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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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mit CAIN unterschrieben war.«
    »Und ich wette, Gault wußte nichts davon. Und ich wette außerdem, daß er ihr dieses kleine Vergnügen genommen hat, sobald er davon erfuhr.«
    Ich dachte an den rosa Umschlag, von dem wir annahmen, daß Gault ihn in Sheriff Browns Haus aus Carries Kleidung entwendet hatte. Wenn Gault den Brief in die Schlafanzugjacke gesteckt hatte, dann wollte er damit erneut seine Dominanz geltend machen. Gault benutzte Carrie. In gewisser Weise wartete sie immer im Auto, es sei denn, er brauchte sie, um eine Leiche wegzuschaffen oder erniedrigende Handlungen zu vollziehen.
    »Was ist hier gerade passiert?« fragte ich Lucy.
    Lucy sah mich nicht an, während sie es mir erklärte. »Ich habe den Virus gefunden und einen eigenen implantiert. Der sorgt dafür, daß jedesmal, wenn Gault versucht, eine Nachricht an ein an CAIN angeschlossenes Terminal zu schicken, die Meldung auch über seinen Bildschirm läuft - statt rauszugehen, springt sie ihm sozusagen ins Gesicht. Und er wird aufgefordert, es noch einmal zu versuchen. Das tut er dann auch. Beim erstenmal bekam er nach dem zweiten Versuch eine Erfolgsmeldung. Beim nächstenmal mußte er es ein drittes Mal versuchen. Es geht darum, daß er so lange in der Leitung bleibt, bis wir den Anruf zurückverfolgen können.«
    »Wir?«
    Lucy nahm wieder die kleine beigefarbene Fernbedienung in die Hand. »Das hier ist mein Alarmknopf«, sagte sie. »Er sendet ein Funksignal direkt zum HRT.«
    »Ich nehme an, daß Wesley von dem Modem weiß, seitdem du es gefunden hast.« »Ja.«
    »Erklär mir etwas.« »Klar.« Sie sah mich an.
    »Gault oder Carrie benutzen dieses versteckte Modem und die kaum benützte Nummer. Aber was ist mit deinem Paßwort? Wie können sie sich als Superuser anmelden? Gibt es nicht irgendwelche UNIX-Befehle, über die du rauskriegen kannst, ob ein anderer Benutzer oder ein anderes Gerät eingeloggt waren?«
    »Carrie hat den Virus so programmiert, daß er, wann immer ich meinen Benutzernamen und mein Paßwort ändere, dies abfängt. So kann sich Gault einloggen, als wäre er ich, und außerdem gestattet der Virus ihm nur dann, sich einzuloggen, wenn ich auch im System bin.«
    »Er versteckt sich also hinter dir.«
    »Wie ein Schatten. Er gebraucht meinen Benutzernamen und mein Paßwort. Ich bin draufgekommen, als ich eines Tages wissen wollte, wer angemeldet war, und mein Name zweimal auftauchte.«
    »Wenn CAIN die Benutzer zurückruft, um ihre Zugangsberechtigung zu überprüfen, warum taucht dann Gaults Telefonnummer nicht auf der monatlichen Rechnung der ERF auf?«
    »Auch dafür sorgt der Virus. Der Rückruf wird von einer Kreditkarte der Telefongesellschaft abgebucht, in diesem Fall AT&T. Deswegen tauchen die Anrufe nicht auf den Rechnungen des FBI auf. Sie werden Gaults Vater in Rechnung gestellt.«
    »Erstaunlich.«
    »Offenbar hat Gault die Telefonkarten- und die Pin-Nummer seines Vaters.«
    »Weiß er, daß sein Sohn seine Karte benützt?«
    Ein Telefon klingelte. Sie nahm ab.
    »Ja, Sir. Ich weiß. Wir waren nahe dran. Ja, ich bringe Ihnen den Ausdruck sofort.« Sie legte auf. »Ich glaube nicht, daß sie es ihm gesagt haben«, sagte Lucy. »Niemand hat Peyton Gault davon erzählt.« »So ist es. Das war Mr. Wesley.«
    »Ich muß mit ihm reden. Vertraust du mir den Ausdruck an?«
    Lucy starrte wieder auf den Monitor. Der Bildschirmschoner hatte sich eingeschaltet, und leuchtende Dreiecke bewegten sich langsam über- und umeinander, als machten sie Liebe.
    »Ja, nimm ihn mit«, sagte sie und tippte Prodigy. »Bevor du gehst... Wir haben Post.«
    »Viel?« Ich trat näher zu ihr. Wir lasen: Was sind Blattgoldfüllungen? »Davon werden wir vermutlich noch mehr bekommen«, sagte Lucy.
    Sally saß auch heute an der Rezeption, als ich die Lobby der Academy betrat, und sie ließ mich durch, ohne daß ich mich eintragen oder auf einen Besucherausweis warten mußte. Ich ging zielstrebig den hellbraunen Korridor entlang, an der Poststelle vorbei und durch den Raum, in dem die Waffen gereinigt werden. Ich liebte den Geruch der Reinigungsmittel.
    Ein Mann gab Preßluft in das Rohr eines Gewehrs. Sonst war niemand da. Ich dachte an die Männer und Frauen, die ich hier gesehen hatte, an die vielen Male, die ich hier meine Waffen geputzt hatte. Ich hatte Agenten kommen und gehen sehen. Ich hatte sie dabei beobachtet, wie sie rannten, kämpften, schossen und schwitzten. Ich hatte sie unterrichtet und war mit ganzem Herzen bei der Sache

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