Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote in der Bibliotek

Die Tote in der Bibliotek

Titel: Die Tote in der Bibliotek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
in Venn’s Quarry ein Kartoffelfeuer? Nein, sag ich, keine Frage, das ist ein richtig großes Feuer. Aber was kann da brennen, frag ich mich. Da in der Gegend gibt’s doch überhaupt kein Haus und keinen Hof. Das ist im Steinbruch, sag ich, ja, da ist es, keine Frage. Hab erst mal nicht gewusst, was tun, aber da ist Constable Gregg gekommen, mit dem Fahrrad, und dem hab ich’s erzählt. Gebrannt hat da schon nichts mehr, aber ich hab ihm gezeigt, wo er hinmuss. Da drüben, sag ich, riesiger Feuerschein, sag ich. Ein Heuschober wahrscheinlich, sag ich. Den hat bestimmt ein Landstreicher in Brand gesteckt. Aber dass es ein Auto ist, das hätt ich nie gedacht, und erst recht nicht, dass da jemand drin verbrennt, bei lebendigem Leibe. Furchtbare Tragödie das Ganze, keine Frage.»
    Die Polizei von Glenshire war nicht untätig gewesen. Fotoapparate hatten geklickt, und die Lage der verkohlten Leiche war genau registriert worden, bevor der Polizeiarzt mit seinen Untersuchungen begonnen hatte.
    Der Arzt, die Lippen grimmig zusammengepresst, trat jetzt zu Harper und klopfte sich die schwarze Asche von den Händen.
    «Gründliche Arbeit», sagte er. «Alles verbrannt, bis auf Reste von einem Fuß und einem Schuh. Könnte im Moment selbst nicht sagen, ob es ein Mann oder eine Frau war, aber da werden die Knochen Aufschluss geben. Der Schuh ist so ein schwarzer Spangenschuh, wie ihn Schulmädchen tragen.»
    «In der Nachbargrafschaft wird eine Schülerin vermisst», sagte Harper, «gar nicht weit von hier. Eine Sechzehnjährige.»
    «Das wird sie sein. Das arme Mädchen.»
    «Sie war doch hoffentlich nicht mehr am Leben, als…?», fragte Harper beklommen.
    «Nein, nein, ich glaube nicht. Keine Hinweise darauf, dass sie versucht hätte herauszukommen. Die Leiche ist auf den Sitz geworfen worden, nur der Fuß hing heraus. Ich würde sagen, sie war schon vorher tot. Dann ist der Wagen angezündet worden, um die Spuren zu verwischen.»
    Er schwieg einen Moment und fragte dann: «Brauchen Sie mich noch?»
    «Ich denke nicht, vielen Dank.»
    «Gut, dann mach ich mich mal wieder auf den Weg.»
    Er ging zu seinem Wagen. Harper trat zu einem seiner Beamten, einem Experten für Autounfälle.
    «Ganz klarer Fall, Sir.» Der Polizist sah zu ihm auf. «Der Wagen ist mit Benzin übergossen und in Brand gesteckt worden. In der Hecke dahinten liegen drei leere Kanister.»
    Etwas weiter entfernt sortierte ein anderer Polizist sorgfältig kleine, aus dem Wrack geborgene Gegenstände. Ein angesengter schwarzer Lederschuh lag da, daneben kleine Stücke eines ebenfalls angesengten, geschwärzten Materials. Als Harper herankam, blickte sein Untergebener auf und rief: «Sehen Sie sich das an, Sir. Ich glaube, das sagt alles.»
    Harper nahm einen der Gegenstände in die Hand.
    «Ein Knopf von einer Pfadfinderuniform?», fragte er.
    «Ja, Sir.»
    «Das sagt allerdings alles.»
    Harper, ein warmherziger, liebenswürdiger Mann, verspürte eine leichte Übelkeit. Erst Ruby Keene und jetzt Pamela Reeves, fast noch ein Kind. Wie schon einmal sagte er zu sich selbst: «Was ist denn nur auf einmal los in Glenshire?»
    Er musste nun zunächst seinen eigenen Vorgesetzten anrufen und sich dann mit Colonel Melchett in Verbindung setzen, denn Pamela Reeves’ Leiche war zwar in Glenshire gefunden worden, aber verschwunden war das Mädchen in Radfordshire.
    Was ihm danach bevorstand, war keine angenehme Aufgabe. Er musste Pamela Reeves’ Eltern die Nachricht überbringen…
     

II
     
    Superintendent Harper klingelte an der Haustür und sah dann nachdenklich an der Fassade von Braeside hoch.
    Eine schmucke kleine Villa mit einem hübschen, gut einen halben Hektar großen Garten, eines jener Häuser, wie sie in den letzten zwanzig Jahren überall auf dem Land gebaut worden waren. Pensionierte Militärs, Staatsbeamte im Ruhestand und dergleichen, nette, anständige Leute, denen man allenfalls nachsagen konnte, dass sie ein wenig langweilig waren. Steckten in die Erziehung ihrer Kinder, was sie nur immer erübrigen konnten. Nicht der Typ, den man mit Tragödien in Verbindung bringt. Und jetzt war die Tragödie da. Harper seufzte.
    Er wurde sogleich in ein Wohnzimmer geführt, in dem ein steif wirkender Mann mit grauem Schnurrbart und eine Frau mit rot verweinten Augen aufsprangen.
    «Haben Sie etwas von Pamela gehört?», fragte Mrs. Reeves ängstlich. Unter Superintendent Harpers mitfühlendem Blick prallte sie wie von einem Schlag getroffen zurück.
    «Ich

Weitere Kostenlose Bücher