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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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schöne Augen gemacht, insbesondere Mrs Sorokine Mr Marquand. Und Mrs Dunkeld hat ihr Herz an Mr Sorokine verloren.«
    »Und wie verhält es sich umgekehrt?«, fragte Narraway rasch. War das ein Ariadnefaden, der zur Wahrheit führte?
    Pitt zuckte leicht die Achseln.
    »Das weiß ich nicht. Jedenfalls hat nichts von all dem erst angefangen, seit die Leute hier sind, und ich zweifle, dass einer von ihnen etwas in der Art zum ersten Mal hier erlebt hat. Doch
selbst wenn sich das so verhalten sollte, würde das den Mord an der Prostituierten nicht erklären. Dieses Verbrechen wurde weder aus Leidenschaft noch aus gekränkter Ehre begangen. Die Triebfeder ist einfach Hass, der wohl aus einer Art Wahnsinn entspringt.«
    »Setzen wir einmal voraus, dass dieser Wahnsinn meist im Verborgenen schlummert. Was könnte dann der Auslöser dafür sein, dass er unbeherrschbar wird?«, fragte Narraway eindringlich. »Sie kennen so etwas doch. Sie haben schon früher mit Menschen zu tun gehabt, die zwanghaft immer wieder Morde begingen, bis man sie fasste. Ich verstehe zwar etwas von Verbrechen, aber nichts davon, wie es ist, wenn jemandem Vernunft fehlt. Helfen Sie mir, Pitt. Wonach würde ich in Sorokines Vergangenheit suchen, um den Auslöser zu erkennen?«
    Pitt seufzte müde und verzweifelt. »Nach einer Tat, die nach dem gleichen Muster verlaufen ist: einer Frau wird die Kehle durchgeschnitten und der Unterleib aufgeschlitzt. Man müsste feststellen, ob es davor heftige Auseinandersetzungen gegeben hat, ob ein maßloser Hass auf Frauen vorlag, weil ihn zum Beispiel eine sitzen gelassen, verspottet oder etwas getan hat, was er unter Umständen als Treuebruch angesehen hat. Ein solcher Mann dürfte ein leicht aufflammendes Temperament haben, das er stets sehr sorgfältig unter Kontrolle gehalten hat. Sorokine ist Diplomat. Suchen Sie nach einem Menschen, den man einer solchen Tat verdächtigt hat, nach einem ungelösten Fall, einem, den man möglicherweise sogar als Unfall getarnt hat.«
    Narraway dachte eine ganze Weile nach. »Ich habe mit Watson Forbes gesprochen«, sagte er schließlich. »Er ist gegen die Kap-Kairo-Bahn, weil sie seiner Ansicht nach den endgültigen Auftakt zur vollständigen Ausplünderung Afrikas bedeuten würde. Er meint, in letzter Konsequenz könne das zum Nachteil des ganzen britischen Reiches ausschlagen, wenn auch vielleicht erst im nächsten Jahrhundert.«
    »Eine interessante Theorie«, sagte Pitt. »Aber eine Verbindung zu den Mordfällen vermag ich da nicht zu sehen. Sie?«

    »Nein. Die scheinen mit dem Bahnprojekt nichts zu tun zu haben. Wahrscheinlich ist es einfach ein entsetzlicher Zufall, dass es zu den Taten gekommen ist, während die Männer hier im Palast darüber beraten haben. Doch ich muss sagen, dass ich nicht recht an Zufälle glaube. Bisher bin ich nur auf äußerst wenige gestoßen, die den Namen verdienten.«
    »Es gibt noch mehr, was wir in einen Zusammenhang einordnen müssen«, fuhr Pitt fort. »Sofern Mrs Sorokine aus all den merkwürdigen Informationen, die sie zusammengetragen hat, herleiten konnte, dass ihr Mann Sadie getötet hat, und womöglich auch den Grund dafür, wüsste ich gern, auf welche Weise sie dahintergekommen ist. Mir erscheinen diese Informationen zusammenhanglos und widersinnig.«
    »Worum geht es denn dabei?«, erkundigte sich Narraway.
    »Um Blut in Portweinflaschen, ein zerbrochenes Stück Porzellan, dessen Existenz jeder hier im Palast rundheraus bestreitet, um Eimer voll Wasser, die mitten in der Nacht eilends und so unauffällig wie nur möglich treppauf und treppab getragen worden sein sollen. Weiter um Bettlaken der Königin, in denen jemand geschlafen zu haben scheint und die mit Blut besudelt sind. Wieso hat Minnie Sorokine in all dem einen Beweis dafür sehen können, dass ihr Mann Sadies Mörder ist?«
    »Wer hat Wassereimer getragen? Etwa Sorokine?«
    »Nein, Dienstboten des Palastes.«
    »Und inwiefern soll da eine Beziehung bestehen?«
    »Das ahne ich nicht!«
    Narraway stand auf. »Ich werde mich einmal näher mit der Vergangenheit dieses Sorokine und auch jener der anderen Herren beschäftigen, zumindest an den Stationen, an denen sich ihre Wege gekreuzt haben.«
    Eine Viertelstunde später befand er sich wieder draußen in Wind und Sonnenschein, und nach einer weiteren Stunde unterhielt er sich in seinem Klub, wo er es sich nach Belieben bequem machen konnte, mit einem guten Bekannten namens Maurice Kelter. Dieser hatte ein Vermögen mit

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