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Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Sie … «
    »Sie haben selbst festgestellt, dass ich etwas bei Ihnen gut habe«, bemerkte Julius und wandte sich Schmitt zu. »Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Sie den ganzen Weg gelaufen sind und sich jetzt ein Bier entgehen lassen. Also los, stellen Sie mir die Leute dort drinnen vor.«
    Schmitt seufzte tief, ging dann aber weiter. Ursprünglich hatte Julius tatsächlich vorgehabt, alleine hierher zu kommen. Als Kind hatte er sich immer gewünscht, irgendwann einmal einen Abend in dem berüchtigten Wirtshaus zu verbringen, später, wenn er älter wäre. Seine Mutter hatte sich so herrlich darüber aufgeregt und allerlei Gruselgeschichten über das Volk dort zum Besten gegeben, in der Hoffnung, ihre Söhne von dort fernhalten zu können. Natürlich hatte sie damit nur erreicht, dass das Wirtshaus noch interessanter erschien. Dennoch war es Julius während seiner ganzen Zeit in Marburg nie gelungen, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, und je älter er wurde, desto mehr wich die Abenteuerlust nüchternen Überlegungen. Die Zettel auf Schmitts Wand und die Erzählungen des Wachtmeisters hatten ihm jedoch vor Augen geführt, dass an den Geschichten seiner Mutter mehr dran war, als er damals geglaubt hatte. Julius machte sich nichts vor, er war niemand, der sich in solchen Spelunken auskannte, und er war aufgeschmissen, wenn man dort böses Spiel mit ihm trieb. Daher war er froh, dass der Wachtmeister ihn begleitete, auch wenn er es Schmitt gegenüber nicht zugab.
    Die Wärme des Schankraums umfing sie mit ihrer typischen Wirrnis aus Gerüchen – Bier, Pfeifentabak, der würzige Duft von gebratenem Huhn, säuerlicher Eintopf, Ofenfeuer und verschwitzte Haut, dazwischen ein süßliches Duftwasser und der beißende Gestank nach Ziegenstall und Geflügelgülle. Lichter auf den Tischen und in den Fensternischen erhellten den Raum, dessen Deckenbalken schwarz waren vom Ruß vergangener Zeiten. Es war noch recht früh am Abend, sodass außer ihnen nur eine Handvoll Leute anwesend war. Einige drehten sich zu ihnen um, als Wachtmeister Schmitt Uniform und Schnauzer straffte und mit amtlich wichtigem Schritt zur Theke hinüberging. Julius folgte ihm langsam, sich der taxierenden Blicke wohl bewusst, die ihm folgten. Er las deutlich die Fragen in den Gesichtern, was den Wachtmeister heute Abend hierher trieb, noch dazu in Begleitung des zukünftigen Stadtphysikus.
    Julius stellte sich zu dem Wachtmeister an die Theke, wo dieser bereits mit dem Wirt sprach. Sein Blick glitt noch einmal zurück über die Tische bis zur Tür, die in diesem Moment gerade geöffnet wurde. Ein in lange Mäntel gehülltes Paar trat ein. Sie redete gestikulierend auf ihn ein, doch er schüttelte nur den Kopf und gab ihr einen Schubs, um sie in Richtung Theke zu schieben. Mit einem empörten Laut wirbelte sie herum – und erstarrte, lang genug, um Julius Gelegenheit zu geben sich zu erinnern. Ohne die Haube und mit offenen Locken brauchte er einen Moment, bis er Greta wiedererkannte, die er erst am Morgen auf dem Markt abgepasst hatte.
    Für einen Moment trafen sich ihre Blicke, doch ehe er reagieren konnte, hatte sie sich schon wieder umgedreht, fasste ihren Begleiter am Arm und verschwand nach draußen.
    »He!« Julius stürzte los, riss im Laufen einen Stuhl mit. Hinter sich hörte er einen empörten Aufschrei, aber er achtete nicht darauf. Was zum Teufel tat dieses Mädchen hier, und warum floh es vor ihm? Er riss die Tür auf, stolperte nach draußen in die abendliche Kälte, doch die beiden waren verschwunden. Fluchend lief Julius ein paar Schritte weiter und sah sich suchend um, obwohl er wusste, dass es vergeblich war. In den Gärten war es ein Leichtes, sich zu verstecken, und über der Flussaue waberten bereits die Nebelschwaden. Bald würde man keine Hand mehr vor den Augen sehen. Nein, hier draußen fände er niemanden mehr.
    Wachtmeister Schmitt begrüßte ihn mit hochgezogener Braue, als er zurück an die Theke trat und wortlos einen der beiden Becher nahm, die der Wirt ihnen hingestellt hatte.
    »Sie haben ein Gespenst gesehen?«
    »Wenn es ein Gespenst war, sah es ziemlich lebendig aus«, knurrte Julius und trank einen tiefen Schluck von dem Bier. Es schmeckte widerlich, was aber vermutlich weniger an dem Bier lag als an der Tatsache, dass er den bitteren Nachgeschmack des Hopfens hasste. Die Franzosen wussten schon, warum sie sich an Wein hielten. »Das war das Dienstmädchen der Wittgens.«
    »Das Mädchen?« Der Wirt

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