Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
zurück.«
Joe schloss aus den unnatürlichen und angespannten Formulierungen, dass Sir Nevil nicht allein in seinem Büro war. Der abrupte Gebrauch seines Ranges und seines Nachnamens zu Beginn war Signal genug für Joe, dass das Gespräch belauscht wurde. Er würde den Hinweis aufgreifen und gleichermaßen antworten: formell und vernehmlich. Er schaffte es, ruhig zu sprechen, als er erwiderte: »Selbstverständlich, Sir Nevil. Ich komme sofort. Oh - oder können wir sagen, in fünfzehn Minuten? Ich bin mitten in einer Einsatzbesprechung - eine Einsatzbesprechung, die ich nun ändern muss.«
Er legte den Hörer auf, mit finsterem Gesichtsausdruck. Joe wusste, wie er diese Vorladung zu interpretieren hatte. Er sollte angewiesen werden, Dame Beatrice zu begraben.
Einen Augenblick lang hatte die automatische Reaktion des Soldaten eingesetzt, der einen Befehl erhalten hat. Er hatte die Schultern zurückgenommen, als er die schneidige Stimme des Generals hörte, und er hätte nicht anders reagieren können, als er es hatte. »Ja, Sir. Ja, Sir. Sehr wohl, Sir!«, lautete immer noch die Formel. Aber sein Instinkt lag im Kampf mit seiner Ausbildung. Er hatte Zeit herausgeschunden, damit er nachdenken konnte. Wie betäubt stand er an seinem Schreibtisch, hielt sich an den abgerundeten Kanten fest, starrte in die Leere vor ihm.
Dann fasste er sich.
Er nahm seinen Aktenkoffer und stellte ihn auf den Schreibtisch. Ihm blieben noch zehn Minuten. Rasch warf er einen abschätzenden Blick auf die Akten zu Dame Beatrice und traf eine Auswahl. In den Koffer kamen Cottinghams gekritzelte Notizen zu Donovan, der Terminkalender von Dame Beatrice und Westhorpes handschriftliche Inventarliste. Sorgfältig entfernte er die dünnen Kopien von Cottinghams getippten Originalberichten. Gott segne den Mann für seine Gründlichkeit. Er besah sich den Haufen an Fotos von der Leiche und vom Tatort und wählte zwei für seine persönliche Sammlung aus.
Dann prüfte er kritisch, was von den Beweisakten noch übrig war, und fand, dass sie umfangreich genug waren - eine beeindruckende Sammlung für die fünfunddreißig Stunden, die seit dem Mord vergangen waren. Auf einem frischen Blatt Schreibpapier notierte er rasch eine Zusammenfassung der verbliebenen Inhalte. Er machte sich die Mühe, den Stift nach der Hälfte zu ändern, und ergänzte eine vermeintliche Auslassung mit Bleistift. Er beschloss, dass es überzeugend aussah, und befestigte das Blatt oben auf den Akten. Dann legte er sie in die Pappumschläge, in denen Cottingham sie transportiert hatte.
Es gab noch eine Sache zu tun. Er nahm den Hörer ab und bat darum, zur Fingerabdruckabteilung durchgestellt zu werden. Er nannte seinen Namen und verlangte, mit dem Leiter der Abteilung zu sprechen. »Larry? Hör zu, ich bin etwas in Eile … Ja! Genau! … Du bekommst eine Probe von Cottingham. Thomas Donovan. Bearbeite sie so schnell du kannst, und schick das Ergebnis mit Sonderboten an meine Privatadresse. Hast du das? Gut. Ich gebe nächste Woche ein Bier aus!«
Er verschloss seinen Aktenkoffer, schob ihn unter den Schreibtisch, nahm die beiden Akten unter den Arm und stieg die Treppe hoch.
13. KAPITEL
Wichen ihm die klugen Augen aus? Joe fand, dass es so war, während er der dröhnenden Stimme von Sir Nevil über dessen breiten Schreibtisch hinweg lauschte. »… dankbar wie immer, Joe, für die Geschwindigkeit und die Qualität Ihrer Bemühungen. Gute Teamarbeit, wie ich höre? Und eine, die es uns ermöglicht hat, die losen Enden bemerkenswert rasch zusammenzufügen. Lassen Sie mich die Namen der Beamten wissen, von denen Sie beeindruckt waren, mein Junge. Kein Grund, noch jemand weiteren in Zusammenhang mit dieser leidigen Angelegenheit zu verhören. Stehen noch mehr Namen auf Ihrer Liste?«
Die Frage wurde beiläufig gestellt.
Joe antwortete vorsichtig, leierte eine Auswahl von Namen herunter, zu denen einige gehörten, bei denen er nicht die geringste Absicht hatte, sie näher unter die Lupe zu nehmen. Er suchte nach einer Reaktion bei den Kandidaten, die er offerierte. Keine Reaktion bei den Namen der Familienangehörigen, urteilte er, aber er hätte schwören können, dass er ein leichtes Zusammenpressen der Lippen bemerkte, als er einen Admiral und ein leitendes Mitglied der Marinehelferinnen nannte. Das war es also. Jemand anderes war sich der lebhaften Vorstöße von Dame Beatrice in das Leben der Bohème bewusst. Wenn die scheußlichen Einzelheiten bekannt wurden,
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