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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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so und wird sich nie ändern.«
    »Ich kann aber nichts beweisen.«
    »Musst du das denn?«
    »Wenn ich Helenes Mörderin zur Rechenschaft ziehen will, dann schon.« Sophie lehnte den Kopf an die Schulter der Großmutter, ganz so, wie sie es als Kind immer getan hatte. »Es interessiert ja sonst niemanden. Ich habe anfangs geglaubt, Julius würde mir helfen. Aber jetzt geht er mir aus dem Weg, als hätte ich Ausschlag oder stänke aus dem Mund.« Sie hob freudlos die Lippen. »Vater wollte immer, dass ich meinem Verstand vertraue und die Wahrheit suche. Aber das ist verdammt schwer, wenn man den Weg vor lauter Steinen kaum noch sieht. Als ob man durch ein Nebelfeld irrt, das mit jedem Schritt dichter wird. Manchmal erahnt man, dass da etwas ist, aber ehe man es fassen kann, ist es wieder fort. Und gleichzeitig winden sich Schlingpflanzen um meine Knöchel und halten mich fester, je stärker ich versuche mich zu befreien.«
    Sie spürte die harte Hand der Großmutter, die über ihr Haar strich.
    »Es gibt Dinge, die man nicht ändern kann. Zumindest nicht, ohne seine Lieben vor den Kopf zu stoßen. Anderes kann man ändern, wenn man nur will.«
    »Wenn ich nur wüsste, was sich ändern lässt und wie«, seufzte Sophie leise. »Dann würde ich vielleicht nicht ganz so verloren im Nebel umherstochern.«
    »Du kannst die Mörderin finden.«
    Sophie hob den Kopf. »Du glaubst mir, dass es Katharina Wittgen war?«
    Die Großmutter nickte bedächtig. »Stiefmütter sind selten herzensgut zu ihren Stiefkindern, schließlich stehen diese zwischen ihnen und dem Gatten. Du kennst doch die Geschichte von der neidischen Königin, die das Mädchen im Wald ermorden lassen wollte, weil sie seine Schönheit nicht ertragen konnte?«
    »Die Geschichte mit den Zwergen und dem vergifteten … « Sophie stockte. Ein vergifteter Apfel. Wenn Julius recht hatte mit seiner Vermutung, war es bei Helene genauso gewesen wie in dem Märchen.
    »Die Königin tötete mit Gift.« Die Stimme der Großmutter klang düster. »Beweise es ihnen, und zerreiße den Nebel.«
    *
    Die Sonne war längst hinter dem Schlossberg verschwunden. Dunkelheit hatte sich über die Stadt gelegt, eisige Düsternis, deren frostiger Atem den nahenden Winter erahnen ließ. Vereinzelte Lichter in Fenstern und Luken durchbrachen die Nacht und verloren sich bereits nach wenigen Spann in den engen Gassen. Irgendwo schrien zwei Katzen, läuteten die Glocken der Elisabethkirche zur achten Stunde, und vom Wirtshaus unten in der Barfüßerstraße drang entfernt das Gelächter und Gejohle der Zecher hinauf.
    Lotte saß am Fenster und starrte hinaus, während sie ihren Gedanken nachhing. Sie hatte kaum gemerkt, wie die Zeit vergangen war, irgendwann hatte Käthe ein Licht entzündet, dessen schwacher Lichtkegel die Stube kaum ausleuchtete. Dennoch vertrieb es die völlige Dunkelheit, und wenn man es sich einbildete, sorgte es für ein wenig Wärme in dem zugigen Raum, dessen Fenster seit Jahren mit dicken Stofflappen abgedichtet werden mussten.
    »Sie sehen nachdenklich aus.«
    Lotte fuhr herum, hob die Mundwinkel zu einem matten Lächeln, als sie Friedrich Carl von Savigny erkannte. Der junge Dozent galt als Koryphäe im Bereich der Rechtswissenschaften, und seine Ansätze zum römischen Recht hatten ihren verstorbenen Gatten derart fasziniert, dass er den jungen Gelehrten oft in ihr Haus geladen hatte. Es hatte sich rasch eine enge Freundschaft entwickelt, die zu Lottes Erleichterung auch nach dem Tod ihres Gatten nicht abgebrochen war. Wären Savigny und seine dichtenden Freunde nicht, wäre sie wohl längst wahnsinnig geworden in diesen engen Fesseln, dessen Enden ihr engstirniger Bruder in der Hand hielt.
    »Ich bin nachdenklich«, nickte sie und drehte sich ein wenig dem Besucher zu, wies auf das Sofa neben dem erloschenen Ofen. »Nehmen Sie doch Platz. Ich habe nicht mit Ihnen gerechnet.«
    »Mein Besuch ist überraschend, verzeihen Sie.« Das schmale Gesicht des jungen Dozenten verzog sich zu einem entschuldigenden Lächeln. »Ich war auf dem Weg nach Hause, und da ich Licht sah, wagte ich es.«
    »Meine Tür steht Ihnen immer offen. Möchten Sie Wein? Ich kann einen trockenen Franzosen holen lassen, ein Vermächtnis meines Gatten.«
    »Machen Sie sich keine Umstände«, hob Savigny abwehrend die Hand. »Ein anderes Mal gerne, aber dann bei mehr Licht und mit einer weniger melancholischen Gastgeberin, deren Einladung mehr der Höflichkeit genüge tut als dem Wunsch nach

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