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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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beförderte sie in den Wald.
    Der Wald war herrlich wild und weit und doch intim in jedem einzelnen Raum, der durch die Bäume gebildet wurde. Bei Tag könnte er durchaus eine Kathedrale sein, doch bei Nacht war er eine Reihe von Kapellen. Dem Replikanten musste dies als eine schwarze Wildnis erscheinen, die für Blicke undurchdringlich war, aber für Deucalion war es eine Anordnung von Räumen, die sich nach allen Richtungen erstreckten und ineinander übergingen. Die Luft war würzig vom natürlichen Duft von Kiefern und Felsengebirgstannen. Da im Lauf des Tages nur wenig Sonnenschein den Waldboden erreichte, versperrte kein Gestrüpp den Weg, und bis das Gewicht des Schnees die Zweige ausreichend beugte, fanden nur vereinzelte Schneeböen ihren Weg durch den immergrünen Baldachin, um kleine kalte Küsse auf Deucalions Gesicht zu hauchen.
    »Wo?«, fragte er noch einmal.
    Und der Replikant sagte: »Dort unten.«
    Deucalion starrte die Erde unter seinen Füßen an, bis er massive Gesteinsschichten fühlte, dicht und tief ... aber dann noch weiter unten Hohlräume, ein Reich aus seltsamen Gelassen.
    »Dreh dich mit mir«, sagte er zu dem Replikanten, und während der Drehung traten sie aus den Kapellen des Wal des in einen langen Korridor mit weißen Wänden und einem grauen Fußboden.
    Die Stille hier war tiefer als die im Wald über ihnen, als hätte die Königin diesen Bienenstock längst im Stich gelassen und ihre Arbeiterinnen und ihre Drohnen flögen in einem Schwarm hinter ihr her.
    Nach wenigen Atemzügen wusste Deucalion jedoch, dass er in Victors Bau eingetroffen war. Jetzt nannte er sich Victor Leben und war der Klon von Victor Helios, doch trotz aller Decknamen und aller Epochen war er für alle Zeiten Frankenstein. Der verräterische Geruch, der in Deucalions Nase drang, enthielt keine Spur von Pheromonen und auch nicht von Schweiß und Blut. Stattdessen roch er die feuchten Steinmauern der alten Windmühle, die im fernen Europa in das erste Laboratorium des grandiosen Mannes umfunktioniert worden war. Das Ozon, das durch die überspringenden Lichtbogen zwischen den Polen von geheimnisvollen und primitiven Maschinen erzeugt wurde. Den Gestank seines eigenen, bis vor kurzer Zeit toten Fleisches, der ihm selbst nach dem Augenblick der erfolgreichen Belebung noch anhaftete. Sein Schöpfer durchstreifte diese Gruft der Geheimnisse. Er war in seiner Nähe und kam immer näher.
    »Töte mich«, flehte der Replikant des Bozeman, und Deucalion gewährte ihm diese Gnade. Er brach ihm das Genick und legte ihn behutsam auf den Boden.
    Das Geschrei und das laute Getrappel von Füßen über ihren Köpfen gaben keinen Anlass zur Sorge.
    Addison Hawk arbeitete gemeinsam mit Erika im Wohn zimmer. Sie stellten Sofas, Sessel und gepolsterte Ho cker um, die alle als Betten dienen würden, um auf dem Boden mehr Platz für improvisierte Matratzen zu ma chen, die aus Möbelplanen, Steppdecken, Handtüchern, dicken Wintermänteln und anderen nützlichen Dingen bestanden.
    Bei der Arbeit lernten sie einander kennen. Addison konnte sich an keine andere Frau erinnern, mit der er jemals so unbefangen geredet und in deren Gesellschaft er sich so wohlgefühlt hatte. Er war kein Frauenheld. Gegen Don Juan nahm er sich aus wie Stanniol gegen Blattsilber. Und doch bezauberte ihn diese wunderschöne Frau so sehr, dass er drauflosplapperte und weniger gehemmt war als je im Umgang mit einer Angehörigen des holden Geschlechts.
    Eine große Anzahl von Schritten kam donnernd die Hintertreppe hinunter und auf die Küche zu, von viel Quietschen und Kreischen begleitet.
    Erikas Schönheit war natürlich das Erste, was ihn betört hatte, doch schon bald spielte ihr Aussehen kaum noch eine Rolle im Vergleich zu ihren zahlreichen anderen Vorzügen. Sie war besonnen und kompetent, und sie schien in jedem Moment genau zu wissen, was zu tun war, während sich diese bizarren Ereignisse entfalteten. Sie hatte eine Aura von Weltgewandtheit, als sei sie weit gereist und hätte alles schon gesehen, aber gleichzeitig war sie bescheiden geblieben, ohne folgsam zu sein, zurückhaltend, ohne schamhaft zu sein, sanftmütig, aber nicht kleinlaut.
    Ein fröhliches Bimmeln winziger Glöckchen erklang im Flur des Erdgeschosses.
    Addison stellte fest, dass Erika in einem Ausmaß, das sie geheimnisvoll machte, tiefgründig und vielschichtig war. Wie sie so zugänglich und mitteilsam sein konnte und doch derart rätselhaft blieb, wusste er nicht. Sie löste in ihm

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