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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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hinter Mabel.
    Mabel bot ihr die Hand zum Gruß, Rachel ergriff sie zögerlich. Ihre Hand war kalt und ein wenig feucht.
    „Es freut mich, dich kennenzulernen, Rachel“, sagte Mabel freundlich. „Möchtest du mir jetzt die Sachen zeigen?“
    Das Mädchen nickte. „Sie sind in einem Raum im ersten Stock.“
    Eric Cardell lächelte zufrieden. „Ich schließe dann vorne gleich ab, ihr könnt durch den Hinterausgang rausgehen.“
    Mabel folgte dem Mädchen durch einen schmalen, muffig riechenden Flur und über eine gewundene Treppe ins Obergeschoss. In einem kleinen Raum, der bis unter die Decke mit Gerümpel vollgestopft war, zog Rachel mehrere Pappkartons, ähnlich denen, die man für Umzüge verwendete, hervor und öffnete die Deckel.
    „Das sind die Kostüme vom letzten Jahr.“ Ihre Stimme war leise, und sie sah Mabel immer noch nicht an. „An den meisten sind die Säume abgerissen, an einigen lösen sich die Applikationen auf den Oberteilen, und acht Kleider müssen entweder weiter oder enger gemacht werden. Dann müssen wir noch drei Gewänder für die Männer umnähen, und das für den Henker sogar ganz neu nähen.“
    Mabel nahm ein Kostüm in die Hand, bemüht, sich ihre Erregung nicht anmerken zu lassen. Es handelte sich eindeutig um die Art von Kleid, das die Tote auf Higher Barton getragen hatte und von dem jetzt ein Fetzen herausgerissenen Stoffs in ihrem Zimmer lag. Es war die gleiche Farbe und das gleiche Material.
    „Hat Sarah auch so ein Kleid gehabt?“, fragte Mabel gerade heraus und war über das Erschrecken in Rachels Augen überrascht.
    Das Mädchen wich einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände.
    „Eric sagt, Sarah habe das Kleid gestohlen, das ist aber nicht wahr. Sie hat es nur mit nach Hause genommen, um selbst eine Kante zu säumen. Ganz sicher hätte sie es wieder zurückgebracht, und sie kommt auch wieder zurück. Ja, Sarah wird wiederkommen, sie lässt uns nicht einfach im Stich.“
    Mabel sah, wie Rachels Augen feucht wurden. Sie legte das Kleid zur Seite und versuchte, Rachels Arm zu berühren, doch das Mädchen wich zur Seite.
    „Rachel, möchtest du mir von Sarah erzählen?“, fragte Mabel einfühlsam. Im Laufe ihres Berufslebens hatte sie gelernt, nicht nur auf physische, sondern auch auf psychische Veränderungen zu reagieren. Vielleicht waren sie und Sarah über die Theaterarbeit hinaus befreundet gewesen. „Aus euren Gesprächen habe ich herausgehört, dass Sarah die Hauptrolle spielen sollte, aber inzwischen verschwunden ist.“
    „Sie ist nicht fort.“ Zu Mabels Freude schien Rachel bereit zu sein, Auskunft zu geben. „Das würde Sarah nie machen. Michael hält sie zwar für ein Flittchen, das ist sie aber nicht.“
    „Michael?“, hakte Mabel nach.
    „Der arrogante Beau mit den schwarzen Haaren“, erklärte Rachel. „Nur weil er bei Sarah nicht landen konnte, unternimmt er alles, um sie in den Dreck zu ziehen.“
    „Dann war … ist“, korrigierte Mabel sich hastig, „Sarah ein hübsches und nettes Mädchen?“
    „Das schönste, das ich kenne.“ Für einen winzigen Moment leuchteten Rachels Augen, sie senkte aber schnell den Kopf. „Viel schöner als Jennifer Crown, obwohl diese dumme Kuh glaubt, die nächste Miss England zu werden, und alle müssten ihr zu Füßen liegen, um ihre Schuhe zu lecken.“
    Mabel hätte dem schüchternen Mädchen eine solch direkte Ausdrucksweise nicht zugetraut.
    „Und dieser Michael wollte also … er wollte mit Sarah ausgehen?“, fragte sie interessiert.
    Rachel lachte, aber es war ein unfrohes Lachen. „Oh, Michael hält sich für den schönsten Mann von ganz Lower Barton,darin sind er und Jennifer sich einig. Die beide waren mal ein Paar, aber als Sarah kam, wandte Michael schnell sein Interesse ihr zu, seitdem sprechen er und Jennifer nur noch das Nötigste miteinander.“
    „Seit wann ist Sarah eigentlich verschwunden?“ Mabel bemühte sich, beiläufig zu klingen, damit Rachel nicht misstrauisch wurde.
    „Seit letztem Wochenende.“ Rachel legte nachdenklich eine Fingerspitze auf ihre Nase. „Am Samstagabend nach der Probe sagte sie, sie hätte etwas zu erledigen, und am Sonntag meinte ihre Wirtin, dass sie am Vortag abgereist wäre.“ Rachel schüttelte den Kopf. „Ich verstehe das nicht. Bei der Probe war Sarah wie immer, sie hätte mir gesagt, wenn sie an dem Abend hätte wegfahren wollen.“
    „Sie hat doch sicher ein Handy, oder? Hast du nicht versucht, sie anzurufen?“
    „Natürlich, wir alle

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