Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman

Titel: Die Tote im Nebel - historischer Krimanlroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
lehnte sich über die Theke. »Das ist die Greta. Die ist gelegentlich hier. Ein hübsches, dralles Ding.«
    »Ich bin nicht an ihr interessiert, sondern daran, was sie hier treibt«, sagte Julius gereizt. »Kennen Sie den Mann, der bei ihr war?«
    Der Wirt entblößte eine Zahnlücke, groß genug, um eine Möhre hindurch zu schieben. »Natürlich. Das war der Hannes Fuchs. Der treibt sich hier fast jeden Abend herum. Ein seltsamer Kerl, wenn Sie mich fragen. Keine Arbeit, aber immer Geld in den Taschen. Na ja, geht mich im Grunde nichts an, solange er seine Zeche bezahlt.«
    Julius nickte, während er im Kopf das Gehörte überschlug und versuchte, einen Zusammenhang zu den Wittgens herzustellen. Irgendwo hatte er den Mann schon einmal gesehen, aber er konnte sich nicht entsinnen, wo das gewesen war. Er seufzte stumm. Das Dienstmädchen und ihr Begleiter halfen ihm nicht weiter und waren auch nicht der eigentliche Grund seines Besuchs.
    »Ich suche eigentlich einen Studenten«, wechselte er daher das Thema. »Theologie. Er soll sich hier oft sehen lassen, ein gut aussehender junger Mann mit schwarzen Locken.«
    Der Wirt hob die Brauen, seine wulstigen Lippen formten ein spöttisches Grinsen. »So, einen Studenten. Hat er auch einen Namen?«
    »Wenn ich den wüsste, wäre ich nicht hier.«
    »Nun, dann kann ich kaum weiterhelfen.« Der Wirt richtete sich mit einem mühsam unterdrücken Ächzen auf und rieb sich den Rücken. »Warten Sie hier und schauen, ob Sie ihn erkennen.«
    Schmitt bestellte ein zweites Bier.
    Der Schankraum füllte sich in den nächsten beiden Stunden stetig. Julius hatte das Gefühl, dass sich ein Großteil der Gäste jeden Abend hier zusammenfand und einander kannte. Viele kamen herein und steuerten ohne sich umzuschauen zielstrebig einen Tisch an, wo sie sogleich begrüßt wurden. Julius hatte auch mehrere Studenten ausgemacht, aber keinen, auf den die Beschreibung passte, die Wilhelms Kommilitonen abgegeben hatten. Verflucht sei die Sauferei, dachte er nicht zum ersten Mal an diesem Abend. Wenn die jungen Kerle weniger getrunken hätten, wären sie ein gutes Stück weiter.
    Inzwischen war es auch an der Theke eng geworden, sodass Julius von Zeit zu Zeit zur Seite geschoben wurde, wenn das Schankmädchen Krüge mit Bier und Apfelwein abholte oder jemand ein Schwätzchen mit dem Wirt halten wollte. Schmitt schien sich hingegen bestens zu amüsieren. Nachdem sich die anfängliche Scheu vor seiner Uniform gelegt hatte, tat man, als sei er immer schon dabei gewesen. Und er schien vergessen zu haben, weshalb sie hier waren. Angeregt plauderte er mit einem Schreinergesellen, lachte dabei dröhnend über dessen Zoten und hatte inzwischen drei oder vier Bier getrunken. Julius hatte aufgehört zu zählen.
    »Hm, Doktor?« Der Wachtmeister legte den Kopf in den Nacken, um Julius ansehen zu können. Seine Backen waren gerötet, Schaumreste klebten am Schnauzer. »Ich muss mal kurz raus. Sie kommen solange alleine klar, hm?«
    »Gehen Sie, aber gehen Sie mit Gott«, murmelte Julius. Hoffentlich tauchte dieser verfluchte Student bald auf, damit der Abend endlich ein Ende fand.
    Als habe man sein Stoßgebet erhört, öffnete sich die Tür erneut, als Schmitt hinausgehen wollte. Julius sah, wie der Wachtmeister etwas grunzte und sich an dem Neuankömmling vorbei nach draußen schob.
    Der junge Mann, der eben hineingekommen war, ließ ihn aufmerken. Schwarze Locken schimmerten im Licht der Kerzen, als er die Kappe abnahm und mit einem amüsierten Grinsen einen Tisch ansteuerte, an dem schon eine ganze Gruppe Studenten saß. Sein Gesicht besaß trotz der späten Stunde die Klarheit und Anmut einer antiken Statue. Einen lässigen Gruß in die Runde werfend rückte er einen Stuhl heran und setzte sich zu den anderen.
    Julius löste sich von der Theke und ging zielstrebig auf die Studenten zu. Dieser Adonis war es also, für den Katharina Wittgen bereit war, ihren Ruf und ihre Ehe aufs Spiel zu setzen.
    »Verzeihung.« Julius räusperte sich, der ungewohnte Tabakrauch kratzte ihm in der Kehle. »Ich suche nach Ihnen.«
    »Nach mir?« Der Dunkelhaarige, der gerade seine Handschuhe abgelegt hatte, schaute überrascht auf. Seine Augen flogen prüfend über Julius’ Gesicht. »Ich kenne Sie nicht.«
    »Ich Sie auch nicht, aber das tut nichts zur Sache.«
    »Was wollen Sie von uns?«, mischte sich ein anderer Student ein, ein hagerer Kerl mit blonden Strähnen, die aussahen, als habe er sie seit Wochen nicht

Weitere Kostenlose Bücher