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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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wurde.
    In diesem Moment traten die Mädchen zur Seite, überlegten, ob sie knicksen sollten, und verwarfen es als unangemessen, als eine große und elegante Frau vom Tanzboden zurückkehrend an ihnen vorbeiging. Joes Blick kam auf ihr zum Ruhen und folgte ihr, als sie an seinem Tisch in einer Wolke von Gardenia vorüberschwebte. Verstohlen neigte er den Kopf, um ihre schmale, aber sinnliche Gestalt in dem hautengen Kleid aus irgendeinem goldenen Material und mit einem tiefen Rückenausschnitt besser sehen zu können.
    Dann drehte er sich zu Mathurin, mit leerem Gesicht, er hatte offenbar völlig vergessen, worüber sie eben geredet hatten. Joe sammelte sich und nahm den Faden wieder auf. »Wie gesagt … ich will nicht unhöflich sein, alter Junge. Wir haben alle unsere Vorlieben … Wir sind eben Männer von Welt, was? Ich muss allerdings sagen, ich teile Ihre Begeisterung nicht. Ich habe alle Weltmeere durchsegelt, kenne siebzig Häfen von innen und außen. Könnte Ihnen Geschichten erzählen, bei denen sich selbst Ihnen die Nackenhaare kräuseln würden. Und wissen Sie, am Ende sucht man doch immer die Erfahrung. Erfahrung und Reife.« Er stieß einen weltmüden Seufzer aus. »In der ars erotica gibt es für mich keine neuen Kapitel mehr, aber wenigstens kann ich vermeiden, immer wieder auf Seite eins, Kapitel eins zu blättern. Diese kleinen, englischen Mädchen machen nur Ärger!« Er hatte diesen Unsinn schon von seinem Saufkumpan Edgar Troop gehört, einem Bordellbesitzer in Simla. »Was soll’s, würden Sie vermutlich dazu sagen? Es liegt eben nicht jedem, seine Angelrute in demselben überfischten Teich auszuwerfen!«
    »Soll das alles irgendwohin führen?«, fragte Mathurin, und seine schweinischen Gesichtszüge funkelten vor Listigkeit. »Das ist ein Nachtclub, kein Beichtstuhl.«
    Joe grinste und beugte sich näher zu seinem Opfer. »Ihnen kann man nichts vormachen! Ich sehe schon, ich sollte meine Karten auf den Tisch legen! Ehrlich gesagt, habe ich tatsächlich etwas zu beichten. Wir sind nicht rein zufällig an Ihren Tisch geführt worden …«
    Mathurin winkte lässig ab. »Dachte mir doch gleich, dass sich ein gefalteter Geldschein zu den anderen in der übervollen Hosentasche dieses Speichelleckers gesellte.«
    »Ich wollte Ihnen begegnen, wollte Sie um einen Gefallen bitten. Es ist eine ziemlich heikle Angelegenheit …« Joe zögerte.
    »Sie sprechen mit der Verkörperung der Diskretion«, erklärte Monty auffordernd. »Einen Gefallen, wie? Ich erweise den Leuten oft Gefälligkeiten. Sie wären überrascht, zu hören … aber wie ich immer sage, im Vergleich zu mir sind verschlossene Austern geschwätzig. Aber wenn ich den Leuten gefällig bin, zeigen sie sich mir im Allgemeinen gern erkenntlich.« Sein Blick wanderte den verschwindenden Mädchen hinterher und, da war Joe sicher, ruhte dabei lasziv auf Tilly. »Vielleicht sind Sie in der Lage, mir einen ähnlichen Gefallen zu erweisen?« Er grinste schmutzig, zufrieden mit seiner Subtilität.
    Joes rechte Faust ballte sich, und einen Moment lang erwog er die Befriedigung, sie Mathurin ins Gesicht zu schlagen und zu hören, wie die Knochen barsten, gegen den Stress ab, den eine solche Szene im Kit-Cat verursachen würde, ganz zu schweigen bei Scotland Yard. Er lockerte seine Hand wieder und griff nach der Champagnerflasche. »Es ist meine feste Absicht, mich auf angemessene Weise erkenntlich zu zeigen«, sagte er.
    Mathurins Interesse war geweckt. »Dann schießen Sie los, alter Junge. Fragen Sie einfach. Aber wenn ich Sie der entzückenden Gräfin vorstellen soll« - er wies auf die Frau in Gold, die sich zu einer Gruppe auf dem Balkon gesellt hatte -, »dann vergessen Sie es!« Er lachte bellend. »Es gibt Berge, die kann nicht einmal ich erklimmen!«
    Joe fiel nicht in das Lachen mit ein. »Nein, ich habe eine Einführung im Sinn, die durchaus in Ihrer Macht liegt. Ich arbeite, wie Sie wahrscheinlich erraten haben, für die Admiralität. Dort habe ich eine bestimmte Dame gesehen und aus der Ferne bewundert, bei der ich zu gern einmal anlegen würde. Eine quirlige und beliebte Rothaarige, die, wie ich aus berufenem Munde weiß, Ihre Cousine ist …«
    Es trat eine bestürzte Stille ein.
    »Großer Gott! Beatrice? Wollen Sie damit sagen, dass Sie auf Beatrice scharf sind? O mein Gott, wie entsetzlich!«
    »Was ist daran so entsetzlich? Ich habe gehört …«
    »Da können Sie einen darauf lassen, dass das entsetzlich ist, Sie Scherzkeks! Soll

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