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Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi

Titel: Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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Frauen, die am Freitag- oder Samstagabend mit Blutergüssen im Gesicht oder am ganzen Körper kamen und behaupteten, sie hätten sich an einer Schrankecke gestoßen oder wären die Kellertreppe heruntergefallen. Dabei wusste Mabel ebenso wie jeder Arzt, dass die Prellungen häuslicher Gewalt entsprangen, doch nur wenige Frauen waren bereit, dies zuzugeben oder gar ihre Ehemänner anzuzeigen.
    Mabel seufzte und drängte Rachel sanft in Richtung der Tür, hinter der sie die Küche vermutete. Zwei halbwüchsige Jungen und ein hübsches Mädchen im Teenageralter starrten sie aus großen Augen an.
    „Lasst mich mal mit eurer Schwester allein“, sagte Mabel autoritär und mit einem Blick, mit dem sie schon so manchen Patienten gebändigt hatte. Die Kinder folgten auch sofortund stoben aus der Küche. Mabel schloss die Tür, drückte mit sanfter Gewalt Rachel auf einen Stuhl und sah sich in der Küche um. Auf dem Herd köchelte ein Suppentopf, und der Tisch war bereits zum Abendessen gedeckt.
    „Ich mach uns einen Tee“, sagte Mabel, doch Rachel hob den Kopf.
    „Bitte, Sie müssen wieder gehen!“ Ihre Stimme klang flehend und Mabel hörte, dass sie geweint hatte. „Bitte, bevor
er
wiederkommt.“
    „Wer? Dein Vater?“ Rachel zuckte wie unter einem Schlag zusammen, denn Mabel hatte ins Schwarze getroffen. Victors Schilderungen über Denzil Wilmington waren nicht übertrieben gewesen. „Warum hat er dich geschlagen?“
    Rachel machte keinen Versuch zu leugnen. Als sie eine Hand hob, um die Sonnenbrille abzunehmen, rutschte der weite Ärmel ihres leicht schmuddeligen T-Shirts nach hinten und gab den Blick auf Blutergüsse an ihrem Handgelenk frei. Es sah ganz so aus, als wäre Rachel mit Gewalt festgehalten worden.
    „Warum?“ Mabel sagte nur das eine Wort, und Rachel verstand.
    Sie lächelte bitter.
    „Vater möchte nicht, dass ich bei der Theatergruppe mitmache. Er hält es für Zeitverschwendung und hat die Kostüme, die ich zu Hause hatte, mit Motorenöl übergossen und mir verboten, heute das Haus zu verlassen. Oh, ich kann Eric ohnehin nicht mehr unter die Augen treten, die ganzen Sachen sind ruiniert.“
    Obwohl Mabel vor Zorn auf Rachels Vater beinahe platzte, versuchte sie, so ruhig wie möglich zu bleiben. Wenn sie sich aufregte, war Rachel nicht geholfen.
    „Ich nehme die Kostüme mit, mach dir keine Sorgen. Man wird sie bestimmt waschen können, die Haushälterin meiner Cousine bekommt das schon wieder hin. Eric hat mich geschickt, um die Sachen zu holen, er braucht sie bis zum Wochenende.“ Sie setzte sich Rachel gegenüber und nahm ihre Hand. „Du musst dir nicht gefallen lassen, dass dein Vater dich schlägt. Du bist volljährig und …“
    „Ich kann nicht gehen.“ Rachels Blick glich dem eines waidwunden Rehs. „Wenn ich gehe, dann lässt er es an meinen Geschwistern aus, und die sind noch so jung. Außerdem … ich hab’ ja selbst schuld, weil ich …“ Erschrocken brach Rachel ab, und Mabel vollendete den Satz.
    „Weil du meinst, deine Mutter getötet zu haben?“
    „Woher wissen Sie das?“ Rachel zeigte erneut ein bitteres Lächeln. „Natürlich, das Gerede geht im Ort rum, bestimmt hat Michael Ihnen brühwarm erzählt, dass ich eine Mörderin bin.“
    „Du bist keine Mörderin, es war ein Unfall“, sagte Mabel bestimmt. „Du musst anfangen, dich gegen deinen Vater zu wehren.“
    Plötzlich flackerten Rachels Augen panisch. Hastig sprang sie auf und eilte zur Tür.
    „Bitte, gehen Sie jetzt! Vater wird jeden Moment aus dem Pub kommen. Wenn er Sie hier findet, wird er nur noch wütender, besonders wenn er getrunken hat.“
    Mabel erhob sich und folgte Rachel in den Flur. Aus einer Ecke holte Rachel eine Plastiktüte und drückte sie Mabel in die Hand.
    „Die Kostüme“, flüsterte das Mädchen. „Vielleicht sind sie ja wirklich noch zu retten.“
    Mabel seufzte und ging Tür. Sie wusste, im Moment konnte sie nichts ausrichten. Rachel Wilmington war eine erwachsene,mündige Frau. Solange sie die Misshandlungen durch ihren Vater nicht selbst zur Anzeige brachte, konnte ihr niemand helfen. Sie wollte gerade Rachel über ihren Besuch in Bristol ein paar Worte sagen, da bemerkte sie, wie sich der Blick des Mädchens voller Angst auf die Straße richtete. Ein älterer Mann in unordentlicher Kleidung schwankte den Gehweg entlang, und Mabel verstand.
    „Ich gehe ja schon“, sagte sie. „Versuche, zur nächsten Probe zu kommen, wir müssen unbedingt in Ruhe miteinander reden. Es

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