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Die Tote vom Johannisberg

Die Tote vom Johannisberg

Titel: Die Tote vom Johannisberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Buslau
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ihrer Entschlußlosigkeit verändert haben?
    Ich stand vom Sofa auf, warf einen Blick in die Küche, wo der ungespülte Erbsensuppentopf noch auf dem Herd stand. Ich seufzte und beschloß, einkaufen zu gehen.
    Bei Aldi erstand ich Konservenbüchsen, Brot, Käseaufstrich. Ein paar Mark legte ich in Katzenfutter an, obwohl sich meine Besucherin seit gestern nicht mehr hatte blicken lassen. Ich trieb noch ein paar Flaschen Kölsch auf.
    Als ich das Haus wieder betrat, lief mir Krause über den Weg.
    Der Name paßte haargenau zu meinem Vermieter: Er sah »Hausmeister Krause« aus der gleichnamigen Fernsehserie mit Tom Gerhardt zum Verwechseln ähnlich. Auch er trug einen abgewetzten, speckigen Cordhut, und auch er war mit ganz normalen Fragen so aus der Fassung zu bringen, daß man sein Gehirn hinter der gerunzelten Stirn förmlich arbeiten sah. Da mein Krause, der aus Köln stammte, aber kein Hausmeister war, sondern einfach nur ein Frührentner, dem seine Heirat ein Fünfparteienhaus in Elberfeld verschafft hatte, fehlten der graue Kittel und der stahlblaue Werkzeugkasten. Dafür gab es bei ihm eine beige Trevirahose, ein enges weißes Hemd und einen großkarierten Pullunder aus Synthetik zu bewundern. Meist umgab ihn der Duft billiger schwarzer Zigarren.
    »Herr Rott«, kam er auf dem Flur auf mich zu, das »Herr« wie immer betonend. »Herr Rott - wie sieht es denn mit der Miete aus. Wir haben gar nix auf dem Konto?«
    Das Fragezeichen wurde zu dem bekannten Runzeln.
    Ich tat überrascht. »Ach, Herr Krause, das ist mir jetzt aber peinlich. Hat denn die Bank mal wieder geschlafen? Da muß ich mich doch gleich drum kümmern. Tut mir leid.«
    Krause nickte, paffte kurz und nahm die Zigarre aus dem Mund.
    »Gut, gut«, sagte er und senkte mehrmals beschwichtigend die Hand. Mein höfliches Verhalten gefiel ihm offenbar. Dann fiel sein Blick auf die Katzenfutterdosen, die ich dummerweise ganz oben in den Karton gepackt hatte.
    »Ja was ist denn das? Sie werden sich doch wohl keine Katze angeschafft haben, Herr Rott?«
    »Nein, nein«, wiegelte ich ab. »Ich habe nur für … eine Bekannte miteingekauft. Verstehen Sie - Sonderangebot, und meine Bekannte hatte keine Zeit, zum Supermarkt zu fahren. Sie wissen ja, wie das ist. Schönen Tag noch, Herr Krause.«
    Ich quetschte mich an ihm vorbei.
    »Schönen Tach noch, Herr Rott. Und denken Sie dran: Tierhaltung ist in den Wohnungen grundsätzlich untersagt!«
    Ich dachte dran, ich wußte es, und ich war froh, daß aus der Wohnung meines Vermieters, die direkt unter meiner lag, eine scharfe Stimme drang. »Krause - komm sofort her. Du weißt doch, daß ich …« Der Rest ging unter, weil Krause gleich in seinen Bau zurückkehrte und hinter sich die Tür schloß.
    Ja, ja, das war schon ein ehrenwertes Haus, in dem ich hier wohnte. Krause wurde immer vorgeschickt, um auf Mängel aufmerksam zu machen oder Leute an die Hausordnung zu erinnern. Dahinter steckte jedoch seine Frau, von der es nur Sagen und Mythen gab, denn kaum jemand hatte sie bisher zu Gesicht bekommen. Sie schien sich leiblich nur aus der Wohnung zu begeben, wenn es viermal im Jahr in Urlaub in den Schwarzwald ging. Stimmlich aber war sie immer präsent. Ihr schneidendes Organ war im ganzen Haus zu hören - und damit auch die Tatsache, daß sie ihren Mann beim Nachnamen rief. Krause konnte einem schon leid tun.
    Oben lud ich meinen Einkauf ab und freute mich auf eine schöne Fernsehzeit. Außerdem war ich gespannt, ob die Katze noch einmal kommen würde. Ich schnappte mir ein Bier, ließ mich auf die abgeschabte Ledercouch fallen, deren gequälte Sprungfedern irgendwo im Innern des Möbels unter meinen achtundneunzig Kilo zu ächzen begannen, und nahm die Fernbedienung zur Hand. Ich hatte das Fernsehprogramm im Kopf und wußte, daß auf Pro Sieben Al Bundy anstand, gefolgt von den Simpsons: zwei schöne Einblicke in modernes Familienleben. Ich wollte gerade den roten Knopf auf der Fernbedienung betätigen, da hielt mich eine Miau-Fanfare davon ab - leise, aber wohlbekannt.
    Ich ging ins Büro und öffnete das Fenster. Und da war sie wieder. Mittlerweile beanspruchte sie wie selbstverständlich meine Wohnung, schritt gemütlich vom Fensterbrett zum Schreibtisch, sprang mit einem Satz auf die Platte und sah mich erwartungsfroh an. Offenbar wußte sie, daß ich Futter gekauft hatte, und so war es selbstverständlich, daß ich es ihr gab. Jetzt sofort.
    Ich ging in die Küche, sie folgte mir eilig wie ein kleiner

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