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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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hin.
    »Ich denke, wir sind einen bedeutenden Schritt weitergekommen«, sagte Dunkeld mit befriedigtem Lächeln an Taunton gewandt, »denn außer Unterstützung haben wir auch glänzende Ratschläge bekommen. Ich freue mich jetzt schon darauf, bald wieder in Afrika zu sein. Es kommt mir vor, als spürte ich bereits die Sonne auf meiner Haut, die Hitze, den Staub. Viel fehlt nicht, und ich bilde mir ein, die Tiere der Savanne riechen zu können.« Er sah zu Lady Parr und dann zu Prinzessin Alexandra hin. »Nirgendwo auf der Welt ist es wie in Afrika. Man kommt sich vor wie zur Zeit der Schöpfung, als alles neu war. Die Vitalität dort lässt den Puls des Menschen schneller schlagen und setzt neue geistige Kräfte in ihm frei.« Die letzten Worte richtete er ausschließlich an Lady Parr: »Sicher würde es Ihnen dort gefallen.«
    Während sie ihm zulächelte, sah man in ihren Augen Begeisterung aufleuchten. »Davon bin ich überzeugt.« Es klang eher wie ein Versprechen als wie eine höfliche Antwort.
    Elsa warf einen Blick zur Prinzessin hinüber, doch keine von beiden sagte etwas. Gewiss war es besser, sich über diesen Punkt wortlos zu verständigen.

    »Das ist aber noch nicht das ganze Bild«, sagte Quase mit verschliffener Stimme. »Immerhin gibt es dort auch Schmutz, und es ist so heiß wie die Hölle. Außer natürlich, wenn es regnet. Dann hat man den Eindruck, bei lebendigem Leibe im eigenen Saft geschmort zu werden.«
    »Ich denke nicht, dass wir in den Dschungel gehen«, sagte Olga in die Stille, die darauf folgte. Zu Liliane gewandt, fügte sie hinzu: »Ist es in Kapstadt nicht sehr angenehm?«
    »Das Klima ist wunderbar«, gab diese zur Antwort, wobei sie den Blick zwischen Quase und Olga hin- und herwandern ließ. »Ich würde gern Kairo kennenlernen. Du nicht auch, Julius?«
    »Er will von keiner der beiden Städte etwas wissen«, sagte Simnel Marquand, bevor der Angesprochene antworten konnte. »Wahrscheinlich macht er lieber die Runde durch die Hauptstädte Europas, bietet seinen ganzen Charme auf, isst die köstlichsten Gerichte, trinkt die besten Weine und braucht sich keine Sorgen zu machen, dass er schmutzige Stiefel bekommt, ganz davon zu schweigen, dass ihn Schlangen beißen, ihn ein Elefantenbulle angreifen oder das Sumpffieber niederwerfen könnte. Dafür sieht er aber auch nachts nicht eine Million Sterne am Himmel und hört keine Löwen brüllen.« Auch wenn er das mit einem verbindlichen Lächeln sagte, schwang in seiner Stimme unüberhörbar Zorn mit.
    »Die meisten Banken befinden sich nun einmal in London, Zürich und Berlin«, gab Julius zu bedenken. »An diesen Orten werden zwar die Stiefel zwangsläufig nicht besonders in Mitleidenschaft gezogen, doch kommt das gute Essen dabei zu kurz. Vielleicht aber gibt es auch in Rom oder Mailand die eine oder andere brauchbare Bank? Die Lombardei war bekanntlich in Gelddingen schon immer eine gute Adresse, und das Essen in Italien ist delikat. Und natürlich fertigt man da auch erstklassige Stiefel an.«
    »Ich werde deinen Rat befolgen; es gibt keinen besseren«, gab Marquand zur Antwort. Irgendetwas in seiner Miene ließ den Gedanken aufkommen, dass die Bedeutung dieser Worte weit über den eigentlichen Anlass hinausging.

    Sorokine wandte sich ab.
    Dunkeld sah zu Lady Parr hin. »Selbstverständlich ist es in Afrika gefährlich, denn dort geschehen schreckliche Dinge. Doch gilt das für London gleichermaßen. Überall, wohin der Mensch seinen Fuß setzt, stößt man auf seine Nachtseite.«
    Liliane sah ihn mit starren Augen an. Elsa musste daran denken, dass sie mit ebendem Ausdruck des Abscheus, den sie auf Lilianes Gesicht sah, schon Spinnen im Waschbecken betrachtet hatte. Sie konnte sich gut ausmalen, wie es weitergehen würde.
    »Im Zusammenhang mit Afrika ist mir nie der Gedanke an Dinge wie Elend, Ausbeutung und menschenunwürdige Lebensbedingungen gekommen, wie sie in manchen Teilen Londons gang und gäbe sind«, sagte Lady Parr zu Dunkeld. »Sicherlich ist dort, wie Sie sagen, alles sehr viel ursprünglicher, gibt es dort weniger Verderbtheit und Überdruss?«
    Dunkeld sah zu Quase hin, der zusammengesunken in seinem Sessel saß. »Was meinen Sie, Hamilton? Sie waren länger in Afrika als jeder von uns.«
    Quase öffnete die Augen ein wenig weiter und sah ihn an, was ihn offensichtlich Mühe kostete. »Ich finde, Barbaren gibt es auf der ganzen Welt«, sagte er, wobei er die Worte übertrieben deutlich aussprach. »Der einzige

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