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Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition)

Titel: Die tote Stadt: Frankenstein 5: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
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Wasser.
    Frosts Ausbildung hatte ihn mit Taktiken und Vorgehensweisen für jede Situation versorgt, in die er bisher in seiner beruflichen Laufbahn geraten war, aber nicht für diese. Ihm fiel nichts anderes ein, was er und Dagget tun könnten, als abzuwarten, zu beobachten und darauf zu hoffen, dass sie mit der Zeit mehr verstanden. Die Frau war mehr als eine Frau, und sie war seltsam, und die Kör perteile, die da und dort verstreut lagen, waren ein Be weis dafür, dass in diesem Haus eine grässliche Gewalttat begangen worden war, aber es gab keinen Beweis dafür, dass sie sie begangen hatte.
    Herkömmliche Vernehmungsmethoden würden unter diesen außergewöhnlichen Umständen zu nichts führen. Die Frau schien mehr oder weniger in Trance zu sein und sich nicht allzu sehr für sie zu interessieren. Obwohl Frost sich keinen Reim auf das machen konnte, was sie gesagt hatte – Ich glaube, mein Baumeister hat diesen Baumeister falsch konstruiert –, hatte er aus ihrem Tonfall die Betroffenheit von jemandem herausgehört, dem eine ernsthafte Kränkung zugefügt worden war, was darauf hinwies, dass sie eher das Opfer als die Täterin war.
    Als sie sich wieder im Spiegel betrachtete, stieg eine feine, funkelnde Dunstwolke von ihrer Haut auf, und einen Moment lang schien sie die leuchtende Aura eines übernatürlichen Wesens zu haben. Und dann verband sich der Dunstschleier zu einem Morgenmantel aus blauer Seide, der sich eng an ihren Körper schmiegte.
    »Donnerwetter«, sagte Dagget.
    »Das kannst du laut sagen«, stimmte Frost ihm zu.
    »Hier wird gleich etwas passieren.«
    »Es ist schon passiert.«
    »Etwas Schlimmeres«, sagte Dagget.
    Die Frau hob ihre rechte Hand und starrte sie mit offenkundiger Verblüffung an.
    Sie drehte ihren Kopf um und sah Frost und Dagget an, als sei ihr gerade erst wieder eingefallen, dass sie nicht allein war.
    Sie hielt ihnen ihre rechte Hand hin, und als ihr Arm ganz ausgestreckt war, zeigte sie ihnen ihre Handfläche. Darin befand sich ein Mund voller Zähne.

24.
    Mit nur einem Auge, nur einem Ohr und einer Handprothese aus Stahl und Kupfer am Ende seines linken Armes konnte Sully York so gut sehen und hören wie jeder andere und besser als manche. Er konnte auch so gut wie jeder andere gemischte Nüsse, drei Sorten Käse, drei Sorten Cracker, dicke Scheiben armenischer Wurst und Getränke servieren, einen vierzig Jahre alten Scotch für sich und Bryce Walker und eine Pepsi für Travis Ahern, den Jungen, der erst etwa zehn und somit Sullys Ansicht nach noch vier Jahre zu jung für Scotch, für Frauen und für lebensgefährliche Heldentaten war.
    Als Sully vierzehn Jahre alt gewesen war, hatte er gern ab und zu einen guten Whiskey getrunken und ihn gut vertragen. Aber natürlich hatte er in dem Alter schon seine Größe von einsneunzig gehabt und wie einundzwanzig ausgesehen, hatte auf eigenen Füßen gestanden und war bereit für Abenteuer gewesen. Damals hatte er sein Auge, sein Ohr und seine Hand noch nicht verloren und sich auch die Säbelwunde noch nicht zugezogen, die von seinem rechten Auge bis zu seinem Mundwinkel führte und eine auffällige Narbe zurückgelassen hatte, die ihm viel Freude bereitete. Tatsächlich hatte er mit vierzehn noch nicht viel Spaß gehabt, doch er war entschlossen gewesen, seinen Spaß zu haben, und im Lauf der Jahrzehnte hatte er verdammt viel davon gehabt. Damals waren all seine Zähne noch seine eigenen gewesen, wogegen sie jetzt, siebenundvierzig Jahre später, alle aus Gold waren, und jeden einzelnen von ihnen hatte er auf faszinierende und denkwürdige Weise verloren, ob sie ihm nun ausgeschlagen worden, abgebrochen oder schlicht und einfach ausgefallen waren.
    Sie machten es sich in Sullys Arbeitszimmer bequem, wahrscheinlich seinem liebsten Raum im ganzen Haus. Über dem steinernen Kamin hing der Kopf eines wilden Ebers, die Stoßzähne so spitz wie Eispickel, und daneben das Messer, mit dem Sully die Bestie getötet hatte. An einer Wand und auf seinem Schreibtisch waren gerahmte Fotografien von ihm und seinen Kumpeln an exotischen Schauplätzen zu sehen, die von Urwäldern zu Wüsten reichten, von Gebirgspässen zu Schiffen, die auf fremdländischen Gewässern segelten, und immer hatten er und diese guten alten Knaben – die jetzt alle tot waren, wobei jeder einen Tod gefunden hatte, der so schillernd war, wie es sein Leben gewesen war – im Dienste ihres Landes gestanden, wenn auch kein einziges Mal in Uniform. Die Form von Arbeit, die

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