Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote in der Bibliotek

Die Tote in der Bibliotek

Titel: Die Tote in der Bibliotek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Starr, Ruby Keenes Partner.»
    Miss Marple betrachtete ihn neugierig. «Was für ein gut aussehender junger Mann!»
    «Wie man’s nimmt.»
    «Na, hör mal, Henry», sagte Mrs. Bantry, «was heißt hier ‹wie man’s nimmt›? Er sieht gut aus.»
    «Hat Mrs. Jefferson nicht erzählt, dass sie Tennisstunden nimmt?», murmelte Miss Marple.
    «Willst du damit etwas Bestimmtes sagen, Jane?»
    Miss Marple hatte keine Gelegenheit mehr, diese direkte Frage zu beantworten, denn Peter Carmody kam über die Terrasse und setzte sich zu ihnen.
    «Sind Sie auch von der Polizei?», wandte er sich an Sir Henry. «Ich hab Sie vorhin mit dem Superintendent reden sehen. Der Dicke ist doch Superintendent, oder?»
    «Ganz recht, mein Junge.»
    «Und Sie waren ein ganz hohes Tier in London, hab ich gehört. Chef von Scotland Yard oder so.»
    «Ist der Chef von Scotland Yard in Kriminalromanen nicht immer eine komplette Niete?»
    «Nein, nein, jetzt nicht mehr. Die Polizei auf die Schippe zu nehmen ist längst aus der Mode. Wissen Sie schon, wer den Mord begangen hat?»
    «Leider nein.»
    «Das alles macht dir richtig Spaß, Peter, was?», fragte Mrs. Bantry.
    «Ja, klar, ist doch mal was anderes. Ich hab schon überall nach Spuren gesucht, aber nichts gefunden. Dafür hab ich ein Andenken. Möchten Sie’s sehen? Mutter wollte, dass ich’s wegschmeiße, stellen Sie sich das vor! Eltern sind manchmal so was von komisch!»
    Er griff in die Hosentasche und förderte eine Streichholzschachtel zutage, schob sie auf und präsentierte den kostbaren Inhalt.
    «Ein Fingernagel! Von ihr! Ich werde ‹Fingernagel der Ermordeten› draufschreiben und ihn mit in die Schule nehmen. Gutes Andenken, was?»
    «Wo hast du denn den her?», fragte Miss Marple.
    «Reines Glück. Ich wusste ja noch nicht, dass sie später ermordet wird. Es war gestern Abend, kurz vor dem Essen. Ruby ist an Josies Tuch hängen geblieben und hat sich den Nagel eingerissen. Mum hat ihn ihr abgeschnitten, und ich sollte ihn in den Papierkorb werfen. Das wollte ich auch erst, aber dann hab ich ihn eingesteckt. Heute früh ist er mir wieder eingefallen, und ich hab nachgeschaut, ob er noch da ist, und jetzt hab ich mein Andenken.»
    «Ist ja ekelhaft!», sagte Mrs. Bantry.
    «Ja, finden Sie?», antwortete Peter höflich.
    «Hast du noch andere Andenken?», fragte Sir Henry.
    «Hm, ich weiß nicht. Ich hab was, das könnte auch eins sein.»
    «Raus damit, junger Mann!»
    Peter sah ihn nachdenklich an. Dann brachte er einen Briefumschlag zum Vorschein und zog ein bräunliches Stück Schnur daraus hervor.
    «Das ist ein Stück Schnürsenkel von diesem George Bartlett», erklärte er. «Die Schuhe standen heute früh vor seiner Tür ; und da hab ich’s abgemacht, für alle Fälle.»
    «Für welche Fälle?»
    «Na, dass er der Mörder ist. Er war der Letzte, der sie gesehen hat, und so was ist doch immer furchtbar verdächtig. Gibt’s bald Essen? Ich hab einen Riesenhunger. Wie lang das immer dauert vom Tee bis zum Abendessen! Ach, da ist ja Onkel Hugo. Ich hab gar nicht gewusst, dass Mum ihn hergeholt hat. Das macht sie immer, wenn sie in der Patsche sitzt. Da kommt Josie. Tag, Josie!»
    Josephine Turner blieb stehen, sichtlich erstaunt, Mrs. Bantry und Miss Marple zu sehen.
    «Guten Tag, Miss Turner», sagte Mrs. Bantry freundlich. «Wir wollen hier ein bisschen Detektiv spielen.»
    Josie sah sich mit einem schnellen, schuldbewussten Blick um und sagte leise: «Es ist schrecklich. Die Leute wissen es noch nicht, weil es noch nicht in der Zeitung steht, aber bald wird mir jeder hier Fragen stellen. Das ist so peinlich, ich weiß gar nicht, was ich dann sagen soll.»
    «Ja, das wird nicht ganz einfach für Sie werden», sagte Miss Marple.
    Ihr Mitgefühl tat Josie wohl, und sie sah Miss Marple wehmütig an.
    «Mr. Prestcott hat mich gebeten, nicht darüber zu sprechen», sagte sie. «Das ist ja schön und gut, aber alle hier werden Näheres wissen wollen, und man kann die Leute doch nicht vor den Kopf stoßen, oder? Mr. Prestcott sagt, er hofft, dass ich es schaffe, einfach so weiterzumachen wie bisher. Er war ja ziemlich wütend, also werde ich mir natürlich alle Mühe geben. Aber ich sehe gar nicht ein, dass ich an allem schuld sein soll.»
    «Wären Sie so freundlich, mir eine etwas direkte Frage zu beantworten, Miss Turner?», wandte Sir Henry sich an sie.
    «Fragen Sie, was immer Sie wollen», lautete Josies ein wenig heuchlerische Antwort.
    «Hat es zwischen Ihnen, Mrs.

Weitere Kostenlose Bücher