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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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gewesen waren. Er hatte ihr keine Frage gestellt, und dass sie nichts von der Sache wusste, hatte sie bereits vorher gesagt. Sie merkte, wie ihr Gesicht glühend rot wurde.
    Er sah sie ruhig an. »Mr Dunkeld hat keinen Zweifel daran, dass Mr Sorokine der Täter war. Er sagt, er habe ihn deshalb angegriffen, woraus sich eine derbe Prügelei entwickelt habe. Beide sind im Gesicht und an den Händen verletzt.«
    Was konnte sie tun, damit Pitt ihr Glauben schenkte? Was hätte sie sagen können? Wenn sie Julius in Schutz nahm und Cahoon die Schuld zuwies, würde Pitt ihr bis auf den tiefsten Grund der Seele blicken können. War das seine Absicht? Wollte er feststellen, ob Julius seine Frau getötet hatte und Cahoon die Schuld daran in die Schuhe zu schieben versuchte?
    »Wenn sie sich geprügelt haben …«, setzte sie an und brach gleich wieder ab, weil ihr aufging, dass sinnlos war, was sie sagen wollte.
    »Sie haben es nicht bestritten. Nur sagen beide, dass der andere die Verletzungen bereits vorher aufwies.«
    Sie begriff nicht.
    »Es tut mir leid.« Seine Stimme klang mitfühlend. »Mrs Sorokine hat offenbar verzweifelt um ihr Leben gekämpft. Der Täter muss Kratzspuren und vielleicht auch Blutergüsse davongetragen haben.«
    Sie konnte nicht anders, sie musste es sagen. Die Worte waren
wie ein Albtraum, doch noch schlimmer wäre es, sie für sich zu behalten. Keinesfalls durfte sie ihn aufs Glatteis führen. »Mein Mann hätte seine Tochter nie getötet, Mr Pitt. Er hat sie innig geliebt, weit mehr als jeden anderen Menschen.«
    »Hat nicht Mr Sorokine seine Frau ebenfalls geliebt?«, fragte er.
    Der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ sich nicht deuten. Seine hellen Augen schienen geradewegs in das Entsetzen und die Verwirrung hineinsehen zu können, die in ihr herrschten.
    »Das nehme ich an«, sagte sie zögernd. »Man hält das für selbstverständlich. Ich … ich kann nicht glauben, dass Julius sie umgebracht hat.«
    Er wartete.
    Das waren törichte Worte, doch entsprachen sie der Wahrheit. Was auch immer Cahoon gesehen haben mochte oder gesehen zu haben behauptet hatte – sie hielt es für unvorstellbar, dass Julius die Frau in der Wäschekammer oder Minnie getötet hatte. Sie brachte es nicht fertig, das zu glauben, denn das Gefühl des Verlustes, das ein solches Bewusstsein mit sich brächte, wäre mehr, als sie würde ertragen können.
    »Vielen Dank, Mrs Dunkeld. Im Augenblick habe ich keine weiteren Fragen an Sie«, sagte Pitt.
    Sie hatte sich verraten. Er hatte sie durchschaut, wusste, was sie empfand. Er sah es auf ihren Zügen. Es war ihr so peinlich, als stehe sie seelisch nackt vor ihm. Sie stand auf, hätte gern etwas gesagt, was es ihr ermöglicht hätte, mit einem Rest von Würde zu gehen. Da ihr nichts einfiel, verließ sie wortlos den Raum.
    Beim Umziehen zum Mittagessen war sie mit Cahoon allein. Genau das hatte sie zu vermeiden gewünscht, doch Bartle war bereits fort, als er in ihr Ankleidezimmer trat. Sie drehte sich zu ihm um, denn sie fühlte sich stets unbehaglich, wenn er hinter ihr stand.
    Er wirkte erschöpft und sah aus, als sei er über Nacht um zehn Jahre gealtert. Einen Augenblick lang empfand sie wieder Mitleid mit ihm. Es wäre das Normalste gewesen, ihn zu berühren, zu ihm zu gehen, ihn in die Arme zu schließen und ihn zu halten,
doch die Entfremdung zwischen ihnen war zu groß. Sie hatten einander berührt, wenn körperliches Verlangen sie zueinander hingezogen hatte, aber nie auf zärtliche Weise, nie, um eine innere Sehnsucht zu befriedigen.
    »Es tut mir entsetzlich leid«, sagte sie leise.
    Er sah sie an mit Augen, die so dunkel waren, dass sie keinen Ausdruck darin wahrnehmen konnte. »Du glaubst nicht, dass es Julius war, nicht wahr?« Es war eine Herausforderung, keine Frage.
    Sie fühlte sich beunruhigt. »Natürlich nicht«, sagte sie schroff.
    »Du kennst ihn eben nicht so gut, wie du annimmst.« Ein Anflug von Schadenfreude, fast von Triumph, ließ seine Augen aufleuchten.
    Sie fror innerlich, fürchtete, er könne sie so sehr hassen, dass es ihm sogar angesichts seines eigenen Verlustes Befriedigung verschaffen könnte, sie zu verletzen.
    Sie bemühte sich, überrascht dreinzuschauen. »Warum fragst du? Glaubst du es denn?« Dass sie sich zur Wehr setzte, war ein Hinweis auf das Ausmaß ihrer Verzweiflung. Sie hätte das schon früher tun sollen, hatte aber nie den dazu nötigen Mut aufgebracht.
    Unverhüllte Wut sprang in sein Gesicht. »Glaubst du dummes Luder

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