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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Antwort. »Wissen Se, was ich glaub, Sir? Ich glaub, in der Kiste war was ganz andres wie ›dringende Bücher über Afrika‹, irgendwas, was mit dem Mord zu tun hatte, un’ das ha’m se dann auch wieder weggebracht.«
    »Was denn?« Er hob die Brauen und beugte sich angespannt vor. »Was könnte das deiner Ansicht nach gewesen sein?«, fragte er eindringlich. In seiner Stimme schwang eine leise Hoffnung mit.
    Sie fürchtete weniger, sich lächerlich zu machen, als dass Pitt vor Mr Narraway töricht dastehen könnte und, schlimmer noch, auch in seinen eigenen Augen. Sollte sie lieber nichts sagen?
    »Na ja, Sir«, stieß sie hervor. »Wir ha’m die ganze Zeit gedacht, dass jemand verrückt geworden wär, sich die arme Sadie gepackt, ins Schlafzimmer von der Königin geschleppt un’ da umgebracht hat …«
    »Mir ist diese Lösung selbst nicht recht.« Er verzog den Mund. »Aber Geistesgestörte haben Verhaltensmuster, die in ihren eigenen Augen einen Sinn ergeben. Immerhin deutet alles darauf hin, dass Sadie dort getötet worden ist, und zwar relativ bald, nachdem sie den Kronprinzen verlassen hat.«
    »So sieht’s aus«, gab sie ihm recht. Sie schluckte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie konnte kaum atmen. »Aber so einfach is’ das gar nich, so ’ne Frau da hinzubringen. Schließlich laufen da zunächst noch überall Dienstboten rum. Das wär doch schrecklich gefährlich. Außerdem – warum hätte er das tun sollen?«
    »Aber irgendjemand hat es getan«, hielt er ihr entgegen. »Ich habe den Raum und die Blutspuren selbst gesehen. Außerdem hat jemand den Tafelaufsatz zertrümmert, der dann ersetzt wurde …« Mit einem Mal hielt er inne.
    »Was ha’m Se?«, fragte sie.
    »Und zwar von Cahoon Dunkeld«, beendete er den Satz sehr
langsam. »Er hasste Sorokine und wäre daher auf keinen Fall bereit gewesen, ihn in irgendeiner Weise zu decken.« Seine Augen leuchteten mit einem Mal. »Also hat er einen anderen gedeckt, Gracie! Jemanden, dessen Dankbarkeit für ihn ein Vermögen wert sein würde.«
    »Etwa den Kronprinz?« Sie sagte die Worte kaum hörbar. Das war ja grauenhaft! Der schlimmste Albtraum, den sie sich hätte vorstellen können. Was würde Pitt jetzt tun? Auf keinen Fall würde er die Sache vertuschen – das konnte er mit seinem Gewissen nicht vereinbaren. Falls er aber etwas sagte, würde man ihm nicht glauben und den Prinzen decken, sodass Pitt als Lügner dastünde, ja, schlimmer noch, als Hochverräter.
    Pitts Stimme wäre dann die des Rufers in der Wüste, allein gegen alle. Das würde sein Ende bedeuten. Dafür würden, ja, müssten die Leute im eigenen Interesse sorgen, damit nichts von all dem ans Licht der Öffentlichkeit kam, was sie im Laufe der Jahre im Verborgenen getrieben und der Öffentlichkeit gegenüber mit Lügen vertuscht hatten.
    Es schmerzte sie, alle Träume dahinschwinden zu sehen, aber jetzt war keine Zeit, darüber nachzudenken. Sie musste dafür sorgen, dass Pitt nicht zu Schaden kam.
    »Ja, warum eigentlich nicht?«, sagte dieser gerade. »Der Kronprinz hat jederzeit Zugang zu den Privatgemächern der Königin. Das fällt nicht nur niemandem auf, er kann sogar dafür sorgen, dass keine Dienstboten in der Nähe sind. Er geht also mit Sadie ins Bett und schläft ein, weil er sinnlos betrunken ist. Als er aufwacht, liegt sie tot neben ihm. Alles ist voller Blut. Er weiß vor Entsetzen nicht aus noch ein und bittet Dunkeld um Hilfe. Dieser schafft die Leiche fort und …« Er hielt inne.
    »Was?«, fragte sie. Ihre Angst war so groß, dass sich alle Muskeln in ihr verkrampften.
    Er strich sich die Haare aus den Augen. »Nein, das ergibt keinen Sinn«, räumte er trübselig ein. »Ich wollte eigentlich sagen, Dunkeld hat die Leiche in die Wäschekammer gebracht, mithilfe des Blutes aus den Portweinflaschen den Eindruck erweckt, als
sei sie dort getötet worden, und den zerbrochenen Tafelaufsatz ersetzt. Aber das würde voraussetzen, dass es sich um eine äußerst sorgfältig geplante Tat gehandelt hat.«
    Er sah sie an. In seinem Blick lag Entsetzen. »Gracie, Dunkeld hat nicht nur gewusst, dass jemand getötet würde, sondern auch wo und auf welche Weise! Um das sicherzustellen, musste er die Tat selbst ausführen oder durch einen Dritten ausführen lassen. Wie sicher auch immer er wusste, dass Sorokine geisteskrank war, konnte er doch auf keinen Fall die Gewähr dafür übernehmen, dass dieser die Frau töten würde, während sie an der Seite des Prinzen im Bett der

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