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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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den Kopf. Ob die Ärmste unter Umständen auch Zeugin von etwas geworden war, was sie nicht hätte mitbekommen sollen? Hatte man sie deshalb umgebracht? In Gracies Augen war es der einzige Grund, der einigermaßen einleuchtend erschien. Aber was konnte die Frau an Bedeutendem gesehen oder gehört haben, dass jemand es für richtig gehalten hatte, sie auf alle Zeiten zum Schweigen zu bringen? Taten die besseren Herrschaften nicht ohnehin, wonach ihnen der Sinn stand?

    Die Sekunden verstrichen. Gracie atmete ein wenig erleichtert auf: Ada widerstand Edwards, Gott sei Dank. Sie hatte nur mit ihm gespielt. Jetzt überlegte Gracie, wo sie Pitt finden konnte. Sollte sie Mr Tyndale nach ihm fragen?
    Endlich strömte heißer Dampf aus dem Kessel. Erst als dessen schwerer Deckel zum zweiten Mal laut klirrend auf- und abtanzte, wurde Ada aufmerksam und stieß einen überraschten und ängstlichen Schrei aus. Edwards lachte. Er schien ihre Reaktion auf eine seiner Äußerungen zurückzuführen.
    »Da is’ viel zu viel Hitze unter’m Kessel!«, stieß Ada hervor, während sich der Raum allmählich mit Unmengen von Dampf füllte. »Komm’ Se und helfen Se mir!«
    Sie riss sich los, und während sie auf den Kessel zueilte, schlüpfte Gracie am Kleiefass vorbei ungesehen hinaus, wandte sich dann an der Treppe rasch um und fragte mit gespieltem Entsetzen: »Was is’ ’n hier passiert?«
    »Halt’n Se sich da raus!«, blaffte Ada sie an. »Kümmern Se sich um Ihre eigenen Angelegenheiten. Ich komm hier schon zurecht. Ha’m Se schon die Treppe gekehrt? Wenn nich’, dann tun Se’s jetz’. Los, los!«
    »Ja, Miss«, sagte Gracie betont unterwürfig. Sie eilte nach oben, bevor sich der Dampf verzogen hatte, damit sie auf keinen Fall Adas offene Bluse und ihre zerzauste Frisur zu sehen bekam, denn das würde diese sehr übel vermerken.
    Gracie musste unbedingt so schnell wie möglich Pitt finden, denn wenn die Laken erst einmal im Waschkessel landeten, waren alle Spuren dahin. Fast hätte sie Mags gefragt, das andere Mädchen für alles, ob sie den Polizisten gesehen hatte, dann aber fiel ihr ein, dass sie nicht hätte erklären können, was sie von ihm wollte, und sie ging daher zu Mr Tyndale. Er war allein in der Geschirrkammer und sah nach, ob das Silber einwandfrei geputzt war. Als Gracie schüchtern anklopfte und den Kopf zur Tür hereinsteckte, machte er ein abweisendes Gesicht. Dann aber erkannte er sie und fragte: »Miss Phipps? Was gibt es?«
    Sie trat ein und schloss die Tür hinter sich. »Se müssen doch
›Gracie‹ zu mir sagen, Sir«, erinnerte sie ihn, wobei sie sich unbeholfen vorkam. »Ich muss mit Mr Pitt reden. Es is’ dringend, aber ich darf kein’ Menschen nach ihm fragen. Ich hab was gefunden, was womöglich schrecklich wichtig is’. Könn’ Se mir helfen?«
    »Selbstverständlich. Was haben Sie denn gefunden?« Offenkundig machte ihm ihre Mitteilung Sorgen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das darf ich nur Mr Pitt sagen.«
    Es war Mr Tyndale sichtlich unangenehm, gefragt zu haben und von ihr zurückgewiesen worden zu sein.
    Das tat Gracie leid, doch hätte sie nicht gewusst, wie sie sich sonst hätte verhalten sollen. Hoffentlich ließ er es sie nicht büßen, denn sie brauchte ihn als Verbündeten. Sie schluckte. Vielleicht schätzte sie ihn falsch ein, aber ihr blieb keine Wahl, sie musste rasch handeln. »Darf ich Sie was fragen, Sir?«
    Er schien sich ihr gegenüber nicht recht wohl in seiner Haut zu fühlen, weil er nicht wusste, wie er sie behandeln sollte. Sie war Dienstmädchen im Palast und zugleich auch nicht. »Gewiss. Worum geht es denn?«
    »Die Laken, auf die V R und eine kleine Krone gestickt sind – schläft da außer der Königin jemand drin?«
    »Wo haben Sie die gesehen?«, fragte er scharf.
    »In der Waschküche.«
    »Das ist unmöglich! Ihre Majestät befindet sich in Osborne House, und niemand außer ihr benutzt diese Laken. Danke, dass Sie mir das gesagt haben. Ich werde feststellen, was da vorgefallen ist, und der Sache ein Ende bereiten.«
    »Das geht nich’, Sir!« Unwillkürlich fasste sie ihn am Ärmel. »Das is’ vielleicht ’ne Spur. Se müssen das unbedingt für sich behalten, bis Mr Pitt sagt, dass Se drüber sprechen dürfen. Es geht um den Mord. Keiner darf davon was wissen.«
    Er war bleich. »Ach ja.«
    In diesem Augenblick klopfte es an der Tür, die sogleich aufgerissen wurde. Mit hochroten Wangen und funkelnden Augen fragte die sonst so umgänglich wirkende Mrs

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