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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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alle Frauen klatschen gern.“
    Mabel war kurz davor, ob dieser Beleidigung aufzustehen und zu gehen, die Chance, von Victor etwas zu erfahren, wollte sie sich aber nicht entgehen lassen. Daher sagte sie kühl: „Zusammen mit Rachel Wilmington soll ich die Kostüme für die Aufführung anfertigen, und das Mädchen scheint mir etwas verschreckt zu sein. Ich dachte nur, es wäre hilfreich zu wissen, was mit ihr los ist, wenn ich mit ihr zusammenarbeite.“
    Entweder bemerkte der Tierarzt Mabels Missstimmung nicht oder es war ihm gleichgültig. Mabel schätzte, beides war der Fall, denn Victor machte nicht den Eindruck, als würde er sich darum scheren, wie sein Verhalten und seine Worte auf andere wirkten.
    „Nun, Rachel hat ihre Mutter getötet.“
    „Was?“ Mabel verschluckte sich an dem Tee und musste husten. Natürlich machte Daniels keine Anstalten, ihr auf den Rücken zu klopfen. Wieder zu Atem gekommen, keuchte sie: „Das ist nicht Ihr Ernst!“
    „Würd’ es nicht sagen, wenn’s nicht stimmen würde“, brummte Victor. „Erst wollen Sie wissen, was mit dem Mädchen ist, dann glauben Sie mir nicht. Warum fragen Sie dann?“
    Mabel atmete mehrmals tief ein und aus, bevor sie ruhig antwortete: „Selbstverständlich glaube ich Ihnen, es scheint mir nur so unwahrscheinlich, dass dieses zierliche Mädchen so etwas getan haben soll.“
    „Tja, meine Worte waren vielleicht etwas hart“, lenkte Victor ein. „Rachel wurde freigesprochen. Es gibt aber viele, allen voran ihr eigener Vater, die ihr vorwerfen, die Mörderin ihrer Mutter zu sein. Es war ein Autounfall, und das Mädchen saß am Steuer. Sie hatte erst wenige Tage den Führerschein. Sie und ihre Mutter wollten nach Truro, einkaufen. Kam eh selten vor, dass die beiden was zusammen unternahmen, denn Mrs Wilmington hatte es nie leicht gehabt mit vier Kindern und einem Mann, der säuft wie ein Loch. Es war März, es war neblig, und wahrscheinlich gefror der Nebel auf der Straße. Es war auf der A390, kurz hinter Lostwithiel. Das Auto schleuderte, schoss von der Straße, überschlug sich und prallte gegen einen Baum. Mrs Wilmington war auf der Stelle tot, und Rachel kann seitdem nicht mehr richtig laufen. Sie hat Glück gehabt, nicht im Rollstuhl zu enden.
    „Wann war das?“, warf Mabel ein.
    „Lassen Sie mich nachdenken …“, Victor runzelte die Stirn, „muss jetzt fünf Jahre her sein.“ Er nickte, um seine Worte zu bestätigen. „Ja, vergangenen März waren es genau fünf Jahre. Ich weiß das so genau, weil die Rottweiler Hündin vom alten Sam damals einen Wurf mit zwölf Jungen hatte. War eine schwere Geburt, die Hündin wäre beinahe draufgegangen, wir haben aber alle Welpen durchgebracht.“
    „Das ist ja furchtbar!“ Mabel holte tief Luft, und Victor grinste.
    „Das fand Sam zuerst auch, schließlich hat er mit sechs oder sieben, aber nicht mit zwölf Welpen gerechnet …“
    „Sie sind unmöglich.“ Mabel schlug leicht nach Victors Arm. „Ich finde die Sache mit Rachel schrecklich. Kein Wunder, dass das Mädchen so verschüchtert und zurückhaltend ist.“
    „Ja, kann man verstehen. Ihr Vater säuft seitdem von früh bis spät, hat längst keine Arbeit mehr und lebt von der Stütze. Rachel kümmert sich um den Haushalt und um ihre drei jüngeren Geschwister, die alle noch zur Schule gehen. Ihr Vater lässt keine Gelegenheit verstreichen, sie daran zu erinnern, dass sie ihre Mutter auf dem Gewissen hat.“
    In Mabels Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Sie verfügte über eine gute Menschenkenntnis und hatte gleich gespürt, dass Rachel Wilmington kein gewöhnliches Mädchen war. Nicht allein ihr wenig anziehendes Äußeres machte ihre Schüchternheit aus, nein, es steckte mehr dahinter.
    „Kennen Sie auch Sarah Miller?“, fragte Mabel direkt.
    „Sarah Miller?“ Victor zuckte die Schultern. „Nie gehört. Die ist nicht aus dem Ort.“
    „Sarah Miller hätte die Mary Lerrick spielen sollen, ist aber seit ein paar Tagen verschwunden.“ Mabel wusste nicht, warum sie dem Tierarzt davon erzählte. Wahrscheinlich war es die warme und gemütliche Atmosphäre des Tearooms, die sie spüren ließ, dass sie unbedingt mit jemandem über ihre Entdeckung sprechen wollte.
    „Na und?“ Ein erneutes Schulterzucken, dann sah Victor auf seine Uhr. „Es tut mir leid, ich hab’ einen Termin.“
    Mabel verstand. „Danke für Ihre Zeit, Victor“, sagte sie, während sie sich erhob. „Sie können eigentlich ganz nett sein, wenn Sie

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