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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sachlich. »Sie wussten davon nichts?«
    »Nein!« Friedrich schüttelte heftig den Kopf. »Woher sollte ich das auch wissen? Sie haben mich doch selbst ins Krankenbett geschlagen! Mein Gott, das kann doch nicht sein!«
    »Dem entnehme ich, dass Sie nichts mit Frau Wittgens Tod zu tun haben?« Wenn der Student kein grandioser Schauspieler war, ließ seine Reaktion keinen anderen Schluss zu. Wenn Julius den Gedanken nicht als absurd empfunden hätte, hätte er sogar gemutmaßt, dass sich der schöne Friedrich in die junge Frau Wittgen verliebt hatte. Fast tat er ihm leid. »Wussten Sie, dass Frau Wittgen ein Kind erwartete? Ihr Kind?«
    »Nein, das muss ein Irrtum sein.« Friedrich atmete hörbar. Seine Stimme zitterte. »Das kann nicht sein. Sie hätte es mir gesagt.«
    »Das glaube ich nicht. Sie wollte es mithilfe der Hexe töten.«
    »Das kann nicht sein!« Friedrich hämmerte die Faust auf das Bett, zuckte zusammen, als er eine Ecke des Rahmens traf. »Sie müssen das alles falsch verstanden haben. Sie ist doch keine Mörderin!«
    »Was Helene angeht, haben Sie sicher recht. Das war nicht Katharinas Werk.« Julius machte ein paar Schritte durch den Raum. »Deshalb noch einmal meine Frage: Haben Sie die beiden oder auch nur eine der beiden umgebracht?«
    »Nein, verdammt! Hören Sie endlich auf!« Er barg das Gesicht in den Händen.
    Julius blieb ungerührt. »Haben Sie denn eine Vorstellung, wer es getan haben sollte?«
    »Was weiß ich?« Friedrich riss die Hände hoch, ließ sie in einer hilflosen Geste wieder sinken. »Fragen Sie doch einmal den feinen Herrn Wittgen! Oder diesen Fuchs! Der hängt doch oft bei den Wittgens herum.«
    »Wer ist Fuchs?«
    Der Student stieß ein heiseres Geräusch aus, das an ein trockenes Lachen erinnerte. »Nun sagen Sie nicht, Sie hätten ihn noch nicht gesehen! Dieser schmierige Rothaarige, der sich bei den Wittgens herumtreibt. Der hat mehr Dreck am Stecken, als Sie sich vorstellen mögen!«
    »Ah ja.« Julius wandte sich ab, das Kinn mit den Fingern knetend, um nicht in Versuchung zu kommen, seinen Kopf gegen einen Balken zu schlagen. Der rothaarige Fuchs … Da musste erst dieser Kleinstadtromeo kommen, damit er auf Gretas rothaarigen Bekannten kam. Sie hatten an Greta gedacht, an Hans, an Katharina, aber nicht an den seltsamen Kerl, der um das Haus der Wittgens herumschlich. »Kennen Sie diesen Fuchs?«
    »Nein, und ich will ihn nicht kennen.« Friedrich schürzte die Lippen, als wollte er ausspucken. »Aber wenn es Sie interessiert, dann fragen Sie doch im Wirtshaus an der Lahn nach. Dort treibt er sich oft herum. Vielleicht fragen Sie auch danach, was er hier überhaupt macht. Katharina hat mir einmal erzählt, dass der Kerl einen guten Grund hatte, den Wittgens nach Marburg zu folgen.«
    *
    Es war längst dunkel geworden, aber Sophie verdrängte die bohrende Stimme, die ihr zuflüsterte, dass es dringend Zeit wurde, nach Hause zu gehen. Wenn sich die Klatschweiber den Mund zerreißen wollten, hatte sie ihnen bereits genug Nahrung geliefert, indem sie mit dem Sonnen-Hans die Stadt verlassen hatte und durch die Gärten stromerte. Am Tor hatte man ihnen gesagt, dass Greta eilig ins Tal gelaufen sei. Später hatte eine Gänsemagd gesehen, wie sie ziellos Richtung Lahn gerannt sei. Sophie hatte sich gegruselt bei der Vorstellung, aber ihr Verstand wischte diesen irrationalen Aberglauben beiseite. Hans hatte sie ganze Zeit nicht viel geredet, sondern lediglich mit Gesten zu verstehen gegeben, wo sie mit der Suche fortfahren sollten. Doch inzwischen hatten sie nahezu in jedem Winkel der Gärten nachgeschaut und außer ein paar Ziegen und einem Liebespaar, das bei ihrem Anblick hastig auseinandergestoben war, nichts gefunden.
    Hans blieb stehen und wartete, bis Sophie zu ihm aufgeschlossen hatte. »Es ist zu dunkel«, stellte er düster fest. »Wir finden sie so nicht.«
    Sophie nickte matt. Hans hatte recht, auch wenn der Gedanke nicht gefiel. »Lass uns es noch am Fluss versuchen«, schlug sie vor. »Als letzten Versuch.«
    Hans verzog den Mund, und Sophie erwartete schon, dass er ablehnte, aber zu ihrer Überraschung nickte er knapp. »Der letzte Versuch.«
    Hintereinander staksten sie durch das feuchte Gras. Es war eine klare Nacht, bis auf vereinzelte Nebelfetzen, die über der Aue tanzten und sie zu verhöhnen schienen. Vor ihnen rauschte und gurgelte die Lahn, und irgendwo rief ein Käuzchen.
    »Ich glaube nicht, dass sie hier hinaus gerannt ist«, brummelte Hans

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