Die Tote Von Higher Barton: Ein Cornwall-Krimi
gerötet, und sie enthielt sich eines Kommentars. Mabel hatte das Bedürfnis, ihrer Cousine zur Seite springen zu müssen, wenngleich keiner der Gäste von deren Beziehung zu dem Chauffeur wissen konnte.
„Es könnte doch auch Liebe sein“, sagte Mabel. „Ich denke, Liebe ist unabhängig vom Alter. Wenn es normal sein soll, dass ein älterer Herr eine junge Frau liebt – warum sollte es andersherum nicht ebenso sein?“
„Gut gesprochen.“ Mr Hampton, der sich bisher an der Diskussion nicht beteiligt hatte, klopfte mit dem Stiel seines Löffels auf den Tisch. „Das sehe ich ebenso, wobei ich zugeben muss, ich hätte wahrscheinlich ein Problem, wenn unser Sohn mit einer deutlich älteren Frau nach Hause käme und sie uns als künftige Schwiegertochter vorstellen würde.“
„Michael und eine ältere Frau?“ Clara Hampton kicherte. „Mein lieber Richard, darüber brauchen wir uns gewiss keine Sorgen zu machen, denn die Mädchen liegen Michael zu Füßen. Er hat die freie Auswahl unter allen jungen Damen der Gegend.“
Mabels Herz klopfte vor Aufregung, als sie fragte: „Michael Hampton ist Ihr Sohn?“, fragte sie. „Ich meine den Michael, der in dem Stück anlässlich des Festes den Prinzen spielt.“
„Ja, das ist unser Sohn!“ Clara Hampton nickte stolz. „Er spielt die Rolle nun schon das dritte Jahr, und wir können von Glück sagen, dass er wieder Jennifer Crown zur Partnerin hat – zumindest ist sie von hier. Ein paar Wochen musste er sich mit so einer Hergelaufenen abgeben! Darüber hat Michael jeden Abend, wenn er von der Probe kam, geschimpft. Nun, das Thema hat sich ja glücklicherweise erledigt.“
„Das ist verständlich“, sagte Mabel in kühlem Ton, um ihre Aufregung zu verbergen. „Immerhin sind Ihr Sohn und Jennifer ein Paar.“
„Jennifer Crown!“ Clara Hampton zog verächtlich die Mundwinkel nach unten, ihr Blick war beinahe angewidert, als sie fortfuhr: „Da müssen Sie sich irren, Miss. Die beiden spielen zwar zusammen, aber unser Sohn und diese kleine Schlampe …“
„Clara, ich bitte dich!“, unterbrach ihr Mann, während die Pfarrersfrau entsetzt die Augen aufriss. „Miss Crown mag zwar nicht aus den besten Kreisen stammen, dennoch sollten wir sie nicht beleidigen.“
„Ich beleidige niemanden, ich sage nur die Wahrheit.“ Clara Hampton sah in die Runde. „Jeder in Lower Barton weiß, wie leicht Jennifer zu haben ist und dass sie nur am Geld ihrer jeweiligen Liebhaber interessiert ist. Sie soll nur versuchen, sich an unseren Michael ranzumachen, dann bekommt es die junge
Dame
“, sie sprach das Wort voller Verachtung aus, „mit mir zu tun.“
„Und was hielten Sie von Sarah Miller?“ Mabel sah Clara Hampton herausfordernd an. „Ich hörte, Ihr Sohn zeigte Interesse an der jungen Schauspielerin.“
„Mabel!“ Abigails strenger Blick traf Mabel. „Wir sollten jetzt über den Basar sprechen, nicht wahr?“
„Da haben Sie recht, Mylady.“ Der Pfarrer seufzte erleichtert. „Es ist nicht sonderlich nett, über Leute zu sprechen, die nicht anwesend sind.“
Abigail erhob sich. „Whisky und Cognac werden im Rauchzimmer serviert, meine Herren.“ Sie sah zu den Damen. „Den Kaffee nehmen wir am besten im Salon ein.“
Mabel verbiss sich ein Grinsen. Offenbar hielt Abigail an der verstaubten Tradition, dass sich die Gäste nach dem Dinnertrennten, damit die Herren unter sich sein konnten, fest, obwohl dies seit Mitte des letzten Jahrhunderts nicht mehr üblich war. Sie hatten gerade das Speisezimmer verlassen, als Victor Daniels die Halle betrat. Er trug dunkelgrüne Kniebundhosen, ein kariertes Hemd und seine obligatorische senfgelbe Cordjacke, die Gummistiefel über und über mit Schmutz bedeckt. Als er Abigail sah, neigte er kurz den Kopf.
„’Tschuldigung, Lady Abigail, die Sau wollte sich mit dem Werfen einfach nicht beeilen.“
Abigail zog pikiert eine Augenbraue in die Höhe und erwiderte beherrscht: „Wie schön, dass Sie noch gekommen sind, Doktor. Wir sind mit dem Essen bereits fertig, meine Haushälterin kann Ihnen aber gerne eine Portion aufwärmen.“
„Ist nicht nötig.“ Victor winkte ab. „Hab’ auf der Farm schon ’ne Schüssel Eintopf bekommen.“ Er sah Mabel an. „Kann ich Sie kurz sprechen?“ Mit einem Seitenblick auf Abigail fügte er leise hinzu: „Unter vier Augen.“
Abigail runzelte zwar die Stirn, Mabel nickte aber und folgte dem Tierarzt vor die Tür.
„Sie hätten sich umziehen sollen.“ Mabel kräuselte
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