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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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frei. Er habe einen abhängigen Verwandten, der seine Hilfe brauche. (Ha! Ha!) Die Firma spielt mit, weil er offenbar unschätzbare Dienste leistet. Ein Zauberer mit Drähten oder Ätherwellen oder was immer man heutzutage verwendet. Wenn er darüber hinaus schwarz im Ritz arbeitet, dann hat er viel um die Ohren! Aber wahrscheinlich arbeitet er immer noch weniger als wir, meinen Sie nicht auch?«
    Joe sah müde auf seine Armbanduhr. Halb zwei. Er hätte jetzt gern Wange an Wange mit Tilly einen Tango getanzt. Joe unterdrückte den Gedanken und las weiter.
    Auf einem zweiten Blatt befanden sich hastig mit Bleistift notierte Vermerke. Die Überschrift lautete dieses Mal »In der Admiralität«. Die Informationen stammten laut Cottingham von einem alten Schulfreund aus Harrow, der ihm einen Gefallen schuldete. »Nichts Fragwürdiges daran«, hatte er an den Rand geschrieben und, seine maritimen Metaphern kielholend, hinzugefügt: »kein Seemannsgarn und alles garantiert tipptopp!«
    »Sämtliche Informationen, die mein Freund weitergeben konnte, sind öffentlich zugänglich. Es ist nur so, dass die Öffentlichkeit keine Ahnung hat, wo sie suchen soll. Er wünscht uns Glück mit dem Fall - Dame B. hatte viele Bewunderer im Senior Service, wo man eine temperamentvolle Lady zu schätzen weiß. Hat sehr gern alles über D. offengelegt. D. war alles andere als beliebt! Anscheinend ist er gewissermaßen vom Schiff gesprungen, bevor man ihn auf die Planke schickte.« Joe stöhnte und gelobte, etwas sehr Marinemäßiges mit Cottingham anzustellen, wenn er weiter den Seemann heraushängen ließ.
    »Ist bis zum Rang eines Obermaats aufgestiegen - das wäre bei uns wohl der Oberfeldwebel. Talentierter Funker und sehr intelligent.« Das nächste Marinegerücht von Ralph weckte Joes schwindende Aufmerksamkeit von neuem.
    Donovan war von der Admiralität Room 40 zugeteilt worden. Im Krieg hatte die Dechiffrierabteilung der Königlichen Marine neben dem Marinepersonal eine große Zahl hoch qualifizierter Zivilisten, Männer wie Frauen, beschäftigt. Funkspezialisten, Kryptographen und Linguisten. Dank ihrer Fertigkeiten hatte die Flotte von Admiral Jellicoe bei mehr als einer Gelegenheit einen Vorsprung vor der deutschen Marine und war Stunden, bevor die deutsche Hochseeflotte auch nur den Hafen verlassen hatte, auf unerklärliche Weise zur Schlacht bereit. Wenn Donovan für den Geheimdienst der Marine gearbeitet hatte, dann durfte man ihn nicht unterschätzen. Joe formte aufgrund dieser Beweislage eine weitere Hypothese und fragte sich, ob Ralph dieser Gedanke auch gekommen war.
    Es hieß nicht länger Room 40. Die Code- und Dechiffrierschule der Regierung, kurz GC&CS, wie sie nun genannt wurde, war mit ihrem Direktor, Admiral Hugh Sinclair, näher an Whitehall gezogen, zum Broadway. Joe war sich bewusst, dass die GC&CS sich der Ressourcen der Abhörabteilung der Metropolitan Police bediente, die von Harold Kenworthy geführt wurde, einem Angestellten von Marconi … Eingerichtet vom Direktorium der Geheimdienste wurde die Station vom Dachgeschoss von Scotland Yard aus geleitet. Was hatte Nevil gesagt? »… die Mächte über uns …« Joe hatte angenommen, er spreche von Leuten mit mehr Autorität, aber vielleicht war der Bezug ein ganz buchstäblicher gewesen?
    Joe sah nervös zur Decke auf. Waren sie jetzt auch da oben? Und wen belauschten sie gerade? Die Abhörabteilung der Metropolitan Police, das wusste er, überwachte derzeit den beabsichtigten Streik der Minenarbeiter. Sie hatten erschütternde Beweise für eine sowjetische Beteiligung und Agitation entdeckt. Zwei Millionen Pfund waren von den Bolschewiken zur Verfügung gestellt worden, um den Aufruhr anzufachen und die Bergarbeiter während ihres Streiks zu unterstützen.
    In Joes Kopf drehte sich allmählich alles. Welcher Faden führte vom Room 40 im Krieg zu den Abhörspezialisten unter dem Dach, und was hatte das damit zu tun, dass eine Marinehelferin zu Tode geknüppelt worden war? Auf dem nächsten Blatt Papier wurde die Schrift ungenauer, wahrscheinlich die Wirkung des Glases, dessen dunkelbrauner Umriss noch die Seite zierte. Joe musste nicht erst daran riechen, um den Rum zu erraten.
    Ziemlich betrunken - O Gott, der Zustand war ansteckend! - hatte Cottingham erregt hinzugefügt: »Frage mich, ob Sie wissen, wo Dame B. die Kriegsjahre verbrachte, bevor sie zu den Marinehelferinnen kam.« In Blockbuchstaben hatte er »Room 40« hingekritzelt. »Mein Kontaktmann

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