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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Brüder zu besorgen, die ihre Berufung in Vaters Fußstapfen sahen, anstatt eigene zu hinterlassen.
    Er konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, bis der Diener wieder erschien und Julius mitteilte, dass die Deputation ihn zu sehen wünschte.
    Die Luft war inzwischen abgestanden und schwer, und Julius war sich der Augen bewusst, die ihm folgten, als er vor Michaelis’ Pult trat und die Arme erneut hinter dem Rücken verschränkte. Er spürte den musternden Blick, mit dem der Anatom ihn maß, bis dieser schließlich die Hände auf die Tischplatte sinken ließ und sich aufrichtete.
    »Wir haben über Sie beraten und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir Ihnen die Möglichkeit einräumen werden, uns von Ihrer Befähigung zu überzeugen«, sagte er und nahm eine Mappe auf, die vor ihm auf dem Tisch lag. »Dies sind die Aufgaben, die Sie innerhalb dreier Wochen schriftlich zu bearbeiten haben. Die Ergebnisse werden noch einmal geprüft und anschließend Ihre Befähigung festgestellt.« Michaelis hielt die Mappe auffordernd in Julius’ Richtung, zog sie noch einmal zurück, als er danach greifen wollte. »Allerdings muss Ihnen bewusst sein, dass Ihnen bis zum Tag der abschließenden Beurteilung jegliche ärztliche Tätigkeit untersagt ist. Ausnahme sind allein Tätigkeiten, bei denen Sie Doktor Hirschner entlasten und die Sie unter seiner Aufsicht durchführen.«
    Julius ließ die Hand wieder sinken. Er runzelte die Stirn. »Sie stellen mir einen blinden, alten Mann als Aufpasser zur Seite?«, fragte er ungläubig. »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    »Es ist unser Ernst, ebenso wie wir es Ihnen untersagen, in der Sache der Helene Wittgen weiter Staub aufzuwirbeln. Ihre Thesen sind haltlos und gefährlich angesichts der aufgebrachten Stimmung in der Stadt. Wir verlangen, dass Sie alles tun, um die öffentliche Ruhe zu wahren. Marburg braucht Ärzte, denen ein gesundes Gemeinwesen am Herzen liegt, keine unbelehrbaren Einzelgänger, die sich in wirre Thesen versteifen.«
    Julius’ Blick suchte Baldinger, aber das Gesicht des Professors wirkte unbestimmt und ließ nicht erkennen, wie er darüber dachte. Wahrscheinlich unterstützte er die getroffene Entscheidung, als Entgegenkommen, dass man Julius überhaupt noch zur Prüfung zuließ. Julius presste die Kiefer fest aufeinander, während er vortrat und die Mappe aus Michaelis’ Händen entgegennahm.
    »Ich habe verstanden«, sagte er knapp und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort. Im Vorbeigehen haschte er nach seinem Mantel, den ihm ein Diener hinhielt, und trat hinaus in die helle Nachmittagssonne. Die Luft schmeckte würzig nach Herbst, nach Laub und Erde, als er tief durchatmete und die Augen schloss, um die tobende Wut in seinem Innern niederzuringen. Ein unbeirrbarer Einzelgänger mit wirren Thesen … wie konnte jemand so kurzsichtig sein, das Offensichtliche nicht zu sehen? Und sich obendrein erdreisten, ihm zu verbieten, die Wahrheit zu ergründen.
    »Laumann!«
    Julius hielt die Luft an und zählte in Gedanken bis drei, ehe er die Augen wieder öffnete und sich zu Fichtner umdrehte, der ihm gefolgt war. Er hatte sich schon gewundert, dass der rundliche Doktor während der Anhörung nichts gesagt hatte, aber vermutlich hatte Michaelis ihn zum Schweigen verdammt, um keinen Ärger aufkommen zu lassen.
    » Doktor Laumann«, verbesserte Julius, doch der Spott klang nur halb so bissig, wie er gedacht war. Fichtner taugte nicht dazu, Ärger abzulassen, da ihm die Wendigkeit fehlte, scharfe Bemerkungen zu parieren. »Was wollen Sie noch?«
    »Das kann ich Ihnen gerne sagen!« Mit zwei Schritten war Fichtner bei ihm und baute sich vor ihm auf, die Hände an der Knopfleiste. Seine Augen funkelten unter den zusammengezogenen Brauen. »Professor Michaelis hat Nachsehen, aber ich habe das nicht!«, zischte er, nachdrücklich, aber mit gesenkter Stimme. »Ich werde dafür sorgen, dass Sie Marburg verlassen. Sie werden hier keinen Fuß auf den Boden bekommen, das verspreche ich Ihnen. Ich behalte Sie im Auge, und glauben Sie mir, machen Sie nur einen Fehler, sind Sie schneller weg, als Sie Amen sagen können.«
    Julius hob eine Braue. Er war keinen Schritt zurückgewichen, sodass er Fichtners Atem unangenehm in seinem Gesicht spürte. »Man sollte meinen, dass Ihre Aufgaben als Arzt Sie ausreichend beschäftigen und Ihnen keine Zeit für derlei Albernheiten lassen sollten«, bemerkte er kühl. »Und nun entschuldigen Sie mich. Ich habe zu tun.«
    Fichtner rief noch etwas

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