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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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Ergüsse nicht entgangen«, sagte Joe. »Können wir jetzt mit dem Unsinn aufhören, das Geschnatter einstellen und zum Punkt kommen?«
    Arthur lächelte. »Sie mögen sich der plumpen, transatlantischen Sprechweise bedienen, die derzeit in Mode ist, aber ich bin nicht sicher, ob ich meinen Stil für ein polizeiliches Verhör ändern kann. Gleichwohl will ich es versuchen.«
    »Was waren Sie in Ihrem früheren Leben? Lehrer? Butler?«
    Ein undefinierbares Gefühl blitzte in den Augen des alten Mannes auf, als er rasch erwiderte: »Zu meiner Zeit übte ich beides aus. Darauf kommt es nicht an.«
    Er ging schneller, und Joe trabte neben ihm her, froh über den Schutz des Polizeicapes, da eine kühle Brise zur Mitte der Brücke hin aufkam. Arthur wies auf die Nische in der Mitte, die sich auf der nordöstlichen Seite der neunbögigen Brücke befand, mit Blick auf die St.-Paul’s-Kathedrale. Hinter ihnen, zur Linken, funkelten die Lichter des Savoy-Hotels und versprachen verführerisch Wärme und Wohlbehagen. Ein schimmerndes Wunder. Und nur wenige Meter entfernt, unter Joes Füßen, getrennt von einer niedrigen Balustrade, schlängelte sich der schwarze Fluss, der Audrey das Leben genommen hatte. Joe hasste es, Flüsse zu überqueren. Sie waren lebendig. Sie hatten einen Charakter wie eine Schlange, finster, und das stieß ihn ab. Er umklammerte das Granitgeländer, als sie sich darüberbeugten. Es linderte seine Höhenangst, konnte sie aber nicht gänzlich vertreiben. Während sie fasziniert nach unten schauten, läutete Big Ben mit zwölf Schlägen Mitternacht ein.
    »Hier hat sie gestanden.«
    »Und wo waren Sie?«
    »Dort, in der nächsten Nische. Ich wollte mich gerade zur Ruhe betten.« Arthur zog zwei Pennymünzen aus den Tiefen seines felligen Mantels und hielt sie Joe vor die Nase. »Sie dürfen einen nicht wegbringen, wenn man sichtlich über Mittel verfügt, und zwei Penny ermöglichen mir eine Übernachtung. Ich habe immer zwei Penny dabei.«
    »Sehr schön. Gehen wir zu Ihrer Nische, damit Sie mir erzählen können, was passiert ist. Versuchen Sie, sich kurz zu fassen und klar auszudrücken, Arthur. Ich habe bereits eine lange Nacht hinter mir, und dabei ist es erst Mitternacht.«
    »Das ist mir schon aufgefallen, Commander. Zuerst die Zeit. Sie werden den genauen Zeitpunkt wissen wollen«, fing er flott an. »Die Genauigkeit wird von Big Ben da drüben garantiert. Die Dame kam zwei Minuten, bevor es Viertel vor neun schlug, auf die Brücke. Ich näherte mich ihr, und sie war so freundlich, mir aus ihrer Tasche ein Sixpencestück zu reichen. Ja, sie hatte eine Tasche. Diese wurde bei der Leiche nicht aufgefunden. Das ist oft so. Die Taschen werden weggespült und von Gassenjungen eingesammelt, die sie nicht abgeben. Hübsches Mädchen, gut gelaunt, hätte ich gesagt. Ich dachte, sie ist auf dem Weg zu einer Verabredung. Sie hatte diesen Ausdruck gedämpfter Erregung an sich.«
    »Sie erweckte nicht den Eindruck, Selbstmord begehen zu wollen?«
    »Nein. Ich hätte mich emsig bemüht, sie von ihrer Absicht abzubringen, hätte ich eine solche Intention auch nur vermutet.«
    Joe fand, ein Eingreifen von Arthur hätte das Gleichgewicht umkippen lassen können. »Und dann?«
    »Sie blieb in der mittleren Nische stehen. Sie sah abwechselnd hinunter zum Fluss und die Brücke entlang. Ich nahm an, dass sie auf jemanden wartete. Während sie noch dort stand, schlug Big Ben ein Viertel vor neun.«
    »Können Sie etwas über die Umstände erzählen? Licht? Sichtverhältnisse? Waren noch Menschen unterwegs?«
    »Es war der düsterste Augenblick des Tages. Exakt zwischen Sonnenuntergang um 20 Uhr 30 und dem Zeitpunkt eine halbe Stunde später, in dem die Lichter angehen. Es war kaum jemand unterwegs. Das ist immer ein sehr stiller Moment. Ein Pärchen ging vorbei. Sie wechselten auf die andere Seite der Brücke, als sie mich sahen. Einige Taxis fuhren vorbei. Der 20-Uhr- 45-Bus kam pünktlich vorüber. Ich legte mich hin, darum konnte ich sie nicht mehr sehen, aber ich konnte sie noch hören. Ein paar Minuten nach ihrer Ankunft begrüßte sie jemanden und unterhielt sich mit ihm. Einige Minuten später, aber noch bevor es zur vollen Stunde schlug, hörte ich einen Schrei, obwohl ich es anfangs für eine Schiffssirene hielt. Und dann bekam ich den Aufprall auf dem Wasser mit. Ich stand auf und sah mich um, und die Nische war leer. Die Lichter waren noch nicht eingeschaltet, und ich konnte in der Dunkelheit nur wenige

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