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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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sagen - ja, stimmt genau. Sie haben mit wenigen Pinselstrichen ein gutes Bild in etwas ganz Außergewöhnliches verwandelt.« Er zögerte. »Sagen Sie, ist dieses Bild hier eine Auftragsarbeit?« Er versuchte, seine Faszination nicht zu zeigen. »Gibt es schon ein Heim, in das es wandern wird?«
    »Ja, in der Tat. Die Countess von Deben ist eine eifrige Sammlerin von ländlichen Darstellungen. Die englische Landschaft zu allen Jahreszeiten ist ihr Lieblingsthema. Obwohl der Bote des Verhängnisses, den ich gerade gemalt habe, sie beunruhigen wird - ich werde ihn in eine Krähe verwandeln müssen.«
    »Wie schade! Können Sie ihm nicht ein paar Blätter aufmalen und ihm ein rätselhaftes Lächeln geben, dann ist es der Grüne Mann, der aus dem Winterschlaf erwacht, ungeschlacht und derb, bereit, sich auf die Jungfer Frühling zu stürzen. Da ist sie! Ich kann sie sehen, sie wartet hinter dem Apfelbaum.«
    Orlando lächelte, legte den Pinsel zur Seite und wischte sich die Hände an seinem Kittel ab. Er strich sich das überlange, gewellte, rötliche Haar aus dem Gesicht. Ein gutes Gesicht, fand Joe, keineswegs die schwache, weichliche Maske, die er erwartet hatte. Intelligente, haselnussbraune Augen mit langen, nach oben gebogenen Wimpern, ungewöhnlich bei einem Mann, machten sicher einen Großteil seines Erfolges bei Frauen aus. Er war mittelgroß, wahrscheinlich etwa drei Zentimeter kleiner, als es seine Schwester gewesen war, schlank und drahtig. Orlando hatte die braune, faltige Haut eines Mannes, der einen Großteil des Jahres im Freien verbringt, und dieser Eindruck wurde von seiner Kleidung noch unterstrichen. Fleckige, braune Cordhosen, ein Leinenhemd, das einmal weiß und von guter Qualität gewesen war, und ein rotes Taschentuch, das im Zigeunerstil um seinen Hals geknotet war, machten eine eindeutige Aussage. Und nichts an dem Mann ließ auf eine schwache Gesundheit schließen.
    »Limonade? Möchten Sie etwas Limonade?«, bot Orlando an.
    »Sehr gern«, sagte Joe, und die junge Frau, die er für »irgendwas mit M« hielt, goss die Gläser ein und reichte sie herum.
    »Danke, Miss … äh …« Joe stellte sich und seine Begleiter vor.
    »Mel«, sagte sie. »Kurz für Melisande. Muse und Mädchen für alles. Ich lasse Sie jetzt allein. Wenn Sie mit mir sprechen wollen, finden Sie mich im Wohnwagen. Bedienen Sie sich selbst, wenn Sie noch etwas Limonade wollen. Vor einer Minute gab es auch noch Früchtekuchen, aber die Kinder haben ihn aufgefuttert«, meinte sie fröhlich und spazierte davon.
    Sie setzten sich mit gekreuzten Beinen ins Gras. Westhorpe ließ sich nicht ganz so bequem auf einem umgestürzten Baumstamm nieder. Dorcas trieb mit groben Worten und schroffen Ausdrücken den Rest der Kinder zusammen und führte sie in den Obstgarten.
    »Beileidsbezeugungen brauche ich nicht, falls Sie die anbringen wollten, Commander«, fing Orlando plump an. »Der Tod meiner Schwester schockiert mich natürlich, aber Sie sollten wissen, dass ich sie nie gemocht habe, und sie hat mich gehasst, glaube ich. Trotzdem tut es mir leid, dass sie so früh, so entsetzlich und so unnötig sterben musste. Sie hätte in ihrem Leben noch viel erreicht, und ich bin mir bewusst, dass unserem Land durch ihren Tod etwas fehlen wird. Von einem Einbrecher erschlagen, habe ich gehört? Was für eine entsetzliche Art zu sterben!«
    »Wenigstens ist sie kämpfend gestorben«, warf Armitage ein. »Eine beherzte Dame.«
    »O ja. So war Bea immer schon. Sie war immer schon eine verteufelt gute Kämpferin«, meinte Orlando gleichgültig.
    »Würden Sie uns sagen, wo Sie sich gestern Abend aufgehalten haben, Mr. Jagow-Joliffe? Waren Sie zu Hause? Der Sergeant wird das notieren.«
    »Nein, ich war nicht zu Hause. Offen gesagt, war ich in London. Im Ritz. Ein Familienfest. Onkels Geburtstag. Wir waren beide eingeladen. Natürlich bin ich nicht mit Bea in die Stadt gefahren - wir gingen einander möglichst aus dem Weg. Ich nahm den Zug und dann ein Taxi. Ich habe noch die Fahrkarten, wenn Sie sie sehen wollen.« Sein Lächeln war unschuldig, offen und absolut entwaffnend.
    Joe warf Armitage und Westhorpe einen Blick zu. Beide schüttelten stumm den Kopf.
    »Möchten Sie über Ihre Antwort noch einmal nachdenken?«, fragte Joe sanft. »Wir wissen aus verlässlicher Quelle, dass Sie bei der Feier in dem kleinen Festsaal im Ritz nicht zugegen waren.«
    »Wie? Was zur Hölle soll das?« Orlando war plötzlich alarmiert. »Wieso ist es von Bedeutung,

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