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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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der Stofffetzen wäre Abfall. Mabel verließ das Zimmer und eilte in die Küche hinunter. Sie hatte Glück – Mrs Penrose war gerade dabei, eine Platte mit belegten Toastscheiben anzurichten.
    „Ah, Miss Clarence, ich mache Ihnen gerade etwas zu essen“, sagte die Haushältern freundlich, als Mabel in die Küche stürmte.
    „Mrs Penrose, haben Sie heute in meinem Zimmer geputzt?“
    Emma Penroses Lächeln erstarb und sie schüttelte den Kopf.
    „Ich habe Ihr Bett gemacht, wie jeden Tag. Gründlich geputzt wird nur samstags, dazu kommt ein Mädchen aus dem Ort. Ich allein kann die ganze Arbeit nicht schaffen, muss ja auch noch einkaufen und kochen. Warum, ist etwas nicht in Ordnung?“ Die Haushälterin sah Mabel fragend an.
    Mabel hatte die Antwort beinahe erwartet. Sie sah Mrs Penrose fest in die Augen und sagte: „Ich vermisse ein Stück Stoff, das auf der Kommode lag. Haben Sie es vielleicht an sich genommen?“
    „Wo denken Sie hin!“ Mrs Penrose ließ das Messer fallen und hob entrüstet beide Hände. „Ich entwende doch nichts aus Ihrem Zimmer, Miss. Sie wollen mir nicht ernsthaft unterstellen, ich könnte …“
    „Bitte, beruhigen Sie sich!“ Mabel beeilte sich, die Haushälterin zu beschwichtigen. „Es hätte ja sein können, dass Sie den Stofffetzen für Müll gehalten und ihn fortgeworfen haben. Es handelt sich um ein Stoffmuster der Kostüme für die Theateraufführung in Lower Barton.“
    Emma Penroses Lippen wurden schmal. „Ich habe nichts gesehen und auch nichts entwendet, Miss Clarence. Sie müssen sich irren.“
    Ja, ebenso wie ich mich geirrt habe, als ich eine Leiche in der Bibliothek fand, dachte Mabel und ballte die Hände hinter ihrem Rücken zu Fäusten. Sie war sich sicher, nocham Vormittag, während sie ihr Haar gekämmt hatte, das Stück Stoff aus Sarah Millers Kostüm auf der Kommode gesehen zu haben.
    „Nun, wahrscheinlich irre ich mich tatsächlich“, sagte Mabel mühsam beherrscht. „Es ist auch nicht so wichtig.“ Sie deutete auf die Platte. „Ich nehme die Sandwichs gleich mit auf mein Zimmer, wenn es recht ist.“
    Wortlos schob ihr Mrs Penrose die Platte hin und würdigte Mabel keines weiteren Blickes. Während Mabel die Treppe hinaufging, wusste sie, jemand hatte den Stofffetzen – das einzige Beweisstück von Sarah Millers Tod in diesem Haus – absichtlich weggenommen und vernichtet. Sie überlegte, ob es Sinn machte, den Hausmüll zu durchsuchen, verwarf den Gedanken aber gleich wieder. Dieser Jemand hatte sicher dafür gesorgt, dass der Fetzen nicht mehr auffindbar sein würde.
    Mabel ließ sie Sandwichs unberührt stehen, der Appetit war ihr vergangen. In diesem Haus ging etwas Seltsames vor. Entschlossen straffte Mabel die Schultern. So leicht würde sie sich nicht einschüchtern lassen.

8
    In den nächsten Tagen widmete Mabel ihre Zeit Abigail, zumal das Wetter regnerisch und trüb war und nicht gerade zu Spaziergängen einlud. Am Freitagvormittag fuhr Justin Parker die beiden Damen nach East Looe, Abigail hatte einen Termin in dem Kosmetikinstitut vereinbart.
    „Soll ich für dich ebenfalls einen ausmachen?“, hatte sie Mabel gefragt und die Cousine dabei von oben bis unten gemustert. „Deine Gesichtshaut wäre für eine Verwöhnbehandlung dankbar. Sie machen da ganz hervorragende Masken aus Honig und Schokolade.“
    Mabel hatte dankend abgewinkt und gemeint: „Lass mich raten – die Maske wird dann nicht abgenommen, sondern abgeleckt, oder?“, woraufhin Abigail einen Flunsch gezogen und gemurmelt hatte, Mabel müsse etwas mehr auf sich achten. Mabel nahm das ihrer Cousine nicht übel, ihre Welt waren nun mal nicht Kosmetikstudios und Modeboutiquen. Als Krankenschwester war für Eitelkeit weder Platz noch Zeit gewesen, und Mabel hatte es seit Jahren aufgeben, sich für andere hübsch zu machen. Selbstverständlich achtete sie darauf, ordentlich gekleidet und gepflegt zu sein, färbte ihre grauen Haare jedoch nicht, und ihre Kleidung mochte vielleicht nicht der neusten Mode entsprechen, war aber bequem und praktisch. Seit ihrer Kinderzeit war Abigail immer die Hübschere von ihnen beiden gewesen und hatte immer großen Wert auf ihr Äußeres gelegt. Als Lady Tremaine und Herrin eines großen Landhauses musste Abigail auch repräsentative Pflichten erfüllen, und von einer Lady erwartete man, dass sie ihre Kleider nicht bei Marks & Spencer kaufte. Drei- bis viermal im Jahr fuhr Abigail nach London, um sich dort einzukleiden.
    „Meistens werde ich

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