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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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nationale Sicherheit?« Wesley schwieg.
    »Gut«, fuhr ich fort. »Behaltet eure kleinen Geheimnisse für euch. Mir hängen sie eh zum Hals raus. Es geht mir lediglich darum, weitere Morde zu verhindern. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es dir auch darum geht.« Ich sah ihn gekränkt und kalt an.
    »Ich bitte dich. An manchen Tagen wollte ich, ich wäre Marino und könnte rauchen.« Er schnaubte ärgerlich. »General Gault ist nicht wichtig für die Ermittlungen in diesem Fall. Er darf nicht hineingezogen werden.«
    »Ich glaube, daß alle Informationen über Temple Gaults Familie wichtig sein können. Ich kann nicht glauben, daß du nicht auch so denkst. Hintergrundinformationen sind unerläßlich, um Profile zu erstellen und Verhalten vorherzusagen.«
    »Ich sage dir, General Gault ist tabu.«
    »Warum?«
    »Respekt.«
    »Mein Gott, Benton.« Ich beugte mich auf meinem Stuhl nach vorn. »Gault hat wahrscheinlich zwei Menschen mit den Stiefeln seines Onkels umgebracht. Und wie würde es der Armee gefallen, wenn Time oder Newsweek davon erfahren?«
    »Droh mir nicht.«
    »O doch. Und ich werde mehr als nur drohen, wenn die Leute nicht das Richtige tun. Erzähl mir von dem General.
    Ich weiß bereits, daß sein Neffe seine Augen hat. Und der General hatte etwas von einem Pfau. Er schien sich gern in einer herausgeputzten Ausgeh-Uniform fotografieren zu lassen, wie sie auch Eisenhower gefallen hätte.«
    »Er hatte ein ziemliches Ego, aber er war ein großartiger Mann. Daran gibt es nichts zu rütteln«, sagte Wesley.
    »Er war also Gaults Onkel? Gibst du das wenigstens zu?«
    Wesley zögerte. »Luther Gault war Temple Gaults Onkel.«
    »Erzähl mir mehr.«
    »Er wurde in Albany geboren und dort ausgebildet. 1944 - er war Captain - wurde seine Division nach Frankreich verlegt. Für sein heldenhaftes Verhalten in der Schlacht von Bulge bekam er die höchste Tapferkeitsmedaille, die das Pentagon zu vergeben hat, und wurde befördert. Nach dem Krieg kam er nach Fort Lee zum Quartermaster Corps und war verantwortlich für die Abteilung, die Uniformen entwickelt und testet.«
    »Dann gehörten die Stiefel also ihm.« »Gut möglich.« »War er groß?«
    »Man hat mir gesagt, daß General Gault als junger Mann ungefähr so groß war wie sein Neffe.«
    Ich dachte an das Foto des Generals. Er war schlank und nicht übermäßig groß. Er hatte markante Gesichtszüge, einen festen Blick, aber er wirkte nicht unfreundlich.
    »Luther Gault hat auch in Korea gedient«, fuhr Wesley fort. »Eine Zeitlang war er im Pentagon als stellvertretender Personalchef, dann ging er als stellvertretender Kommandant zurück nach Fort Lee. Er beendete seine Karriere im MAC-V.«
    »Was ist das?«
    »Military Assistance Command, Militärisches Unterstützungskommando - Vietnam.«
    »Danach zog er sich nach Seattle zurück?«
    »Er und seine Frau sind dorthin gezogen.«
    »Hatten sie Kinder?«
    »Zwei Söhne.«
    »Was weiß man über sein Verhältnis zu seinem Bruder?« »Keine Ahnung. Der General ist tot, und sein Bruder spricht nicht mit uns.«
    »Also wissen wir nicht, wie Gault an die Stiefel seines Onkels kam.«
    »Kay, Leute, denen die höchste militärische Auszeichnung verliehen wurde, unterliegen einem speziellen Kodex. Sie bilden eine eigene Klasse, haben einen besonderen Status, stehen unter dem speziellen Schutz der Armee.«
    »Deswegen die Geheimnistuerei?«
    »Die Armee ist nicht erpicht darauf, daß die ganze Welt erfährt, daß ihr hochdekorierter Zwei-Sterne-General der Onkel eines der berüchtigtsten Psychopathen unseres Landes ist. Das Pentagon ist nicht erpicht darauf, daß bekannt wird, daß dieser Mörder - wie du schon gesagt hast - mehrere Personen mit General Gaults Stiefeln totgetreten hat.«
    Ich stand auf. »Ich habe Militärs und ihren Ehrenkodex satt. Ich habe Männerfreundschaften und Geheimnistuerei satt. Wir sind keine Kinder, die Cowboy und Indianer spielen. Wir spielen nicht im Sandkasten Krieg.« Ich fühlte mich kraftlos. »Von dir hätte ich gedacht, daß du eine höhere Entwicklungsstufe erreicht hast.«
    Als auch Wesley aufstand, ging mein Piepser los. »Du hast das in die falsche Kehle bekommen«, sagte er.
    Ich schaute auf die Anzeige. Die Vorwahlnummer war Seattle, und ohne Wesley um Erlaubnis zu fragen, benutzte ich sein Telefon.
    »Hallo«, sagte eine mir unbekannte Stimme. »Von Ihrer Nummer wurde gerade mein Piepser angerufen.« »Ich habe keinen Piepser angerufen. Von woher rufen Sie an?«
    »Aus

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