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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Stellung eines Herrn emporgeführt hätte – ganz davon abgesehen, was er seinen Kindern schuldig war. Fast alle Menschen hatten den Wunsch, dass ihre Söhne und Töchter es im Leben weiter brachten als sie selbst. Zweifellos wäre er es auch Charlotte schuldig gewesen, die in einer finanziell gut gestellten und gesellschaftlich angesehenen Familie aufgewachsen war. Ihre Schwester Emily hatte Lord Ashworth geheiratet und bei dessen Tod sein Vermögen geerbt. Auf ihren Sohn würden alle Vorrechte des Vaters übergehen. Charlotte ihrerseits hatte Pitt geheiratet, und ihr Sohn würde die beste Ausbildung bekommen, die ihm Pitt bieten konnte, mehr aber auch nicht.
    Dunkeld hatte recht: Er hätte Charlotte und den Kindern mehr als das geben und auch für sich selbst seinen Vorteil daraus ziehen können. Aber daran hatten ihn sein Stolz und seine Wut gehindert. Das Ausmaß seiner Selbstsucht verblüffte ihn, und es ärgerte ihn, dass ihn ausgerechnet Dunkeld mit diesem Wesenszug bekannt gemacht hatte.
    Inzwischen war er in einen der Hauptkorridore gelangt. Verglichen mit seinem eigenen Haus, war hier alles riesig – wieso fühlte er sich dann so eingeschlossen, fast wie in einem Verlies? Müsste er nicht stolz sein, sich hier zu befinden? Stattdessen hatte er keinen sehnlicheren Wunsch, als den Palast verlassen zu können.
    Er musste unbedingt so viel wie möglich über die Gäste des Prinzen in Erfahrung bringen, auch über Dunkeld. Narraway kümmerte sich um die Fakten, die sich von außen ermitteln ließen: den Ruf, den diese Männer genossen, ihre finanzielle Situation, ihren Ehrgeiz, wer ihre Freunde und wer ihre Feinde waren. Pitt musste versuchen, ihr Wesen zu ergründen, erkennen, was sie reizte und ängstigte, feststellen, was einer vom anderen wusste. Einer dieser vier hatte eine Frau auf bestialische Weise getötet. Hinter der auf den ersten Blick kultivierten und gebildeten Fassade
schien sich ein gemeingefährlicher Irrer zu verbergen, den ein so entsetzlicher Hass trieb, dass er ihn, wie es aussah, nicht einmal innerhalb der Palastmauern zu beherrschen vermochte.
    Als Ersten bat er Hamilton Quase zu sich. Wie sich zeigte, musste er aus einer Besprechung mit Marquand geholt werden. Wo sich Julius Sorokine gegenwärtig befand, ließ sich nicht feststellen. Trotzdem war Pitt entschlossen, statt mit ihm nicht mit Dunkeld zu sprechen – so rasch wollte er nicht schon wieder mit ihm zusammentreffen.
    Seine Vorstellung davon, wie er verfahren wollte, war ihm selbst noch nicht ganz klar, doch war ihm bewusst, dass er sich keinesfalls darauf verlassen durfte, dass man ihm die Wahrheit sagte und er nur von einem bestimmten Punkt aus seine Untersuchung durchzuführen brauchte.
    Jetzt saß ihm im Arbeitsraum, den ihm Tyndale zur Verfügung gestellt hatte, in einem tiefen Sessel Hamilton Quase gegenüber, schlug elegant die Beine übereinander und wartete. Quase schien müde, und seine Augen waren rot unterlaufen. Seine Gesichtshaut wirkte trotz der tiefen Bräune fleckig – vermutlich eine Folge des vielen Trinkens. Seine Hände lagen still im Schoß, doch vermutete Pitt, dass sie zittern würden, wenn er sie etwas weniger verkrampft hielte.
    »Würden Sie mir bitte den Verlauf der Gesellschaft beschreiben, Mr Quase?«, begann Pitt unvermittelt. »Von Anfang an. Wer hat sie angeregt, und wer hat sie organisiert?«
    Quase wirkte ein wenig erstaunt. »Sie nehmen doch nicht etwa an, dass jemand von vornherein die Absicht hatte, die arme Frau umzubringen? Warum um Himmels willen sollte jemand so etwas … ausgesprochen Unvernünftiges und obendrein Gefährliches tun?« Er hatte eine wohlklingende Stimme, die kräftiger war, als man seinem Äußeren nach vermutet hätte.
    »Was ist Ihre Ansicht?«, fragte Pitt.
    Quase hob die Brauen höher.
    »Ich ahne nicht, wer es getan haben könnte, sofern Sie darauf hinauswollen.«

    Pitt lächelte kaum wahrnehmbar. »Und warum hätten Sie es mir nicht gesagt, wenn Sie es doch wüssten?«
    Quase erwiderte sein Lächeln und fragte mit einem Anflug von Humor: »Geht es bei diesem Spiel darum, dass man gewinnt oder verliert? Und bekommt der Erste von uns beiden, der keine Frage stellt, sondern eine beantwortet, einen Strafpunkt?«
    »Was sollte man verlieren?«
    »Den Wettstreit der Geister«, gab Quase zurück.
    »In dem Fall hätte ich gewonnen«, sagte Pitt.
    »Ach … ja.« Erneut lächelte Quase. »Ich habe Ihnen eine Antwort gegeben. Kommen Sie sich jetzt wie ein Sieger

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