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Die Tote in der Bibliotek

Die Tote in der Bibliotek

Titel: Die Tote in der Bibliotek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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dann in den Ballsaal zurück. War nicht viel los. Diese – wie heißt sie noch –, diese Josie war wieder da und hat mit dem Tennisknaben getanzt. War krank gewesen, verstauchter Fuß oder so.»
    «Das heißt, Sie waren um Mitternacht wieder im Hotel. Gehe ich also recht in der Annahme, dass Sie über eine Stunde draußen spazieren gegangen sind?»
    «Ich hatte was getrunken, verstehen Sie? Ich hab – äh, ich hab nachgedacht», sagte George Bartlett, eine Äußerung, die noch skeptischer aufgenommen wurde als alle anderen zuvor.
    «Worüber haben Sie denn nachgedacht?», fragte Colonel Melchett scharf.
    «Ach, ich weiß auch nicht, über alles Mögliche.»
    «Haben Sie ein Auto, Mr. Bartlett?»
    «Ja.»
    «Wo stand es? In der Hotelgarage?»
    «Nein, im Hof. Wollte vielleicht noch eine kleine Spritztour machen, verstehen Sie?»
    «Und – haben Sie eine gemacht?»
    «Nein – nein, hab ich nicht. Ich schwör’s.»
    «Sie haben nicht zufällig Miss Keene auf eine Spritztour mitgenommen?»
    «Na, hören Sie mal! Worauf wollen Sie eigentlich hinaus? Ich bin nicht weggefahren, ich schwör’s. Wirklich nicht.»
    «Vielen Dank, Mr. Bartlett, das wäre im Moment alles. Im Moment», wiederholte Colonel Melchett mit Nachdruck.
    George Bartlett sah ihnen mit einem geradezu lächerlich besorgten Ausdruck auf seinen wenig durchgeistigten Zügen nach.
    «Trottel», sagte Colonel Melchett.
    Superintendent Harper schüttelte den Kopf.
    «Wir haben noch einen weiten Weg vor uns», sagte er.

Sechstes Kapitel

I
     
    W eder der Nachtportier noch der Barkeeper erwiesen sich als besonders hilfreich. Der Nachtportier erinnerte sich, dass er kurz nach Mitternacht bei Miss Keene oben angerufen, dass aber niemand abgenommen hatte. Mr. Bartlett hatte er weder beim Verlassen noch beim Betreten des Hotels gesehen. Es sei ein schöner Abend gewesen, an dem sehr viele Damen und Herren ein und aus gegangen seien. Und außer dem Haupteingang zur Halle gebe es ja auch noch die Seiteneingänge zu den Fluren. Er sei sich so gut wie sicher, dass Miss Keene nicht durch den Haupteingang hinausgegangen sei. Von ihrem Zimmer im ersten Stock aus habe sie wahrscheinlich die Treppe dort und dann die Tür am Ende des Flurs benutzt, die auf die seitliche Terrasse führe. Auf diese Weise habe sie das Haus ohne weiteres ungesehen verlassen können, denn die Tür sei erst nach dem Tanzen um zwei Uhr abgeschlossen worden.
    Der Barkeeper wusste noch, dass Mr. Bartlett in der Bar gewesen war, konnte aber nicht sagen, wann. Irgendwann im Verlauf des Abends, meinte er. Mr. Bartlett habe an der Wand gesessen und ziemlich deprimiert gewirkt. Wie lange er geblieben sei, wisse er nicht. Es seien auch viele auswärtige Gäste da gewesen. Er hatte George Bartlett zwar gesehen, konnte aber keinerlei Zeitangaben machen.
     

II
     
    Beim Verlassen der Bar wurden sie von einem etwa neunjährigen Jungen angehalten, der sofort aufgeregt lossprudelte.
    «Sind Sie die Kriminalpolizei? Ich bin Peter Carmody. Mr. Jefferson, der wegen Ruby die Polizei gerufen hat, ist mein Großvater. Sind Sie von Scotland Yard? Ich darf doch mit Ihnen reden, oder?»
    Colonel Melchett machte ein Gesicht, als wollte er den Jungen kurz abfertigen, doch Superintendent Harper kam ihm zuvor und sagte freundlich: «Aber natürlich, mein Junge. Verständlich, dass dich die Sache interessiert.»
    «Und wie! Mögen Sie Kriminalromane? Ich schon. Ich lese alle, und ich hab Autogramme von Dorothy Sayers und Agatha Christie und Dickson Carr und H. C. Bailey. Kommt der Mord in die Zeitung?»
    «Worauf du dich verlassen kannst», sagte Superintendent Harper grimmig.
    «Nächste Woche fängt nämlich die Schule wieder an, und da kann ich dann allen erzählen, dass ich sie gekannt hab, dass ich sie richtig gut gekannt hab.»
    «Und wie fandest du sie, hm?»
    Peter überlegte.
    «Also, ich hab sie nicht besonders gemocht. Ich glaub, sie war ein bisschen dumm. Mum und Onkel Mark haben sie auch nicht gemocht. Nur Großvater. Ach so, ja, Großvater will Sie sprechen. Edwards sucht Sie schon.»
    Superintendent Harper ermunterte den Jungen weiterzureden.
    «Soso, deine Mutter und dein Onkel Mark mochten Ruby Keene nicht besonders. Und warum nicht?»
    «Ach, ich weiß auch nicht. Vielleicht weil sie immer mitten reingeplatzt ist. Und weil Großvater so viel Wirbel um sie gemacht hat, das hat ihnen auch nicht gefallen. Wahrscheinlich sind sie froh, dass sie tot ist», sagte Peter vergnügt.
    Superintendent Harper sah

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