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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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hatte ihr Gespräch mit Alan Trengove belauscht, ja, sie glaubte sogar, niemand habe überhaupt gesehen, wie sie sich mit dem Anwalt traf, dennoch musste jemand an ihren Bremsen herum gepfuscht haben. Ein Schauer lief Mabel über den Rücken, obwohl es im Taxi sehr warm war. Sie war überzeugt, der Unfall war bewusst herbeigeführt worden, jemand hatte gezielt ihren Wagen manipuliert, damit sieverunglückte, vielleicht sogar starb. Man wollte sie verstummen lassen. Es war ähnlich wie bei Michael Hampton und ganz sicher kein Zufall. Der einzige Mensch, mit dem Mabel jetzt sprechen wollte, war Victor Daniels. Sie hatte keine andere Wahl, als dem Tierarzt zu vertrauen, denn sie war am Ende ihrer Kräfte und wusste nicht, was sie noch tun konnte, um Sarah Millers Mörder zu überführen, ohne ihr eigenes Leben weiter zu gefährden.
    Es dunkelte bereits, als sie Lower Barton erreichte. In den letzten Tagen war der Ort anlässlich der Festwoche aufwendig geschmückt worden – farbenfrohe Girlanden spannten sich von Haus zu Haus über die Straßen, bunte Lichter blinkten an allen Ecken, und eine Gruppe Jugendlicher, die offenbar das Fest auf ihre Weise feierte, zog laut grölend und mit Bierflaschen in den Händen über die Hauptstraße. Auf dem Dorfanger befand sich ein kleiner Vergnügungspark mit Karussells, Schießbuden und Verkaufsständen. Die Fahrgeschäfte blinkten ebenfalls mit ihren bunten Lichtern, und laute Popmusik drang selbst durch die geschlossenen Scheiben des Wagens.
    „Ist schwer was los hier“, bemerkte der Taxifahrer und deutete auf den Rummelplatz. „Dorffest, oder?“
    „Ja, so etwas Ähnliches“, antwortete Mabel und war froh, als sie zwei Minuten später Victors Haus erreichten. In der Praxis brannte kein Licht, im oberen Stockwerk waren die Fenster jedoch hell erleuchtet. Mabel bezahlte den Fahrpreis, der ebenso hoch war wie ihr früherer Wochenlohn, stieg aus und ging auf das Haus zu. Victors Jeep stand in der Einfahrt. Auf ihr Klingeln rührte sich nichts im Haus, und sie drückte auf die Klinke. Die Tür war nicht verschlossen.
    „Victor?“, rief sie in dem schmalen Flur. „Ich bin es … Mabel. Wo sind Sie?“
    Niemand antwortete, und langsam stieg sie die Treppe zu den Wohnräumen hinauf. Mabel war kein ängstlicher Mensch, doch jetzt versuchte sie, so leise wie möglich zu sein. Irgendwo da draußen lief ein irrer Mörder herum, der nicht nur Sarah Miller getötet, sondern auch Anschläge auf Michael Hampton und auf sie selbst unternommen hatte. Sie zuckte zusammen, als sie plötzlich ein lautes Poltern hörte. Es kam vom Dachboden, folglich war jemand dort oben. Vorsichtig tastete sich Mabel die Treppe hinauf. Es polterte erneut, dann krachte etwas zu Boden und sie vernahm das Geräusch von splitterndem Glas.
    „Verdammter Mist!“
    Erleichtert atmete Mabel aus, denn die Stimme gehörte eindeutig Victor, der den Dachboden umzuräumen schien.
    „Victor“, rief Mabel laut. „Ich bin es, Mabel.“
    Als sie die letzte Treppenstufe erreicht hatte, tauchte Victor hinter einem Stapel Kisten auf. Spinnweben hingen in seinen Haaren, und sein Hemd war staubbedeckt.
    „Ach, Mabel, hab’ Sie nicht erwartet.“ Sein Blick fiel auf Mabels Verband und seine Augen weiteten sich erschrocken. „Was ist passiert?“
    „Das erzähle ich Ihnen gleich“, antwortete Mabel und sah sich um. „Was, in aller Welt, machen Sie hier?“
    „Wollt’ sehen, ob in dem Gerümpel was Brauchbares für den Basar ist.“ Mit einer Hand wischte er sich über die Stirn und hinterließ dabei einen dunklen Schmutzstreifen. „Hier muss mal gründlich aufgeräumt werden, war seit Jahren nicht mehr hier oben.“
    Der enge und niedrige Raum des Dachbodens war übersät mit Kartons, ramponierten und alten Möbel, Bergen von gebündelten Zeitschriften, dazwischen lagen alte Kleidungsstücke. Mabel erkannte, was eben geklirrt hatte – direkt zu Victors Füßen lagen Tausende von Glasscherben verstreut herum.
    „Dafür kann ich nichts“, betonte er. „Der Spiegel stand hinter einem Karton. Als ich den vorzog, ist er umgekippt.“
    „Ich denke, Sie können es verkraften“, antwortete Mabel mit einem Lächeln. „Oder hätten Sie den Spiegel noch gebraucht?“
    „Nee, wusste gar nicht, dass der da ist. Muss noch von meinem Vater stammen.“
    Langsam stieg Mabel über die Sachen. Es herrschte in der Tat ein heilloses Durcheinander von allen möglichen Dingen, sie bezweifelte jedoch, dass irgendetwas Brauchbares

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