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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Gnom hatte sich wieder gefangen, noch ehe Julius die Tür zum Theater erreicht hatte.
    »Hiergeblieben!«, brüllte er und rannte hinter Julius her. Sein Kopf hatte inzwischen die Farbe einer überreifen Tomate angenommen. »Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?«, fiel er Julius in den Arm, um ihn von der Tür wegzuzerren.
    »Doktor Friedrich Julius Laumann«, gab Julius trocken zurück und versuchte, seinen Arm mit einem Ruck zu befreien. »Und nun lassen Sie mich endlich los, Sie Hutzelwichtel!«
    Unter den Studenten kam Gekicher auf, verstummte aber sofort wieder, als sich Wachtmeister Schmitt vernehmlich räusperte. Trotzdem reichte es aus, um Fichtner jede Contenance verlieren zu lassen.
    »Hutzelwichtel?«, platzte er heraus. »Sie nennen mich Hutzelwichtel? Sie … Sie elender … Franzosenfreund, Sie! Aufhängen müssten man Sie, wie all dieses revolutionäre Pack! Hinrichten mit diesem grotesken Fallbeil! In Ihrem eigenen Blut ersäufen!«
    »Na, wir wollen es aber auch nicht übertreiben.«
    Professor Michaelis’ Stimme war nicht laut, aber sie reichte aus, dass Fichtner augenblicklich verstummte. Seine Gesichtsfarbe wechselte von Rot zu leichenfahl, um schließlich in ein kräftiges Purpur überzugehen. Seine Unterlippe zitterte, als er mit einem Schritt vor dem Professor und seinen Begleitern stand. »Professor Michaelis, ich bitte um Verzeihung, aber ich wollte nur Ihr Hausrecht wahren, um diesen Herrn dort von hier fernzuhalten.«
    »Das ist nicht notwendig.«
    Fichtner blinzelte, als habe er nicht richtig verstanden. »Wie?«
    »Wir sind hier, um die Leiche von Katharina Wittgen untersuchen zu lassen«, ließ sich Julius’ Vater vernehmen, der nun neben den Professor trat. Sein Gesicht war unbewegt, wie immer. »Ich nehme an, dass mein Sohn entgegen aller Anordnungen das Gleiche beabsichtigte?«
    »Das tue ich«, nickte Julius steif, während er sich noch fragte, welches Spiel hier jetzt gespielt wurde. Er hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, ausgerechnet von dieser Seite Unterstützung zu bekommen. Fragend suchte er den Blick seines Vaters, doch dessen Miene ließ keinen Schluss darüber zu, was er gerade dachte.
    »Das trifft sich gut, denn ich möchte, dass Sie mir währenddessen berichten, was Sie alles über die drei Toten wissen«, nickte Michaelis und gab den wartenden Studenten mit einem Wink zu verstehen, dass sie gehen konnten. Eine Vorlesung würde es heute nicht mehr geben. »Sie haben sich Emilie Breuer angesehen, nicht wahr? Tod durch Ertrinken?«
    »Tod durch Gift.«
    »Sicher?«
    »Erwiesen.«
    Michaelis nickte bedächtig. »Fichtner, legen Sie mir bitte Katharina Wittgen auf den Tisch. Und bringen Sie mir die Instrumente. Es wird Zeit, dass wir uns die junge Frau einmal ansehen. Sie assistieren mir, Laumann.«
    »Obwohl es die Deputation untersagt hat?«
    »Sehen Sie es als einen Teil Ihrer Prüfung.«
    *
    Greta wusste, dass sie nur wenig Zeit hatte. Der Tod ihrer Dienstherrin hatte den Herrn Doktor dazu veranlasst, die anstehende Reise nach Kassel abzusagen und stattdessen die Kondolenzen entgegenzunehmen, die seit dem frühen Morgen eintrafen, obwohl man in der Kürze der Zeit meinen sollte, dass die Todesnachricht noch gar nicht umgegangen sein konnte. Doch wenn auf eines Verlass war, dann auf den Tratsch, der sich in einer Stadt wie Marburg schneller verbreitete als ein Lauffeuer.
    Greta gruselte sich immer noch bei dem Gedanken daran, wie sie Katharina gefunden hatte – mit hochgezogenem Hemd auf dem Abort in ihrem eigenen Erbrochenen, unten und oben besudelt, dass man kaum Luft holen mochte. Es war eine Sache, jemandem den Tod zu wünschen, und eine andere, wenn es dann tatsächlich geschah. Sie hatte sich letztendlich zusammengerissen und die Frau Doktor ein wenig hergerichtet, ehe sie Hilfe geholt hatte. Sie hatte Zeit gehabt zum Nachdenken, während man Katharina Wittgen untersuchte und mitnahm und es ihr überließ, für Ordnung zu sorgen. Und sie hatte einen Entschluss gefasst, alleine, ohne Hannes zuvor um Erlaubnis zu bitten. Eigentlich sollte sie erleichtert sein, dass Katharina tot war, aber so sehr sie sich auch bemühte, Erleichterung zu empfinden, es gelang ihr nicht. Sie wollte hier fort, keinen einzigen weiteren Tag wollte sie in diesem Haus leben, das so kalt und düster war. Doch um gehen zu können, brauchte sie Geld. Sie würden nicht viel Zeit haben, wenn die Dinge erst einmal ins Rollen gekommen waren, aber sie hatte sich selbst verboten zu

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