Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands
gespannte Gesicht auf der anderen Seite des Schreibtisches, »… wenn man uns ein trojanisches Pferd anbietet, dann tun wir gut daran, uns dessen Innenleben anzuschauen! Solange man uns nicht ins Vertrauen zieht, können wir nichts anderes tun als mitzuspielen. Aber zumindest können wir wachsam bleiben und einander Rückendeckung geben!«
Cottingham nickte und kam auf das Geschäftliche zu sprechen. Er öffnete eine Akte. »Das Wichtigste zuerst. Die Autopsie. Das Ergebnis ist genauso, wie es die anfängliche Untersuchung am Tatort vermuten ließ. Der Schädel wurde gespalten. Wahrscheinlich beim zweiten Schlag. Das Profil der Wunden passt zum Profil des Schürhakens, der auf dem Dach gefunden wurde. Der Mörder ist Rechtshänder. Keine weiteren überraschenden Erkenntnisse. Sie wurde definitiv nicht vergewaltigt. Und war definitiv keine Virgo intacta mehr.« Er reichte Joe den Bericht.
»Die Mordwaffe. Der Schürhaken gehörte zu den Kaminutensilien, Sir. War so gut wie neu. Seit die Zentralheizung installiert wurde, verlangen nicht mehr viele Gäste ein offenes Feuer. Und die Geschäftsleitung ermutigt es auch nicht - wegen der Feuergefahr -, aber sie behalten die Kamine, wegen des Aussehens und weil die Gäste sie zu sehen erwarten. Die mikroskopische Analyse zeigt, dass sich Blut und Haare am unteren Ende befinden. Die Haare passen zu denen von Dame Beatrice, und die Analyse des Blutes zeigt Blutgruppe B. Ziemlich ungewöhnlich. Nur zwölf Prozent der Bevölkerung haben Gruppe B, und das ist auch die Blutgruppe von Dame Beatrice. So weit, so gut.«
Er legte eine quälende Pause ein. »Fingerabdrücke. Die Jungs haben gute Arbeit geleistet. Sie müssen die ganze Nacht durchgearbeitet haben. Wenigstens drei Abdrücke wurden fotografiert und erfasst. Alle stammen vom Griff. Zwei sind klein, wahrscheinlich die Abdrücke einer Frau und wahrscheinlich die des Zimmermädchens. Der dritte Abdruck …«
Joe beugte sich vor, kämpfte gegen den Drang an, ihn zur Eile anzutreiben.
»Groß. Der Abdruck eines Mannes, Sir. Daumen und zwei Teilabdrücke. O und Sie werden sehen, dass sie es geschafft haben, einen Fingerabdruck - den Zeigefinger der rechten Hand - vom Hals des Opfers abzunehmen.«
»Vom Hals, Cottingham? Das geht?«
»Das geht. Wenn es ein blutbefleckter Abdruck ist. Interessanterweise befand sich dieser rechts über der Halsschlagader, wo man mit diesem Finger nach dem Puls tasten würde.«
»Ungewöhnliches Verhalten für den durchschnittlichen, in Panik geratenen Einbrecher, nicht wahr?«
»Ganz genau, Sir. Diese Technik wird allerdings den Männern beigebracht, die zur Polizei gehen. Es ist eine automatische Reaktion.«
»Westhorpe sagte, sie habe die Leiche nicht angerührt, und Bill hat ihren Puls am Handgelenk gesucht.« Joe sah nachdenklich auf die Fotos vor ihm. »Haben wir die Abdrücke des Besitzers - oder der Besitzer, könnten ja mehr als einer sein - in den Akten, Ralph?«
»Ich fürchte nein, Sir.« Cottingham seufzte. »Das kriminaltechnische Labor hat sämtliche Karteikarten durchforstet, aber nichts gefunden. Unser Mann hat sich bislang nichts zu Schulden kommen lassen. Wir müssen einfach erst einen Verdächtigen finden und dann seine Abdrücke mit dem abgleichen, was wir haben. Ist immer noch besser als nichts.«
»Und wir wissen, dass unser Schurke den Tatort blutverschmiert verlassen haben muss«, sinnierte Joe. »Er hätte sich natürlich im Badezimmer säubern und anschließend das Badezimmer putzen können, aber dann wäre er noch mit Hausarbeiten beschäftigt gewesen, als Westhorpe eintraf, oder?«
»Beziehungsweise er wäre Constable Westhorpe auf dem Flur in die Arme gelaufen«, beendete Cottingham diesen Gedanken für ihn. »Doch das tat er nicht. Ist er durchs Fenster verschwunden und hat im Gehen den Schürhaken fallen lassen?«
»Und hat dafür seine Handschuhe wieder angezogen?«, hielt Joe dagegen. »Das ergibt keinen Sinn. Wir wissen, er trug Handschuhe, als er durch das Fenster einstieg. Warum zur Hölle hat er sie abgenommen, um sich den Schürhaken zu krallen und damit auf Dame Beatrice einzuprügeln? Und nachdem er dann entgegenkommenderweise seine Abdrücke auf der Mordwaffe hinterlassen hat, zieht er seine Handschuhe wieder an, verschwindet und lässt das Ding auf dem Dach liegen, wo wir es zwingend finden werden?«
»Jemand spielt ein Spielchen mit uns, Sir.«
»Und vergessen Sie nicht, dass Sergeant Armitage unten patrouillierte. Er hätte blind und taub
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