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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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hatten, nicht sehr schwer zu finden wäre. Es war eine der ältesten Plantagen in South Carolina, und die Ortsansässigen würden von dem Paar gehört haben, dessen Anwesen in Albany vor kurzem von einem Hochwasser zerstört worden war.
    Im Flughafen von Charlotte hatte ich genug Zeit, die beiden Anrufe zu erledigen. Rose hatte mich angepiepst, um sich von mir Gerichtstermine bestätigen zu lassen, für die ich Vorladungen bekommen hatte.
    »Und Lucy hat versucht, Sie zu erreichen.«
    »Sie hat die Nummer von meinem Piepser«, sagte ich verwirrt.
    »Danach habe ich sie auch gefragt, und sie hat gemeint, sie würde es ein andermal versuchen.«
    »Hat sie gesagt, von wo aus sie angerufen hat?«
    »Nein, aber ich nehme an, daß sie in Quantico ist.« Für weitere Fragen hatte ich keine Zeit, weil das Flugzeug nach Hilton Head in einer Viertelstunde starten sollte und ich in ein anderes Terminal mußte. Ich lief die gesamte Strecke und hatte schließlich noch Zeit, eine weiche Brezel ohne Salz zu kaufen und mehrere Tütchen Senf mitzunehmen. Mit dieser Mahlzeit -meiner ersten an diesem Tag stieg ich ins Flugzeug. Der Geschäftsmann, der neben mir saß, starrte auf meinen Imbiß, als wäre ich eine unerfahrene Hausfrau, die keine Ahnung von Flugreisen hatte.
    Nach dem Start verleibte ich mir die Brezel mit dem Senf ein und bestellte Scotch on the rocks.
    »Können Sie mir zufällig zwanzig Dollar wechseln?« fragte ich den Mann neben mir, weil ich mitgekriegt hatte, daß es der Stewardeß an Wechselgeld mangelte.
    Er holte seine Brieftasche heraus, und ich schlug die New York Times auf. Er wechselte meinen Schein, und ich bezahlte seinen Drink. »Quid pro quo«, sagte ich.
    »Das ist aber wirklich nett von Ihnen«, sagte er mit einem unüberhörbaren Südstaatenakzent. »Sie sind bestimmt aus New York.«
    »Ja«, log ich.
    »Fliegen Sie zufälligerweise zu der Supermarktkonferenz nach Hilton Head? Sie findet im Hyatt statt.«
    »Nein. Zur Konferenz der Bestattungsunternehmer. Im Holiday Inn.«
    »Oh.« Mehr sagte er nicht mehr.
    Auf dem Flughafen von Hilton Head standen die Privatflugzeuge und die Learjets der ganz Reichen, die Häuser auf der Insel besaßen. Das Flughafengebäude war mehr oder weniger eine Hütte, und das Gepäck stapelte sich davor auf einer hölzernen Plattform. Es war kühl, und dunkle Wolken trieben am Himmel, und als die Passagiere zu den wartenden Autos oder Bussen eilten, beklagten sie sich über das Wetter.
    »Scheiße!« rief der Mann, der neben mir gesessen hatte. Er kämpfte mit seinen Golfschlägern, während ein Blitz über den Himmel zuckte und Donner grollte, als wäre ein Krieg ausgebrochen.
    Ich mietete ein Auto und blieb eine Weile auf dem Parkplatz stehen. Regen trommelte auf das Dach, und durch die Windschutzscheibe war nichts mehr zu erkennen. Ich studierte die Landkarte, die mir der Autoverleih gegeben hatte. Anna Zenners Haus war in Palmetto Dunes, ganz in der Nähe des Hyatt, in dem der Mann aus dem Flugzeug abstieg. Ich sah mich erfolglos auf dem Parkplatz um, ob er und seine Golfschläger noch irgendwo zu sehen waren.
    Der Regen ließ nach, und ich fuhr vom Flughafenparkplatz auf den William Hilton Parkway und folgte ihm bis zur Queens Folly Road. Dann mußte ich ein bißchen suchen, bis ich das Haus fand. Ich hatte etwas Bescheideneres erwartet. Annas Versteck war kein Bungalow, sondern ein wunderschönes Landhaus aus Glas und verwittertem Holz. Hinter dem Haus, wo ich den Wagen abstellte, standen unzählige Fächerpalmen und mit spanischem Moos bewachsene Schwarzeichen. Ein Eichhörnchen kletterte von einem Baum herunter, als ich die Treppe zur Terrasse hinaufstieg. Es stellte sich auf die Hinterbeine und bewegte die Backen, als hätte es mir eine Menge zu erzählen.
    »Ich wette, sie füttert dich«, sagte ich zu ihm, als ich den Schlüssel herausholte. »Ich hab aber nichts für dich. Tut mir wirklich leid.« Es kam noch näher. »Und wenn du Tollwut hast, muß ich dich erschießen.«
    Ich betrat das Haus, enttäuscht, daß es keine Alarmanlage gab. »Schade«, dachte ich, aber ich würde trotzdem hierbleiben.
    Ich verschloß die Tür und schob den Riegel vor. Niemand wußte, daß ich hier war. Anna kam seit Jahren nach Hilton Head und hielt eine Alarmanlage für überflüssig. Gault war in New York und konnte mir unmöglich gefolgt sein. Ich ging ins Wohnzimmer, dessen Fenster vom Boden bis zur Decke reichten. Ein heller Teppich lag auf dem Holzboden, und die Möbel waren

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