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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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größeres gibt es nicht. Denken Sie an bestimmte Einwände?«
    »Was ist mit den Kosten?«
    »Es liegt in der Natur von Bauvorhaben, dass sie kostspieliger sind, als man anfangs geschätzt hat«, sagte Forbes mit trübem Lächeln. »Ganz gleich, ob es dabei um einen Schuppen für Gartengeräte
oder eine Eisenbahnlinie geht, die einen ganzen Kontinent erschließen soll. Das ist allgemein bekannt, und so plant man entsprechend. Oder fürchten Sie, dass sie mehr kosten wird, als sie wert ist?«
    »Wäre das möglich?« Eigentlich hatten die Kosten nicht zu den Punkten gehört, denen Narraways Aufmerksamkeit galt, aber um Forbes genau auszuloten, musste er unbedingt wissen, warum sich der Mann trotz seiner großen Afrika-Erfahrung nicht an der Sache beteiligte – und sei es nur als Berater.
    Forbes beobachtete ihn über den Rand seiner Brille hinweg. »Nein«, sagte er schlicht. »Abgesehen davon, dass eine Verwirklichung des Vorhabens Englands Ruf als technisch führende Nation festigen würde, darf man mit ungeheuren Gewinnen auf allen möglichen Gebieten rechnen. Nehmen Sie nur den Handel mit Bauholz und Stahl. Auf diesem Gebiet leistet Marquand ausgezeichnete Arbeit. Alle Investitionen der am Bau beteiligten Unternehmen werden abgesichert sein. Afrika besitzt nicht nur Unmengen an Bauholz und Elfenbein, sondern auch Bodenschätze wie Diamanten, Gold und Kupfer – und das ist noch längst nicht alles. Cecil Rhodes unterstützt das Vorhaben rückhaltlos. Das Geld wird nur so herbeiströmen.« Weder sein Gesichtsausdruck noch seine Stimme ließen den geringsten Zweifel erkennen.
    Narraway war nicht sicher, wie er den Mann einschätzen sollte. Er witterte eine Zurückhaltung, von der er nicht wusste, worauf sie beruhte. Es war denkbar, dass sie mehr mit Forbes’ persönlicher Haltung zu den an dem Projekt Beteiligten zu tun hatte, als mit dem Vorhaben selbst.
    »Könnte es sein, dass es uns an den nötigen technischen Fähigkeiten fehlt?«, fuhr er fort. »Ein großer Teil der Gebiete, um die es geht, ist vergleichsweise wenig erforscht. Es wird nötig sein, tiefe Schluchten zu überbrücken, Gebirge zu durchbohren, Wüsten, Treibsand sowie dem Menschen feindliches Gelände jeglicher Art zu durchqueren, möglicherweise sogar Dschungelgebiete.«
    »Selbstverständlich wird man als Erstes Vermessungsarbeiten
durchführen«, gab Forbes ohne Zögern zurück. »Gebiete, die sich nicht durchqueren lassen, werden umgangen. Sorokine besitzt das für die dazu nötigen Verhandlungen unerlässliche Maß an Fingerspitzengefühl und kann bei Bedarf ungemein charmant sein. Zwar könnte der belgische Kongo Schwierigkeiten bereiten, doch sofern Deutsch-Ostafrika bereit ist, uns zu unterstützen, braucht Sorokine mit den Belgiern nicht einmal Gespräche aufzunehmen. Ich zweifle nicht daran, dass er die beiden Mächte gegeneinander ausspielen wird.« Er nippte erneut an seinem Glas. »Der größte Teil des fraglichen Gebiets befindet sich ohnehin in englischer Hand. Die Sache ist zweifellos zu bewältigen.« Der Klang seiner Stimme veränderte sich ein wenig, und auf seinen Zügen erkannte Narraway leise Trauer.
    Er beugte sich vor, um eine Frage zu stellen, überlegte es sich dann aber anders. Was mochte der Schatten sein, der über Forbes lag; der Grund für dessen Zurückhaltung, die ihm nach wie vor Sorgen bereitete? »Das klingt ganz so, als sei England in jeder Hinsicht im Vorteil«, sagte er bedächtig. »Da das Vorhaben, was uns betrifft, auf den verschiedensten Gebieten Nutzen stiften könnte, und das eventuell bis weit in die Zukunft, vermute ich, dass wir uns damit Feinde machen würden. Infrage kämen da Belgien, Frankreich und das Deutsche Reich.«
    Forbes lächelte. »Damit muss man rechnen«, gab er ihm Recht. »Was dem einen Land zum Vorteil gereicht, kann für andere einen Nachteil bedeuten. Wer andere mit seinen Plänen zu kränken fürchtet, wird nie etwas in Angriff nehmen. Es ist doch lediglich eine Frage, wie weit man dabei geht.«
    Es war Narraway klar, dass sie leere Worte austauschten und das eigentliche Problem noch nicht angesprochen hatten. »Sie sind also nicht der Ansicht, dass die Sache zum Scheitern verurteilt ist?«
    »Nicht im Geringsten. Dunkeld wird nicht ruhen, bis er sie durchgesetzt hat.«
    »Wobei er Reichtümer zu scheffeln hofft.« Es war eher eine Feststellung als eine Frage.

    Ein anderer Ausdruck trat auf Forbes’ Züge, doch war der Unterschied so gering, dass man die Veränderung für

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