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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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schob er einen Arm um Tillys schlanke Taille, und sie hob ihm ihr erregtes Gesicht entgegen.
    »O Joe! Wir sind nicht zu spät. Ist das nicht wunderbar!«
    Sie griff nach oben, küsste seine Wange und murmelte: »Sie sind direkt neben uns.«
    »Es hat mir noch nie behagt, etwas dem Zufall zu überlassen«, murmelte er zurück und ließ einen gefalteten Geldschein in die diskrete Hand des Maître d’hôtel gleiten.
    »Un moment, monsieur.« Ihr Führer sprach mit einem Paar, das am besten Tisch saß, am Rand des Balkons mit einer guten Aussicht auf die neunköpfige Band und das Tanzparkett. Mit zahlreichen Gesten erkundigte er sich, ob er es ihnen zumuten dürfe, den Tisch mit zwei anderen Gästen zu teilen … es sei ja so voll heute Abend, man verstehe schon …
    Bevor sie eine Ablehnung riskierten, eilte Tilly nach vorn und rief aufgeregt: »Joanna! Meine Güte! Du hier! Wie wunderbar. Ich höre, du bist jetzt verlobt?«
    »Tilly! Komm, setz dich zu uns, dann stelle ich dich vor …«
    Sie schien höchst erfreut, Gesellschaft an ihren Tisch zu bekommen. Vielleicht verlor das Tête-à-tête mit Monty allmählich seinen Reiz?
    Joe musste sich ein Lächeln verkneifen, als er die naive Kleinmädchenstimme hörte, die identisch mit der war, die Tilly am Telefon eingesetzt hatte. Joanna war ein Hingucker. Schlank und dunkelhaarig wie Tilly, mit kurzer Nase und vollen Schmolllippen. Ihre grünen Augen mit den schweren Lidern taxierten Joe bedächtig. Er fühlte sich unter ihrem abschätzenden Blick unsicher und kämpfte den Drang nieder, mit dem Finger in den Hemdkragen zu fahren. Plötzlich lächelte sie, befreite ihn von ihrer Urteilsfindung und begann mit der Vorstellungsrunde.
    »Mein Verlobter, Sir Montagu Mathurin …«
    »Mein Freund, Commander Sandilands …«
    Zu spät bemerkte Tilly ihren Fauxpas. Überraschenderweise war es Mathurin, der unabsichtlich die Situation rettete. »Marinemann, wie? Hätte ich gleich wissen müssen! Sind mit dem Kopf zu nahe an den Segelbaum geraten, wie? Was?« Er lachte und sah auf Joes vernarbte Stirn.
    »Tut mir leid, Joe! Ich hätte mit deinem Rang nicht so herausplatzen sollen.« Sie lächelte die anderen beiden süßlich an. »Ihr wisst ja, wie diese Kriegshelden sind! Sie hassen es, daran erinnert zu werden.«
    Sir Montagu machte auf Joe nicht den Eindruck, als habe er eine Ahnung von Kriegshelden oder dem Krieg. Sein umwerfend gutes Aussehen wurde von einer Fleischigkeit verschandelt, die er sich in einem trägen Leben reichen Nichtstuns angeeignet hatte. Sein dichtes, schwarzes Haar war aus der Stirn gestrichen und mit Brillantine an den Schädel geklebt. Die dunklen Augen funkelten und wären in einem weniger aufgedunsenen Gesicht hübsch gewesen.
    »Nennen Sie mich einfach Joe.«
    »Monty, hallo. Wollen Sie etwas Champagner?«
    Joe fing den Blick des Maître d’hôtel auf, der diskret wartete, um ihre Wünsche zu erfüllen. »Schicken Sie uns den Kellner mit einer weiteren Flasche vorbei. Eine Ihrer besten, Emil«, sagte Joe mit Grandezza, in dem Wissen, dass die Flasche auf geheimnisvolle Weise irgendwie aufs Haus gehen würde.
    Sie machten es sich in einer lockeren und bedeutungslosen Unterhaltung gemütlich. Nach einer angemessenen Pause bat Joe Joanna höflich um einen Tanz, und Mathurin bot Tilly seinen Arm. Er bewegte sich, wie Joe bemerkte, überraschend gewandt und energiegeladen in seinem schwarzen Smoking. Es amüsierte Joe, wie sehr Tilly in ihrer Rolle aufging und ganz offensichtlich Mathurin bezirzte.
    Zwei Foxtrotts und eine weitere Flasche Champagner später fing Tilly Joannas Blick auf. Sie kicherten und zogen gemeinsam los, um sich die Nase zu pudern. Joe öffnete einen Knopf seiner Weste und beugte sich vertraulich zu Mathurin. Sein Blick folgte den Mädchen, die sich schwankend, Arm in Arm, durch die Menge fädelten.
    »Mein Gott, wie jung sie noch sind!«, seufzte er auf. »Viel zu jung für zwei so alte, ungeschlachte Kerle wie uns. Warum haben wir uns darauf eingelassen?«
    »Wohl verrückt, wie?«, grinste Monty. »Was Bräute angeht, gibt es so etwas wie zu jung nicht, sage ich immer.«
    »Ach ja, natürlich. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, alter Freund!« Joe schien über diesen Gedanken mit einem überzeugend lüsternen Grinsen nachzudenken. Mathurin wäre sehr überrascht gewesen, wenn er erfahren hätte, dass sich Joe diese Information am Nachmittag beim angeekelten Durchblättern einer Akte besorgt hatte, die über Mathurin im Yard geführt

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