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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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man nicht weiß, was man sagen soll.« Ihr war klar, dass die Prinzessin nichts davon mitbekam, solange sie das Gesicht Elsa zugewandt hielt.
    »Schrecklich«, bestätigte Elsa bissig ebenso leise. »Vor allem für Leute, die unbedingt darüber sprechen müssen.«
    In diesem Augenblick sah die Prinzessin zu Minnie hin, woraufhin diese flammend rot wurde. Sie schien so gut verstanden zu haben, als habe sie alles mitgehört. »Sicher ist es jammerschade, sich ein Abenteuer entgehen zu lassen«, sagte sie ruhig.
    »Es gibt nichts, was sie zu Hause hält«, fügte Minnie hinzu. Sie sagte nicht ausdrücklich, dass Elsa kinderlos war, doch ging das aus ihren Worten hervor. Minnie hatte ebenfalls keine Kinder, war aber noch jung genug, diesen Zustand zu ändern.
    »Du wirst ja wohl hinreisen«, sagte Olga unvermittelt zu Minnie. »Bestimmt willst du die Männer nicht sich selbst überlassen.«
    Minnie hob die Brauen. »Was soll das heißen?«, fragte sie eisig, doch auf ihren Wangen lag nach wie vor eine heiße Röte.
    Lady Parrs Gesicht zuckte belustigt.
    »Soll ich es noch einmal laut sagen?«, fragte Olga.
    In ihrem eigenen Hause wäre Minnie, die ebenso impulsiv war wie ihr Vater, aufgesprungen und türenschlagend hinausgestürmt, hier aber musste sie bleiben.
    »Vermutlich wird man in Kairo und Kapstadt gleichzeitig mit der Arbeit beginnen müssen«, sagte die Prinzessin leise vor sich hin, als habe sie von den letzten Bemerkungen nichts mitbekommen. »Sicherlich kennen Sie Kapstadt, Mrs Marquand?«
    »Ein wenig, Ma’am«, gab Liliane zur Antwort. »Kairo allerdings leider gar nicht.«

    »Ich dachte, du kennst Kapstadt ziemlich gut?« Minnie machte ein fragendes Gesicht. »Papa hat gesagt, dass du dort gelebt hast. Hat er sich da etwa geirrt?«
    Liliane sah sie offen an. »Wahrscheinlich hat er dir erzählt, dass mein Bruder dort ums Leben gekommen ist«, gab sie zur Antwort, wobei ihre Stimme kaum merklich zitterte. »Oder vielleicht dein Mann. Er war damals ebenfalls dort.«
    »Julius sagt einem nie etwas«, gab Minnie zurück. »Ich dachte, du weißt das. Schließlich kennst du ihn schon länger als ich.«
    Liliane runzelte die Stirn. »Merkwürdig, dass er davon überhaupt nichts gesagt haben soll.«
    »Vielleicht hast du nur nicht hingehört?«, fragte Elsa.
    »Dir hat er es vermutlich gesagt«, gab Minnie zurück. »Du hörst ja immer zu. Nur weiß ich nicht, was du dabei erfahren willst. Vielleicht ist dir das auch nicht wichtig, und es genügt dir, wenn irgendetwas gesagt wird.«
    Elsa sah sie tadelnd an. »Sicher willst du noch einmal über das nachdenken, was du da gesagt hast«, sagte sie. »Du kannst das auf keinen Fall im Ernst gemeint haben.« Sie ließ den Blick wie zufällig zu Prinzessin Alexandra hinüberschweifen und sah dann rasch wieder beiseite.
    Mit einem Mal begriff Minnie, was sie meinte, und die Schamesröte breitete sich von ihren Wangen über den Hals und die alabasterfarbenen Schultern bis zu ihrem tiefen Ausschnitt aus. Es gab keine Möglichkeit für sie zu erklären, dass sie damit auf Elsas Eitelkeit und nicht auf die Schwerhörigkeit der Prinzessin angespielt hatte.
    Olga lachte, zum ersten Mal an diesem Abend. Es klang fröhlich und weit angenehmer als Minnies übertrieben lautes und schrilles Gelächter.
    Eine weitere halbe Stunde plauderten die Damen und tauschten nichtssagende Höflichkeiten aus, dann stießen die Herren wieder zu ihnen. Die Spitze des Trupps bildeten der Prinz und Dunkeld, allem Anschein nach tief in ihren Gedankenaustausch versunken. Jedenfalls schien es sie große Mühe zu kosten, sich
wenigstens so lange davon loszureißen, wie es nötig war, um den Damen zuzunicken. Gleich darauf wandten sie sich erneut ihrem Gespräch zu.
    Simnel Marquand und Lord Taunton unterhielten sich offenkundig über Finanzfragen. Da die Begriffe, die sie dabei verwendeten, allen Anwesenden fremd waren, brauchten sie sich keine Zurückhaltung aufzuerlegen; es hätte sie ohnehin niemand verstanden. Den Schluss bildeten Quase und Sorokine, die Seite an Seite hereinkamen. Der Grund war unübersehbar: Sorokine steuerte Quase in die richtige Richtung und sorgte dafür, dass er nicht hinfiel.
    Bei diesem Anblick erhob sich Liliane unwillkürlich, biss sich dann auf die Lippe und ließ sich wieder in ihren Sessel sinken. Wenn sie zu Hamilton ginge, würde sein Zustand für die anderen nur noch auffälliger. So blieb sie mit angespanntem Gesicht schweigend sitzen und sah betont zu niemandem

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