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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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verweigerten.«
    »Fatal?« Wittgen lachte hysterisch und raufte sich die Haare. »Wissen Sie, was fatal wäre? Wenn Sie es zuließen, dass jemand grundlos an meiner Katharina herumschneidet!«
    »Von grundlos spricht niemand«, mischte sich Bürgermeister Braumann ein. Auch er wirkte müde, was nach den Ereignissen der letzten Nacht nicht verwunderlich war. »Aber ich muss dem Ratsherrn Laumann beipflichten. Es diente der rechtlichen Absicherung. Das wäre gerade in diesem Fall angebracht, damit niemand auf den Gedanken kommt, Marburg könnte sich selbst ins Dunkel der Geschichte zurückgestoßen haben oder …
    Wittgen stieß einen höhnischen Laut aus und drehte sich mit einem Ruck wieder zum Fenster um. »Sprechen Sie Ihr Urteil, meine Herren, aber lassen Sie meine Frau aus dem Spiel«, sagte er mit nur mühsam unterdrückter Anspannung. Er presste seine Hände hart gegen den Fensterrahmen, sodass die Knöchel weiß hervortraten. »Andernfalls werde ich beim Kurfürsten vorsprechen und ihn davon in Kenntnis setzen, dass nach dem Tod meiner Tochter und Frau Breuers nichts unternommen wurde, um dem Treiben der Hexe Einhalt zu gebieten.«
    »Sie wissen doch, dass wir bislang keinerlei Anhaltspunkte hatten … , setzte der Bürgermeister wieder an, aber Wittgen schnitt ihm das Wort ab.
    »Sie wussten seit Jahren von diesem Weib! Von meiner Seite ist alles gesagt. Es wird keine Obduktion geben!«
    Die Ratsherren blickten ihm nach, bis die Tür mit einem lauten Krachen hinter ihm ins Schloss fiel. Laumann erwartete, dass alle nun empört durcheinander redeten, doch die Stadträte starrten sich nur hilflos an. »Und nun?«, fragte einer kleinlaut.
    Bürgermeister Braumann hob die Schultern und schnaufte. »Was nun ? Gibt es genug Beweise, um diese – wie heißt sie gleich? – Maria Dörr zu verurteilen?«
    »Hinweise, nicht Beweise«, gab Savigny zu Bedenken. »Mögliche Beweismittel sind mit der Hütte verbrannt, fürchte ich.«
    Braumann fluchte und biss sich in die Faust, eine Geste, die Laumann von ihm kannte, wenn er nicht mehr weiterwusste. »Also gut.« Er atmete tief durch, ließ seinen Blick kurz über die Reihen der verschlafenen Honoratioren wandern. »Vorerst keine Obduktion, zumindest nicht, bis wir die rechtliche Lage zufriedenstellend gelöst haben. Professor Michaelis, die Leiche liegt in ihrem Anatomischen Theater. Lassen Sie sie bitte anständig herrichten. Notfalls bleibt die Hexe ein paar Tage länger im Gefängnis, bis genug Beweise zusammengetragen wurden. Oder gibt es ernsthaften Zweifel an ihrer Schuld?«
    Niemand widersprach, aber Laumann fiel auf, dass auch niemand zustimmte. Wohl fühlte sich keiner der Stadträte in seiner Haut. Allen war klar, dass Maria Dörr eine geeignete Schuldige war, um die aufgebrachte Stimmung in der Stadt zu beschwichtigen, sei sie nun schuldig oder nicht.
    Laumann räusperte sich. »Was geschieht, wenn sich doch herausstellt, dass eine Obduktion sinnvoll gewesen wäre?«, fragte er ruhig. »Einer Exhumierung wird Doktor Wittgen noch weniger zustimmen.«
    Bürgermeister Braumann verzog den Mund. »Bringen Sie mir irgendwelche Beweise für die Schuld der Hexe und machen Sie ihr den Prozess. Wie immer Sie das anstellen. Eine Exhumierung wird es nicht geben«, stellte er klar. »Oder es wird uns alle den Kopf kosten.«
    *
    Als Sophie erwachte, brauchte sie einen Moment, bis sie verstand, wo sie war. Sie erinnerte sich an die aufgebrachten Stimmen, den Nebel und die Kälte der Nacht, während der Feuerschein langsam hinter ihnen verschwand und sie sich auf den Heimweg machten …
    Sophie saß mit einem Mal senkrecht im Bett. Heimweg, sie war zu Hause! Das hieß, ihre Mutter wusste, was geschehen war. Fieberhaft versuchte sich Sophie zu erinnern, was sie gesagt hatte, als sie mitten in der Nacht heimgekommen waren, aber sie konnte sich an nichts mehr erinnern. Hatte sie geschlafen und hatte Onkel Hugo sie am Ende getragen?
    Verunsichert schwang sie die Beine aus dem Bett und huschte zur Tür, in der bangen Erwartung, sie verschlossen zu finden. Doch zu ihrer Überraschung ließ sie sich öffnen. Von unten drangen die Geräusche morgendlicher Geschäftigkeit zu ihr hoch, es musste bereits fortgeschrittener Vormittag sein, auch wenn durch die Fensterritzen kaum Licht ins Innere der Kammer fiel. Verwirrt schob Sophie die Tür wieder zu und zog sich rasch an. Kurz dachte sie an Wilhelm, doch wenn sie heil angekommen waren, hatte sich sicher schon Julius um ihn gekümmert.

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