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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Mann aus?“, fragte Mabel interessiert.
    „Na, reich eben oder zumindest so, dass er sicher nicht von der Stütze leben muss. Er trug einen dunklen Anzug mit Weste, ein weißes Hemd und er fuhr einen Bentley.“ Pat kicherte. „Eine Nachbarin bemerkte das Auto, und der sind beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen. Die hatte wohl noch nie einen so schicken Wagen gesehen.“
    „Sie wissen nicht zufällig, warum der Mann Sarah aufsuchte?“, hakte Mabel nach, die eine Spur witterte. „Vielleicht war es ihr Freund?“
    „Nee, dazu war er zu alt, sicher über vierzig, und Sarah stand nicht auf ältere Typen.“
    Mabel fing den Ball geschickt auf. „Hatte sie denn einen Freund? Oder sonst jemanden, der ihr nahestand?“
    Pat grinste und zwinkerte Mabel verschwörerisch zu.
    „Sarah stand nicht nur nicht auf ältere Typen, sie stand überhaupt auf nicht Typen, wenn Sie verstehen, was ich meine. Darum waren wir auch nicht befreundet, denn in den Kneipen und Discos, in denen Sarah sich herumtrieb, setze ich keinen Fuß. Ich hab’ nichts gegen Lesben, muss mich aber nicht unbedingt mit denen abgeben. Die sind mir alle irgendwie zu … hart … zu wenig weiblich eben.“
    „Sarah war …“ Mabel holte tief Luft, zu schockiert, das Wort auszusprechen. Sie stammte eben noch aus einer anderen Generation. Einer Generation, in der Homosexualität ignoriert und totgeschwiegen wurde. Dies hatte sich zwar inzwischen geändert, Mabel war bis jetzt aber nie einer Frau begegnet, die Frauen liebte, jedenfalls nicht wissentlich.
    „Na, das ist jatoll!“ Victor lachte laut auf. „Kein Wunder, dass Michael nicht bei ihr landen konnte. Geschieht im ganz recht.“
    In Mabels Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander. Plötzlich ergab alles ein anderes Bild. Sie musste unbedingt wissen, was es mit dem Mann in dem Anzug auf sich hatte, darum fragte sie Pat eindringlich: „Und Sarah hat wirklich nicht gesagt, was der Mann von ihr wollte? Sie hat auch keinen Namen erwähnt oder sonst irgendetwas?“
    „Nein, wenn ich es Ihnen doch sage.“ Pat schaute auf ihre Armbanduhr und ihre Stimme klang genervt, als sie sagte: „Ich muss jetzt gehen, bin eh schon zu spät dran. Wenn Sie Sarah finden, dann richten Sie ihr aus, dass sie aus der Wohnung fliegt, wenn ich das Geld für die Miete nicht kriege.“
    Pat ging zur Tür und gab damit das deutliche Zeichen, dass Mabel und Victor gehen sollten. Überrascht hörte Mabel, wie Victor fragte: „Wir würden gerne einmal in Sarahs Zimmer schauen, Miss Pat. Das ist doch sicher möglich, oder? Wir ziehen dann die Tür nachher hinter uns zu.“
    Pat zögerte, gab sich dann aber einen Ruck.
    „Warum nicht. Sie hat eh das meiste mitgenommen und kaum was dagelassen, was sich zum Verscherbeln lohnen würde, damit ich wenigstens etwas Cash bekäme. Die Möbel gehören ohnehin zur Wohnung.“
    Sarah Millers Zimmer war zwar in Größe und Schnitt dem Zimmer von Pat ähnlich, von der Einrichtung und vor allen Dingen von der Ordnung her jedoch das völlige Gegenteil. Der Raum war spartanisch möbliert – ein Bett, ein Tisch mit zwei Stühlen, ein durchgesessener Sessel mit einem zerschlissenen Blümchendruckbezug und ein Schrank, in dem nur eine Winterjacke und eine alte Jeans hingen. Ein paar Bücher – „Die Geschichte des Theaters“, „Das Theater im Wandel der Zeit“, „Die großen Diven des frühen Hollywoodfilms“ und, zu Mabels Erstaunen, der Roman „Vom Winde verweht“ – lagen ordentlich auf dem Tisch. Mabel scheute sich, die fremden Sachen durchzusehen, Victor kannte jedoch keine Skrupel. Er schaute sogar unters Bett, doch es schien, als hätte Sarah Miller tatsächlich mit Sack und Pack Bristol verlassen. Ebenso, wie sie mit allem, was sie besaß, aus Lower Barton verschwunden war. Gedankenverloren nahm Mabel Margaret Mitchells Bestseller in die Hand, dabei sah sie, dass unter dem Buch ein weißes Kärtchen lag.
    „Alan Trengove …“, las sie laut vor, und Victor fuhr auf.
    „Der Anwalt aus Truro?“
    „Sie kennen den Namen?“ Tatsächlich hielt Mabel die Visitenkarte eines Anwaltes mit einer Adresse in Truro in den Händen.
    „Nun, man kennt sich in Cornwall“, erwiderte Victor ausweichend. Mabel meinte, eine leichte Unsicherheit in seiner Antwort zu spüren, vielleicht bildete sie sich das aber auch nur ein.
    „Trengove ist ein häufiger Name“, sagte Mabel und beobachtete Victor genau. „Ebenso wie der Vorname Alan, und Truro liegt ein ganzes Stück von Lower Barton

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