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Die Tote ohne Namen

Die Tote ohne Namen

Titel: Die Tote ohne Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Leute vorbei, die sehen wollten, wo er aufgewachsen ist. Rachael ha t das nervlich schwer zu schaffen gemacht.«
    »Rachael ist Ihre Frau?« Er nickte.
    »Was ist mit Ihrer Tochter?«
    »Das ist eine andere traurige Geschichte. Wir mußten Jayne nach Westen schicken, als sie elf Jahre alt war.«
    »Heißt sie Jayne?« fragte ich erstaunt.
    »Eigentlich heißt sie auch Rachael. Ihr zweiter Name ist Jayne, geschrieben mit einem Y. Ich weiß nicht, ob Ihnen das bekannt war, aber Temple und Jayne sind Zwillinge.«
    »Nein, das wußte ich nicht.«
    »Und er war von Anfang an eifersüchtig auf sie. Es war schrecklich mitanzusehen, weil sie ganz verrückt nach ihm war. Sie waren beide süße blonde Kinder, und es war so, als ob Temple sie vom ersten Tag seines Lebens an zerquetschen wollte wie Ungeziefer. Er war grausam.«
    Eine Möwe flog kreischend vorbei, und ein Trupp Winkerkrabben schleppte eine Pflanze ab.
    Peyton Gault strich sich das Haar zurück und stellte einen Fuß auf die untere Strebe des Geländers. »Ich glaube, mir war alles klar, als sie fünf waren. Jayne hatte ein Hündchen, den niedlichsten kleinen Hund, eine Promenadenmischung. Eines Tages war er verschwunden, und Jayne wachte nachts auf, und da lag er tot in ihrem Bett. Temple hat den Hund vermutlich erwürgt.«
    »Sie sagten, daß Jayne an der Westküste lebte?« fragte ich ihn.
    »Rachael und ich wußten nicht, was wir tun sollten. Wir wußten nur, daß es bloß eine Frage der Zeit war, bis er sie umgebracht hätte was ihm später fast gelungen wäre. Ich hatte einen Bruder in Seattle. Luther.«
    »Der General.«
    Er starrte geradeaus. »Vermutlich wissen Sie einiges über uns. Temple hat dafür gesorgt. Und demnächst werden vermutlich Bücher über ihn geschrieben und Filme gedreht werden.« Er schlug leicht mit der Faust aufs Geländer.
    »Jayne hat bei Ihrem Bruder und seiner Frau gelebt?«
    »Und wir haben Temple in Albany behalten. Glauben Sie mir, wenn es möglich gewesen wäre, hätte ich ihn fortgeschickt und sie dabehalten. Sie war so ein liebes, empfindsames Kind.« Tränen rollten ihm über die Wangen. »Sie spielte Klavier und Saxophon, und Luther hat sie geliebt wie seine eigenen Kinder. Er hatte zwei Söhne.
    In Anbetracht unserer Sorgen ging alles recht gut. Rachael und ich flogen jedes Jahr mehrmals nach Seattle. Mir fiel es schwer genug, aber ihr hat es schier das Herz gebrochen. Dann machten wir einen großen Fehler.«
    Er schwieg, bis er wieder sprechen konnte, und räusperte sich. »In einem Sommer bestand Jayne darauf, nach Hause zu kommen. In jenem Jahr muß sie fünfundzwanzig geworden sein, und sie wollte ihren Geburtstag bei uns feiern. Jayne, Luther und seine Frau Sara flogen von Seattle nach Albany. Temple verhielt sich so, als ließe es ihn kalt, und ich erinnere mich... «
    Wieder räusperte er sich. »Ich erinnere mich, daß ich dachte, alles würde gutgehen. Vielleicht hatte er endlich überwunden, was ihn so lange heimgesucht hatte. Jayne feierte eine große Party. Dann wollte sie unseren alten Hund, Snaggletooth, ausführen. Sie wollte, daß wir sie fotografieren, und das taten wir. Zwischen den Pekanbäumen. Dann gingen alle ins Haus zurück, bis auf sie und Temple.
    Als es Zeit zum Abendessen war, kam er herein, und ich fragte ihn: >Wo ist deine Schwester?< Er sagte: >Sie wollte ausreiten.<
    Wir warteten und warteten, aber sie kam nicht. Dann machten Luther und ich uns auf, um sie zu suchen. Wir fanden ihr Pferd gesattelt im Stall, sie lag auf dem Boden, und überall war Blut.
    Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, und ich konnte nicht in Worte fassen, wie unendlich leid er und seine Tochter Jayne mir taten. Ich fürchtete mich davor, ihm zu erzählen, wie seine Geschichte endete.
    »Der Arzt meinte, sie wäre vom Pferd getreten worden, aber ich hatte meine Zweifel. Ich glaubte, Luther würde den Jungen umbringen. Er wurde nicht fürs Geschirrausgeben mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Nachdem sich Jayne so weit erholt hatte, daß sie das Krankenhaus verlassen konnte, nahm er sie wieder mit. Aber ganz hat sie sich nie mehr erholt.«
    »Mr. Gault«, sagte ich. »Wissen Sie, wo sich Ihre Tochter im Augenblick aufhält?«
    »Seit Luthers Tod vor vier oder fünf Jahren hat sie sich allein durchgeschlagen. Für gewöhnlich hören wir an Geburtstagen und an Weihnachten von ihr, wann immer sie in der Stimmung ist.«
    »Haben Sie jetzt an Weihnachten von ihr gehört?«
    »Nicht direkt an Weihnachten, ein oder

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