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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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darunter war. In der rechten hinteren Ecke, halb verborgen hinter einem deckenhohen, eintürigen Schrank, dessen Kanten abgestoßen und das Schloss herausgebrochen war, erregte ein dunkler Anzug Mabels Aufmerksamkeit. Mabels Augen weiteten sich, als sie einen Taucheranzug erkannte, und sie fragte: „Wem gehört der Taucheranzug?“
    Victor grinste. „Mir, hab’ früher mal getaucht, ist aber schon Jahre her. Ab einem bestimmten Alter sollte man nicht mehr unter Wasser gehen.“
    „Sie können tauchen?“ Mabel konnte ihr Glück kaum fassen, schnell sah sie sich auf dem Dachboden um. „Haben Sie auch noch funktionierende Sauerstofflaschen?“
    „Ich verstehe nicht …“
    Mabel nahm Victors Arm.
    „Ich schlage vor, ich mache uns jetzt eine Kanne Tee, und ich erzähle Ihnen alles, dann werden Sie verstehen.“ Eindringlichsah sie ihn an. „Victor, ich glaube, wir stehen kurz vor der Aufklärung des Mordes an Sarah Miller.“
    Eine Stunde, zwei Kannen Tee und mehrere Gläser besten Single Malts später saß Victor Daniels wie erschlagen in einem Sessel, schüttelte fassungslos den Kopf und murmelte immer wieder: „Ich glaube es nicht … ich kann es einfach nicht glauben … man wollte Sie töten …“
    Vorbehaltlos hatte Mabel ihm alles erzählt – von ihrem Treffen mit Alan Trengove, ihrer Vermutung, die Tote läge im See von Higher Barton, von Justin Parker, der ihre Cousine auf ihrem eigenen Besitz schamlos betrog, von Arthur Tremaines Feigheit und von dem furchtbaren Moment, als die Bremsen an ihrem Wagen versagten.
    „Haben Sie schon mit der Polizei gesprochen?“, fragte Victor, nachdem er sich einen weiteren Whisky eingeschenkt hatte.
    „Pah, Polizei!“ Mabel winkte verächtlich ab. „Dieser Warden wird mir wieder kein Wort glauben.“ Sie lehnte sich vor und sagte eindringlich: „Erst, wenn wir die Leiche gefunden haben, wird die Polizei etwas unternehmen.“
    „Damit haben Sie wahrscheinlich recht.“ Victor kratzte sich am Kinn, an dem graue Bartstoppeln sprießten. „Sie dürfen nicht nach Higher Barton zurückkehren. Die Gefahr, der Täter könnte einen zweiten Anschlag auf Sie verüben, nachdem der erste fehlgeschlagen ist, ist zu groß. Auf keinen Fall sollten Sie sich in der Nähe Ihrer Cousine aufhalten …“
    Mabel war Victor dankbar, dass er ihren Verdacht bezüglich Abigail ernst nahm, denn die Fakten sprachen eine immer deutlichere Sprache. Wahrscheinlich hatte Abigail vonJustin Parkers Untreue erfahren und vielleicht die Schlussfolgerung gezogen, dass er nur wegen des Geldes ein Verhältnis mit ihr unterhielt. In den letzten Wochen hatte Mabel ihre Cousine wieder gut genug kennengelernt, um zu spüren, dass sie ihren jungen Geliebten unter allen Umständen halten wollte. Wenn sie es nicht mit ihrem Körper, Geist und Herzen schaffte, dann würde sie eben für die glücklichen Stunden in seinen Armen bezahlen. Man las und hörte häufig von Frauen, die nicht in Würde alterten und hofften, mit einem jungen Mann an der Seite noch einmal jung zu sein. Sie empfand Mitleid mit ihrer Cousine, wenngleich deren Leidenschaft sie womöglich zur Verbrecherin hatte werden lassen. Abigail hatte unter allen Umständen verhindern müssen, dass eine junge und hübsche Frau in Higher Barton einzog. Warum hätte Justin sich weiter mir ihr, Abigail, abgeben sollen, wenn Sarah ebenso reich, zugleich aber attraktiv und sexy war? Nach einer Teilung des Vermögens wäre für Abigail wahrscheinlich noch genügend übriggeblieben, das Risiko, Justin an Sarah zu verlieren, wog da ungleich größer. Mabel wusste über die Vermögensverhältnisse von Higher Bartons zwar nicht genau Bescheid, nichts wies aber darauf hin, dass sich der Besitz in finanziellen Schwierigkeiten befinden könnte. Doch konnte es ein Zufall sein, dass Abigail sie, Mabel, gerade jetzt zur Erbin benannte? So sehr sie es auch drehte und wendete – Abigail hatte ein Motiv, Sarah Miller zu ermorden, ebenso die Gelegenheit und die Zeit gehabt, die Leiche unbemerkt aus der Bibliothek zu schaffen und sie im See zu versenken.
    Es hieß zwar, Blut wäre dicker als Wasser, und Abigail Tremaine war die einzig noch lebende Verwandte, die Mabel besaß, wenn sie allerdings einen Menschen auf demGewissen hatte, so würde Mabel sie nicht decken. Cousine hin oder her – der Gerechtigkeit musste genüge getan werden.
    „Wären Sie bereit, in den See zu tauchen?“ Mabels Augen leuchteten vor gespannter Erwartung. „Ich meine … wenn Sie es

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