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Die Tote in der Bibliotek

Die Tote in der Bibliotek

Titel: Die Tote in der Bibliotek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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los in Glenshire?», fragte er. «Ist hier eine Gewaltepidemie ausgebrochen? Sagen Sie jetzt nur nicht, das wird ein zweiter Fall Rouse! Haben Sie das Kennzeichen?»
    «Nein, Sir, aber wir können den Wagen anhand der Motornummer identifizieren. Vermutlich ein Minoan 14.»

Achtes Kapitel

I
     
    S ir Henry Clithering hatte kaum einen Blick für die Menschen in der Halle des Majestic, als er zur Treppe schritt. Er war ganz in Gedanken. Doch wie es so geht, nahm er die Umgebung im Unterbewusstsein dennoch wahr, und diese Eindrücke würden zu gegebener Zeit wieder lebendig werden.
    Auf dem Weg nach oben dachte Sir Henry darüber nach, was seinen Freund bewogen haben mochte, ihn plötzlich herzubitten. Dringende Hilferufe waren so gar nicht seine Art. Etwas ganz und gar Ungewöhnliches musste geschehen sein.
    Jefferson redete auch nicht lange um den heißen Brei herum. «Schön, dass du kommen konntest. Edwards, bringen Sie Sir Henry etwas zu trinken. Setz dich doch. Du hast noch nichts gehört, nehme ich an? Steht es noch nicht in der Zeitung?»
    Sir Henry schüttelte den Kopf. Seine Neugier war geweckt.
    «Was ist denn passiert?»
    «Ein Mord. Und ich bin in den Fall verwickelt, ich und auch deine Freunde, die Bantrys.»
    «Arthur und Dolly Bantry?», fragte Clithering ungläubig.
    «Ja, die Leiche wurde in ihrem Haus gefunden.»
    Mit knappen, klaren Worten schilderte Conway Jefferson die Fakten. Sir Henry hörte zu, ohne ihn zu unterbrechen. Beide Männer waren gewohnt, schnell zum Kern einer Sache vorzudringen. In seiner Zeit als Chef der Londoner Polizei war Sir Henry für sein rasches Erfassen des Wesentlichen berühmt gewesen.
    «Eine recht ungewöhnliche Sache», sagte er, als der andere geendet hatte. «Was glaubst du, welche Rolle die Bantrys dabei spielen?»
    «Das ist genau der Punkt, der mir Sorgen macht. Verstehst du, Henry, für mich sieht es so aus, als könnte meine Bekanntschaft mit ihnen etwas mit dem Fall zu tun haben. Das ist der einzige Zusammenhang, den ich erkennen kann. Meines Wissens haben beide das Mädchen nie zuvor gesehen. Das haben sie zumindest ausgesagt, und es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln. Dass sie sie doch gekannt haben, ist äußerst unwahrscheinlich. Könnte es also nicht sein, dass Ruby von hier weggelockt und ihre Leiche ganz bewusst ins Haus meiner Freunde gebracht wurde?»
    «Das scheint mir etwas weit hergeholt.»
    «Möglich wäre es trotzdem», beharrte Jefferson.
    «Ja, aber eher unwahrscheinlich. Was erwartest du jetzt von mir?»
    «Ich bin Invalide», sagte Conway Jefferson bitter. «Normalerweise versuche ich das zu ignorieren, aber jetzt holt es mich wieder ein. Ich kann mich nicht frei bewegen, mich nicht umhören, den Dingen nicht auf den Grund gehen. Ich kann nur untätig dasitzen und muss noch dankbar sein für die Informationssplitter, die mir die Polizei freundlicherweise zukommen lässt. Kennst du übrigens zufällig Melchett, den Chief Constable von Radfordshire?»
    «Ja.»
    In Sir Henrys Gehirn regte sich etwas. Ein Gesicht, eine Gestalt, die er beim Durchqueren der Halle gesehen hatte, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Eine sehr aufrecht dasitzende alte Dame, die ihm bekannt vorgekommen war. Irgendwie hatte sie etwas mit Melchett zu tun.
    «Und ich soll jetzt den Amateurdetektiv spielen? So etwas liegt mir nicht», sagte er.
    «Aber du bist eben kein Amateur.»
    «Ich bin aber auch nicht mehr im Dienst. Ich bin im Ruhestand.»
    «Das macht es einfacher», sagte Jefferson.
    «Du meinst, wenn ich noch bei Scotland Yard wäre, könnte ich mich da nicht einmischen? Stimmt genau.»
    «Ja, aber jetzt kannst du aufgrund deiner Erfahrung doch Interesse an dem Fall bekunden, und jede Hilfe, die du anbietest, wäre willkommen.»
    «Du hast Recht, inkorrekt wäre das nicht. Aber was willst du eigentlich wirklich, Conway? Herausfinden, wer das Mädchen umgebracht hat?»
    «Genau das.»
    «Du selbst hast keine Ahnung?»
    «Nicht die geringste.»
    «Du wirst es nicht glauben», sagte Sir Henry bedächtig, «aber hier im Hotel befindet sich in diesem Augenblick eine Spezialistin im Rätsellösen, eine, die darin besser ist als ich und die aller Wahrscheinlichkeit nach über Informationen aus der Umgebung verfügt.»
    «Wen meinst du?»
    «Unten in der Halle, neben dem dritten Pfeiler links, sitzt eine alte Dame mit einem lieben, sanften Altjungferngesicht und einem Verstand, der die Abgründe menschlicher Schlechtigkeit kennt und sie als gegeben hinnimmt. Ich meine Miss

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