Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
leichten irischen Akzent. Sein Lächeln, spöttisch und missbilligend, nahm jede mögliche Schärfe aus seiner Antwort. Treuherzig fügte er hinzu: »Armer Kerl, werden Sie denken, muss die ganze Drecksarbeit machen, und das ist tatsächlich so, aber wenn ich jemand beeindrucken will, dann nenne ich mich stellvertretender Geschäftsführer.«
Joe kämpfte die instinktive Reaktion nieder, in dem leichten, verschwörerischen Tonfall zu antworten, dessen sich der Mann befleißigte. »Dankeschön. Ja, wir haben eine Aussage des Ritz hinsichtlich Ihres Anstellungsverhältnisses sowie eine Aufzeichnung Ihrer Pflichten in der fraglichen Nacht. Sagen Sie, Mr. Donovan, warum genießen Sie den Vorzug eines eigenen Zimmers im Hotel?«
»Ach, das liegt an den unsozialen Arbeitsstunden und den zusätzlichen Pflichten. Wenn ich vor Ort bin, kann man mich immer anrufen, sobald es ein Problem mit der Belegschaft gibt. Tag oder Nacht. Das passt ihnen gut. Das passt mir gut. Ich bin unverheiratet und ohne Bindungen.«
»Welche Zimmernummer und welches Stockwerk?«
Cottinghams Stift harrte der Antwort.
»Ach, Zimmer zwölf im obersten Stock. Nicht gerade die beste Bleibe - eine Kammer unter dem Dach -, aber für mich reicht es.«
Joe merkte, dass Cottingham neben ihm absolut reglos verharrte, wie ein Vorsteherhund.
»Würden Sie uns bitte sagen, wo Sie Samstagnacht zwischen Mitternacht und ein Uhr früh waren?«
»Ich hatte Dienst im Büro, stand auf Abruf. Es gab jedoch nichts zu tun, bis dieser Notfall eintrat. Ungefähr vierzig Minuten nach Mitternacht kam der Geschäftsführer und setzte mich von der Situation in Kenntnis. Er rief aus meinem Büro Scotland Yard an. Er bat mich, wachsam zu bleiben und ihn abzulösen, während er sich um die Polizei und die Entsorgung der unglücklich Verstorbenen kümmerte.«
Joe ließ die unpersönlichen Worte einen Moment lang widerhallen, dann meinte er mit härterer Stimme: »Sagen Sie, Donovan, war die unglücklich Verstorbene glücklich genug, Sie zu kennen?«
»Ich hatte das Privileg, die Unterbringung von Dame Beatrice zu regeln, wenn sie bei uns übernachtete. Sie kehrte immer gern in dieselbe Suite zurück.«
»Sie hatte eine Wohnung in Bloomsbury, wenn ich nicht irre. Warum musste sie im Hotel wohnen?«
»Sie war sehr umtriebig. Arbeitete viel. Ihre Zeit wurde sehr in Anspruch genommen. Sie war reich. Von Zeit zu Zeit brauchte sie es, gehätschelt zu werden, und sie konnte es sich auch leisten. Wenn sie wichtige Vertreter aus Marine und Militär traf, ließ sie sich gern im Ritz abholen. Kam der Admiralität gelegen. Und ihr auch.«
»Gab es noch andere Dienste, die Sie Dame Beatrice leisteten?«, fragte Joe plump.
Donovan zündete eine weitere Zigarette an, ließ sich Zeit. Joe war sicher, dass er keine Pause brauchte, um nachzudenken; der Mann hatte sein Drehbuch bereits sorgsam geprobt. Er wollte sie foppen, versuchte, eine heftige Reaktion auszulösen, damit sein Triumph, wenn er sein zweifelsohne makelloses Alibi präsentierte, umso befriedigender war.
»O ja. Umtriebige Damen können sehr einsam sein, Commander. Ich weiß nicht, ob Sie sie kannten?« Er sah Joe langsam und anmaßend an. »Nein? Dame Beatrice war … emotional und empfindsam. Sie schätzte die gelegentliche Anwesenheit eines heißblütigen Mannes. Eines diskreten Mannes.«
»Ein Mann, dessen Zimmer geschickterweise im Stock über ihrer Suite lag?«
»Ja, natürlich. Es gibt eine Treppe … wie Sie vermutlich schon bemerkt haben … normalerweise nicht für den Gebrauch durch das Personal gedacht, aber ich wurde nie darauf angesprochen.«
»Und waren Sie am fraglichen Abend gebucht, sich um Dame Beatrice zu kümmern?«
Cottingham stellte seine Atmung ein.
»Ich sollte auf ihr Zimmer kommen, sobald meine Schicht endete.«
»Und wann sollte Ihre Schicht enden?«
»Um sechs Uhr.«
»Wie? Sechs Uhr? Morgens?« Cottingham konnte sein Erstaunen nicht verbergen.
»Das war nichts Ungewöhnliches«, meinte Donovan mit einem halben Lächeln. »Die Energie und … Libido, wenn ich einen technischen Begriff verwenden darf? … von Dame Beatrice waren in den frühen Morgenstunden am höchsten. Was gut zu den maskulinen Gegebenheiten passt, was ich Ihnen beiden Männern von Welt sicher nicht näher erläutern muss.«
»Großer Gott!«, meinte Cottingham schwach.
»Sie befanden sich also von Mitternacht an im Büro und saßen die Zeit bis sechs Uhr ab«, fasste Joe zusammen. »Kann jemand Ihre Anwesenheit
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