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Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands

Titel: Die Tote im Ritz - Ein Fall fuer Detective Joe Sandilands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Cleverly
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sagt, Dame B. wurde für ihre rasche Auffassungsgabe und ihre perfekten Deutschkenntnisse geschätzt - eine ideale Kombination, um einen Code zu knacken und Signale zu deuten. Kein Wunder, dass sie so sehr bewundert wurde! Man munkelte, sie sei - höchst vertraulich! - mit dem Boss intim: mit Konteradmiral Hugh ›Quex‹ Sinclair, dem Leiter von NI, SIS, GC&CS und dem ganzen Rest der Alphabetsuppe.«
    Joe fiel wieder ein, dass der Spitzname des eleganten und fähigen Admirals - »Quex« - vom Titel eines Theaterstücks aus dem West End stammte: The Gay Lord Quex, the wickedest man in London . Sinclair stand in dem Ruf, anspruchsvoll zu leben, und er hatte den Hauptsitz des Marinegeheimdienstes angeblich nur deshalb an den Strand verlegt, damit er in der Nähe seines Lieblingsrestaurants war, dem Savoy Grill.
    »Es ist durchaus möglich, dass Dame B. Donovan in Room 40 kennenlernte!«, hatte Cottingham hinzugefügt. »Dame B. wurde in Marinekreisen hoch geachtet, nicht zuletzt wegen der unerschrockenen Art und Weise, wie sie die Marinehelferinnen neu ins Leben rief, obwohl sie offiziell 1918 aufgelöst worden waren. Sie hat mit Wissen und Zustimmung der Marine - wenn auch ohne deren finanzielle Unterstützung oder offizielle Anerkennung - eine Gruppe von Frauen um sich geschart, deren Ziel es ist, die Traditionen der Marinehelferinnen fortzuführen. Ein Haufen von vestalischen Jungfrauen, wenn man so will, die die Flamme schüren, bis sie wieder gebraucht wird. Offenbar aus besten Kreisen. Töchter hochrangiger Offiziere, in der Art. Einige der Jungs sympathisieren mit Beas Ansicht, dass die Marine längst nicht die letzte Schlacht geschlagen hat und sie das nächste Mal exzellent vorbereitet sein muss. Bin mir nicht sicher, wen sie als Feind sehen, aber der wahrscheinlichste Kandidat ist doch sicher Russland, oder?
    Man hielt sie für eine ziemlich schneidige Dame. Seeleute lieben Spitznamen! Sie haben diese embrionische Truppe umtriebiger junger Frauen ›den Bienenstock‹ genannt, und Dame B. war - selbstverständlich - Bienenkönigin Bea.«
    Joe war so gefangen in den forensischen Aspekten des Falles gewesen, dass er nicht das getan hatte, was er für gewöhnlich schon zu Beginn einer Ermittlung tat. Er hatte kein detailliertes Profil des Mordopfers erstellt. Er erinnerte sich, dass der Terminkalender von Dame Beatrice eine Verabredung zum Essen mit einem Admiral enthielt. Er hatte dem Admiral ausrichten lassen, dass das Essen gestrichen war, und ihm die Nachricht von ihrem Tod überbringen lassen, aber vielleicht war der Termin an sich schon von Bedeutung? Frustriert räumte er ein, dass er diese Bedeutung nun niemals herausfinden würde, da ihm jede Befragung untersagt worden war.
    Joe hatte das Gefühl, die Zeit sei gekommen, Beatrice genauer kennenzulernen. Er nahm seinen Aktenkoffer, steckte Cottinghams Notizen hinein und sah in den Inhalt eines kleinen Umschlags. Er nahm die Türschlüssel heraus, die Tilly in der Handtasche von Dame Beatrice gefunden hatte.
    »Zeit, dir einen Abschiedsbesuch abzustatten, Bienenkönigin Bea«, sagte er.

18. KAPITEL
    »Keine Frühaufsteher.«
    Tilly hatte die Bewohner des bohèmehaften Bloomsbury mit einem missbilligenden Naserümpfen alle in eine Schublade gesteckt. Joe hoffte, sie irrte sich nicht. Er wollte nicht dabei beobachtet werden, wie er sich um fünf Uhr früh in die Wohnung von Dame Beatrice schlich. Es wäre viel zu peinlich, wenn jemand ihn bemerken und den patrouillierenden Streifenbeamten darauf aufmerksam machen sollte. Joe ergriff die Vorsichtsmaßnahme, eine Tarnfarbe in Form eines abgetragenen, braunen Cordsamtanzugs zu tragen, den seine Schwester sehr verschmähte, ein Hemd, ohne Krawatte und am Hals aufgeknöpft, und einen schwarzen Filzhut mit breiter Krempe, den er über ein Auge gezogen hatte. Er betrachtete sich selbst kritisch im Spiegel und grinste. Er fand, er sah ziemlich schnittig aus, mit seinen dunklen Zügen, in die sich der Schlafmangel eingegraben hatte. Wahrscheinlich würde er an einem Dutzend Leuten vorbeikommen, auf dem Heimweg von einer Nacht, in der sie in der Stadt versumpft waren oder die sie hinter irgendeiner blauen Tür oder sonst wo verbracht hatten.
    Er ließ seinen Wagen an den Russell Square Gardens stehen, hinter dem British Museum, und bahnte sich seinen Weg gemächlich an den Bauplätzen der Montague Street vorbei, dann bog er in die Fitzroy Gardens. Er war kein Tourist, rief er sich in Erinnerung; er war nicht hier, um

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