinkel, was im unsteten Schein der Fackeln zu einer grotesken Fratze geriet. »Womöglich macht sie gemeinsame Sache mit dem Untier. Darüber wird man später bescheiden. Doktor Laumann, kümmern Sie sich bitte.«
    Julius nickte knapp und packte Sophies Handgelenk. »Komm«, zischte er. »Lass das Theater.«
    »Du musst mir glauben, Julius, sie hat uns nichts getan! Bitte!« Sophie spürte, wie ihr die Verzweiflung Tränen in die Augen trieb. Was geschah hier? »Julius, bitte!«
    Julius schüttelte den Kopf und zog sie mit sich. »Halt endlich den Mund!«, fuhr er sie an. »Du hast keine Ahnung, was hier vor sich geht! Katharina Wittgen ist tot!«
    »Katharina … tot?« Sophie starrte ihn verständnislos an. Aber sie war doch die Mörderin, wieso … »Ein Unfall, nicht wahr?«
    Julius schüttelte den Kopf. »Gift.«
    Sophie stolperte neben ihm her durch die Dunkelheit, ohne recht zu begreifen, was das alles zu bedeuten hatte. Das musste alles ein Missverständnis sein, wie dieser Wolf, der in Wirklichkeit ein Hund war. Das war alles nur ein böser Traum, aus dem sie erwachen würde, wenn es hell wurde.
    Als sie noch einmal den Kopf wandte und zurückblickte, sah sie Feuerschein zwischen den Bäumen, ein großes, gieriges Feuer.
    Es fraß Marias Haus.

XIII
    Doktor Wittgen hatte das Fenster aufgerissen und starrte in den Nebel, der an diesem Morgen wieder so dicht war, dass man kaum das nächste Hausdach erahnen konnte. Er wandte den versammelten Honoratioren den Rücken zu, aber das rhythmische Heben und Senken seiner Schultern verriet, wie sehr er um Beherrschung rang.
    »Es ist die dritte Tote innerhalb eines Monats«, ließ sich Savigny vernehmen, den man heute dazugebeten hatte. Er sprach leise, ruhig, ein Muster an Beherrschung angesichts der Situation. Wenigstens einer, der kühlen Kopf bewahrte. »Bei Ihrer Tochter mag man noch von einem Unfall ausgegangen sein, bei Emilie Breuer konnte man noch an einen Zufall glauben. Aber nun Ihre Frau … Verzeihen Sie meine Direktheit, aber ich sehe keinen Grund, eine Obduktion zu verweigern. Im Gegenteil halte ich sie für höchst notwendig.«
    »Niemand schneidet meine Frau auf!« Wittgen fuhr herum, sein gut aussehendes Gesicht war schmerzverzerrt. »Es liegt doch auf der Hand, dass diese Hexe meine Katharina vergiftet hat! Hängen Sie sie auf, aber rühren Sie meine Frau nicht an!«
    Theodor Laumann wechselte einen kurzen Blick mit Professor Michaelis, dem man ansah, dass ihm die frühe Stunde nicht behagte. Zwar versuchte er, das Gähnen fortwährend hinter einer Hand zu verbergen, konnte die Müdigkeit aber nicht wirklich verhehlen. »Für einen zweifelsfreien Schuldspruch wäre es wichtig, dass der Giftmord nachgewiesen wird«, wandte sich Theodor Laumann Doktor Wittgen zu. »Es wäre fatal, wenn Sie sich dem

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