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Die Tote von Buckingham Palace

Die Tote von Buckingham Palace

Titel: Die Tote von Buckingham Palace Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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Richtigkeit von Gracies Annahme.
    »Könnten Sie mir das wohl bügeln?«, fragte sie. »Das ist mir dummerweise ziemlich knittrig geworden, und ich möchte nicht, dass meine Zofe sieht, wie unachtsam ich war.«
    Vor Verblüffung entglitt Biddie das Eisen, sodass es dumpf auf das Bügelbrett prallte.
    »Verzeihung«, entschuldigte sich Mrs Sorokine. »Es war nicht meine Absicht, Sie zu erschrecken. Wir sind im Augenblick wohl alle ziemlich kribbelig.«
    »Ja, Ma’am«, sagte Biddie mechanisch. »Natürlich mach ich das. Lassen Se ’s einfach hier. Ich bring’s Ihn’ rauf, wenn’s fertig is’.«
    »Von mir aus können Sie sich den Weg sparen«, sagte Mrs Sorokine. »Ich kann gern eine Weile warten.«
    Biddie begann zu sagen, dass es ihr wirklich nichts ausmache, schluckte aber den Rest des Satzes herunter.
    Jetzt war Gracies Neugier geweckt. Wie sie Mrs Sorokine bisher kennengelernt hatte, schien diese Art von Rücksichtnahme nicht ihrem Wesen zu entsprechen. Sie blieb, wo sie war, und lauschte aufmerksam. Der Fußboden in der Waschküche konnte warten.

    »Ich habe volles Verständnis dafür, dass Sie Angst haben«, fuhr Mrs Sorokine im Gesprächston fort. »Mir geht es ebenso. Es muss ja wohl jemand gewesen sein, den Sie und ich am Vorabend der Tat gesehen haben. Vielleicht haben wir sogar mit ihm gesprochen.«
    »Ach je, da darf man gar nicht dran denken.« Biddie stieß einen leisen Seufzer aus.
    »Bestimmt verstehen Sie, warum ich mir Sorgen mache«, sagte Mrs Sorokine. »Schließlich verdächtigt die Polizei sogar meinen eigenen Mann.«
    »Das tut mir wirklich leid, Ma’am«, sagte Biddie in einem so betroffenen Ton, als sei ihr gerade in diesem Augenblick die Ungeheuerlichkeit der Situation aufgegangen. »Bestimmt komm’ die bald dahinter, dass er’s nich’ war.«
    »Meinen Sie?«, fragte Mrs Sorokine in neutralem Ton. »Wieso? Wissen Sie, wo er sich aufgehalten hat? Vermutlich haben Sie eine Menge gesehen, möglicherweise mehr, als die Polizei von Ihnen wissen wollte.« Ihre Röcke raschelten, vermutlich beugte sie sich vor. »Sie waren doch den ganzen Abend abwechselnd oben und unten, nicht wahr?«
    »Muss wohl so sein.« Gracie nahm an, dass das Bügeleisen inzwischen ziemlich kalt war, denn sie hatte noch nicht gehört, dass Biddie es gegen eins der heißen ausgetauscht hatte, die auf der Herdplatte bereitstanden.
    »Wie waren eigentlich die drei Frauen?«, erkundigte sich Mrs Sorokine. »Ich habe sie nicht einmal gesehen.«
    Aus ihrem Versteck konnte Gracie sehen, dass sich Biddies Rock ein wenig bewegte – vermutlich hatte sie die Achseln gezuckt. »Ziemlich gewöhnlich, Ma’am. Für jemand wie Sie is’ das sowieso nix.«
    »Ach bitte«, beharrte Mrs Sorokine. »Ich sage auch niemandem, dass ich es von Ihnen gehört habe. Ich muss es unbedingt wissen. Es gibt nur drei Verdächtige, und einer davon ist mein Mann. Bitte!«
    Vermutlich hatte Biddie in Mrs Sorokines Gesicht einen flehentlichen
Ausdruck gesehen, denn sie ließ sich erweichen. »Na ja, es war’n Weiber aus ’nem verruf’nen Haus, nich’ von der Straße. Ha’m eigentlich ziemlich sauber ausgeseh’n. Jedenfalls, so weit man das von außen merken konnte. War’n auch ganz manierlich angezogen.«
    »Aber sie waren … ich meine, berufsmäßige …«
    »Na sicher doch. Das hat man an der Art gemerkt, wie se geredet ha’m.«
    »Hatten Sie die früher schon einmal gesehen?«, bohrte Mrs Sorokine nach.
    Gracies Rücken wurde allmählich steif, aber sie wagte sich nicht zu rühren, damit niemand merkte, dass sie das Gespräch belauschte.
    »Nich’ dieselben«, sagte Biddie nach längerem Nachdenken. »Aber genau so welche.«
    »Kennt Mr Tyndale diese Frauen?« Mrs Sorokine war noch nicht ganz zufrieden.
    Biddie kicherte. »Wo denken Se hin, Ma’am. Der find’ das überhaupt nich’ in Ordnung, aber er darf natürlich nix sagen. Es is’ nich’ gut, wenn die feinen Herrschaften glau’m, dass man ’ne eigne Meinung hat.«
    »Gewiss«, stimmte ihr Mrs Sorokine zu. »Wer holt denn solche Frauen in den Palast?«
    »Ach, Ma’am … ich …«
    »Sie wollen doch sicher nicht behaupten, Sie wüssten das nicht«, sagte Mrs Sorokine ungläubig. »Jemand muss die doch eingelassen, nach oben geführt und dann den Herren gesagt haben, dass sie da waren. Hätten sie sonst nicht jeder beliebige andere Besucher sein können?«
    »Nee, nee, die war’n schon, was se war’n, Ma’am«, sagte Biddie sofort.
    »Wer hat das gesagt?«
    »Mr Dunkeld,

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