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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Virginia.« Ich wollte auflegen.
    »Ich habe gerade mit Virginia gesprochen. Warten Sie. Haben Sie über Prodigy eine Meldung verschickt?«
    »Ja. Vielleicht haben Sie mit Lucy gesprochen.«
    »LUCYTALK?«
    »Ja.«
    »Wir haben gerade Post ausgetauscht. Ich melde mich auf die Anfrage wegen der Blattgoldfüllungen. Ich bin Zahnarzt in Seattle und Mitglied unserer Vereinigung. Sind Sie die forensische Pathologin?«
    »Ja. Vielen Dank, daß Sie sich gemeldet haben. Ich versuche, eine tote junge Frau zu identifizieren, die viele Blattgoldfüllungen hatte.«
    »Bitte, beschreiben Sie sie.«
    Ich beschrieb ihm Janes Zähne. »Vielleicht war sie Musikerin«, fügte ich hinzu. »Möglicherweise hat sie Saxophon gespielt.«
    »Es war mal eine Frau hier, auf die Ihre Beschreibung ziemlich gut paßt.« »In Seattle?«
    »Ja. Sie war in unserem Verein bekannt, weil sie wirklich einen unglaublichen Mund hatte. Die Blattgoldfüllungen und ihre Zahnanomalien wurden bei Diavorträgen gezeigt und diskutiert.«
    »Erinnern Sie sich an ihren Namen?«
    »Nein, tut mir leid. Sie war nicht meine Patientin. Aber soweit ich mich erinnere, war sie professionelle Musikerin, bis sie irgendeinen schrecklichen Unfall hatte. Damals begannen auch ihre Zahnprobleme.«
    »Bei der Frau, von der ich spreche, war der Zahnschmelz stark angegriffen. Vermutlich von zu häufigem Zähneputzen.«
    »Richtig. Das trifft auch auf unsere Frau hier zu.«
    »Was Sie sagen, deutet nicht daraufhin, daß die Frau obdachlos war.«
    »Das kann nicht sein. Jemand hat die Zahnarztrechnungen bezahlt.«
    »Die Frau, die in New York gestorben ist, war obdachlos«, sagte ich.
    »Oje, das tut mir leid. Vermutlich konnte sie nicht für sich selbst sorgen, wer immer sie war.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Jay Bennett.«
    »Dr. Bennett? Erinnern Sie sich noch an irgend etwas, das während dieser Diavorträge gesagt wurde?«
    Es folgte ein langes Schweigen. »Ja. Aber das ist sehr vage.« Er zögerte. »Ich glaube, die Frau hier war verwandt mit einem hohen Tier. Vielleicht hat sie bei dieser Person auch gewohnt, bevor sie verschwand.«
    Ich gab ihm weitere Informationen, damit er mich wieder anrufen konnte, falls ihm noch etwas einfiel. Ich legte auf und sah Wesley an.
    »Ich glaube, Jane war Gaults Schwester«, sagte ich. »Was?« Er war entsetzt.
    »Ich glaube, Temple Gault hat seine eigene Schwester umgebracht. Bitte, sag mir, daß du das nicht schon gewußt hast.«
    Er reagierte empört.
    »Ich muß sie unbedingt identifizieren.« Ich fühlte mich völlig erschlagen.
    »Geht das nicht über die Unterlagen ihres Zahnarztes?« »Wenn wir sie auftreiben. Wenn es noch Röntgenaufnahmen von ihr gibt. Wenn uns die Armee nicht den Weg versperrt.«
    »Die Armee weiß nichts über sie.« In seinen Augen schimmerten einen Moment lang Tränen. Er wich meinem Blick aus. »Er hat uns selbst gesagt, was er getan hat. In seiner letzten Botschaft.
    »Ja«, sagte ich. »Er sagt, CAIN hat seinen Bruder getötet. Gault und sie wurden in New York für zwei Männer gehalten. Gibt es noch mehr Geschwister?«
    »Nein. Wir wußten, daß seine Schwester an der Westküste lebt, waren aber nicht in der Lage, sie zu finden, weil sie offenbar nicht Auto fährt. Es gibt keine Unterlagen darüber, daß sie je einen Führerschein gemacht hat. Wir waren nicht einmal sicher, ob sie noch am Leben ist.«
    »Sie lebt nicht mehr.«
    Er zuckte zusammen und wandte den Blick ab.
    »Sie hatte keinen festen Wohnsitz mehr - zumindest nicht in den letzten Jahren«, sagte ich und dachte an ihre armselige Habe und ihren schlecht ernährten Körper. »Sie hat schon eine ganze Weile auf der Straße gelebt. Und sie ist ganz gut durchgekommen, bis ihr Bruder auftauchte.«
    Wesley sah elend aus, als er sagte: »Wie kann jemand so etwas tun?«
    Ich legte die Arme um ihn. Es war mir gleichgültig, ob jemand hereinkäme. Ich umarmte ihn wie einen Freund.
    »Benton«, sagte ich. »Geh nach Hause.«

17
    Ich verbrachte das Wochenende und den Neujahrstag in Quantico, und obwohl wir über Prodigy eine ganze Menge Post bekamen, gelang es uns nicht, Jane definitiv zu identifizieren.
    Ihr Zahnarzt war im Jahr zuvor in den Ruhestand getreten, und ihre alten Röntgenaufnahmen waren wegen des Silbergehalts zurückgefordert worden. Das war die größte Enttäuschung, denn darauf wären Brüche, Nebenhöhlenform, Knochenanomalien sichtbar gewesen, die eine Identifizierung ermöglicht hätten. Was die sonstigen Unterlagen anbelangte, reagierte

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