Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
Vom Netzwerk:
bis nach London, wie sie es Ihnen gegenüber einräumte, in der Absicht, sie zu töten, und hat das in einem Anfall von Zorn auch getan. Sie täuschte Anzeichen eines Einbruchs vor, und da sie ihrer Arbeitgeberin immer noch grollte, entstellte sie den Leichnam in unvorstellbarer Weise. Ein überaus geschmackloser und amateurhafter Versuch! Aber es passte zu ihr, würde ich meinen. Sie wurde von einer Polizistin in der Nähe gesehen. Verkleidet als Zimmermädchen habe sie ihre blutgetränkte Kleidung in der Schmutzwäsche auf dem Rollwagen verstecken und unbeobachtet aus dem Hotel schleichen können.«
    Er seufzte und fügte mit affektierter Reizbarkeit hinzu: »Erwarten Sie wirklich, dass ich Ihnen die ganze Arbeit abnehme?«
    Im Fluss seiner Argumente gefangen fuhr er fort: »Kurz darauf, den CID auf den Fersen und aus Angst vor einer Verhaftung oder einfach als Opfer ihres Gewissens, flieht sie nach London und tut, was Hunderte Schuldige vor ihr getan haben. Springt von einer Brücke. Sauber, Joe. Sauber. Das schließt den Fall mit einem Paukenschlag ab. Ein verstörender Vorfall, mehr aber auch nicht. Kein Grund, jetzt über den Dächern von London nach mörderischen Einbrechern zu suchen. Die Hotelgäste in der ganzen Hauptstadt können wieder beruhigt in ihren Betten schlafen. Eine rundum gute Lösung, da werden Sie mir sicher zustimmen. Lassen Sie Ihren Bericht in mein Büro bringen … Und, Joe, fahren Sie in Ihrem Zustand bloß vorsichtig durch London. Sie klingen in meinen Ohren ein wenig wackelig auf den Beinen, und einige dieser Verkehrspolizisten sind scharfe Hunde … 1921, wie? Hervorragender Jahrgang! Hervorragend! Gute Nacht, Joe.«
    Die Leitung war tot, bevor Joe Protest einlegen konnte.
     
    Joe war nachdenklich geworden. Erst an diesem Morgen hatte Sir Nevil den Druck von oben, diesen Fall abzuschließen, akzeptiert, wenn auch missbilligend. Jetzt hätte Joe schwören können, dass er dem offiziellen scharfen Vorgehen nur zu gern Vorschub leistete. Irgendetwas ging da vor sich, in das er nicht eingeweiht war. Joe seufzte. Was sollte er tun? Nachgeben und die erfundenen Theorien unterstützen?
    Beatrice und Audrey. Er hatte innerhalb von zwei Tagen in zwei tote Gesichter geschaut. Er spürte das Gewicht von zwei Albatrossen um seinen Hals und seufzte.
    Er war ganz auf sich gestellt. Konnte niemanden um Hilfe bitten. Tilly und Bill waren von dem Fall abgezogen worden, und der Himmel allein wusste, wo sie sich in diesem Moment aufhielten. Cottingham würde schriftlich davon in Kenntnis gesetzt, dass er nicht länger an diesem Fall weiterarbeiten durfte. Cottingham. Vielleicht war er doch nicht ganz auf sich gestellt. Es lag ein Umschlag auf seinem Schreibtisch, an ihn adressiert und in der Handschrift von Ralph.
    In dem Umschlag befand sich ein Blatt Papier mit Datum und der Überschrift »Inoffiziell (unterstrichen) - Notizen für Commander Sandilands«. Darunter waren weitere Bestätigungen von Zeit und Orten verschiedener Hotelgäste in der Nacht des Mordes. Eine zweite Befragung des Liftjungen hatte nichts Neues gebracht. Der Inspektor hatte sogar das Innere des Aufzugs untersucht, aber keine Blutflecke gefunden. Die Rollwägen der Zimmermädchen waren gleichermaßen blutspurenfrei - darüber würde sich Sir Nevil nicht freuen! -, und in der Hotelwäsche fand sich nichts außer dem üblichen Sortiment an menschlichen Ausflüssen. »Nasenbluten in Zimmer 318 konnte bestätigt werden«, hatte Cottingham gewissenhaft verzeichnet.
    Joe wandte sich zu guter Letzt Donovans Alibi zu. Wie er ihnen gesagt hatte, war der Stiefeljunge bequemerweise die entscheidende Stunde bei ihm im Büro gewesen. Cottingham hatte am Rand vermerkt: »Geben Sie mir zehn Minuten und zusätzliche fünf Pfund für Spesen, und ich knacke dieses Alibi. Etwas sagt mir, dass dieser Schurke Donovan noch ein Ersatzalibi im Ärmel hat. Soll ich das verfolgen?«
    Weiter stand zu lesen: »Arbeitsverhältnisse«. Anstellung nicht so, wie von D. beschrieben. Eigentlich nur Teilzeitjob. Geschäftsführer meint, echte Berufstätigkeit erfolgt für die Firma Marconi. Nach Verlassen der Marine ging D. zu dieser Firma, die sich auf drahtloses Telegraphieren spezialisiert hat. Das taten viele, nachdem die Waffen schwiegen. Der Geschäftsführer von Marconi bestätigt, dass D. für sie in der elektronischen Forschungsabteilung arbeitet. Sagt Ihnen der Begriff ›thermionisches Ventil‹ etwas, Sir? Ein Vollzeitjob, aber D. nimmt unregelmäßig

Weitere Kostenlose Bücher